BERLIN. (hpd) Bruno Osuch, Vorsitzender des HVD Berlin, reflektiert die Zeit zwischen dem 9. April 2009 bis zum 7. Juli 2010, dem Tag, an dem die vom Landesverband Berlin des Humanistischen Verband Deutschlands einberufene unabhängige Untersuchungskommission die Vorwürfe gegen ihn endgültig als haltlos beschreibt.
Der Sachverhalt in Kürze: Die Berliner BürgerInnen waren zu einer Volksabstimmung für den 26. April 2009 aufgerufen. Es ging um das im September 2008 gestartete Volksbegehren von „Pro Reli“, Religion an den Berliner Schulen als Wahlpflichtfach einzuführen. Ein „Berliner Glaubenskrieg“ entflammt und Dr. Bruno Osuch, Vorsitzender des HVD Berlin sieht sich Vorwürfen gleich einem Rufmord gegenüber und reichte vor den Landgerichten Berlin und Hamburg Klagen ein gegen „Die Welt“, „Berliner Morgenpost“, „FAZ“, die sich in ihrer Berichterstattung auf Unterlagen der Birthler-Behörde bezogen. Die Vorwürfe lauteten auf Verbindungen zu einer militärischen Organisation des DDR-Staatssicherheitsdienstes und damit zum Staatssicherheitsdienst der DDR selbst. Diese Berichterstattungen wurden als haltlos zurückgewiesen, Bruno Osuch bekam vor den Gerichten Recht.
Um Transparenz herzustellen, berief der Humanistische Verband Deutschland eine unabhängige Untersuchungskommission ein, unter dem Vorsitz von Dr. Barbara John, der Vorsitzenden des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Das Ergebnis liegt vor, die Vorwürfe sind haltlos. Abseits der formaljuristischen Bewertung ist damit für Bruno Osuch, als Vorsitzender des HVD-Landesverbandes Berlin eine der wichtigen Personen des organisierten Humanismus, nun endgültig seine völlige Integrität wieder hergestellt. Ein Gespräch mit dem Betroffenen.
hpd: Hast Du je in Erwägung gezogen, im Zentrum einer Diffamierung zu stehen und wie hat es sich angefühlt, gezielt und placiert öffentlich angegriffen zu werden?
Bruno Osuch: „Es begann am Sonntag vor Ostern 2009. Und im Jahr 2008 einen Vorläufer mit einen Artikel gegen den Humanistischen Verband insgesamt, gegen Frieder Otto Wolf und gegen mich. Wir haben versucht, die damaligen Angriffe mit einer Gegendarstellung richtig zu stellen.
Und jetzt im April 2009 diese Angriffe - das war zunächst ein Schock – für mich, meine Familie, für den Verband, für alle Beteiligten. Gleichzeitig zeigte sich eine starke Solidarität, die bis in die Pro Ethik-Kampagne hinein reichte einschließlich dem Schirmherrn Walter Momper und all denjenigen, die den Humanistischen Verband näher kannten. Sie haben sich nicht beirren lassen. Das wiederum hat mir Kraft gegeben. Insgesamt bin ich dadurch ein Stück gelassener gegenüber politischen Anfeindungen geworden.“
Die Angriffe sind beendet. Hat sich eine eher positive Veränderung ergeben?
„Ja, das ist so, obwohl es immer Menschen geben wird, die Aufklärung nicht wahrnehmen wollen und bei denen Negatives prinzipiell konserviert wird.“
Hat sich Deine Grundhaltung zu religiösen Funktionären durch diese Erfahrungen verändert?
„Es sind Leute im politischen Spektrum, von denen die Angriffe stammen, das sind richtige Feinde und Seilschaften. Und es gibt ein ganzes Netzwerk von rechtskonservativen Leuten, die bereit waren, einfach aufzuspringen und mitzumachen.“
Zur Birthler-Behörde. Bei mir ist angekommen, dass man dort anders gehandelt hat als man es hätte tun dürfen.
„Ganz und gar richtig. Die haben sich kolportieren lassen. Das war auch die Einschätzung des Kuratoriums des Humanistischen Verbandes – unisono - dass es die Funktionalisierung einer staatlichen Behörde zu einem politischen Zweck war.“
Wie ist es dazu gekommen, eine unabhängige Kommission zu berufen?
„Das war die Idee von Anfang an. Gerichte einzuschalten, das hat sich erst später entwickelt.“
Unabhängige Kommissionen sind in den vergangenen Monaten vielfach im Gespräch und wenn man genau hin schaut, bleiben die Betroffenen zum Teil ungehört.
„Die Kommission wollte sich erst auf die Akteneinsicht beschränken und hat sich erst später entschlossen, meinem Wunsch zu einer persönlichen Stellungnahme anzunehmen.“
Gibt es Auswirkungen, die in die Zukunft reichen?
„Ja. Interessanterweise in meinem schulischen Umfeld. Dort haben sich von Anfang an keine negativen Auswirkungen aufgebaut. Ich bin Lehrer an der internationalen Nelson Mandela Schule in Berlin. Niemand hat sich dort beirren lassen. Zu meinem Politik-Unterricht gibt es mehr Anmeldungen den je. Ich bin gestärkt herausgekommen.
Erstaunt war ich über die fachkundige und am Detail interessierte Verfahrensführung der Gerichte, speziell auch der Birthler-Behörde gegenüber. Dort herrschte eine Präzision, die ich so nicht vermutet hatte.
Die mich verfolgenden Anschuldigungen lösen sich auf als Sieg der Demokratie über Verleumdungen.“
Dankeschön.
Die Fragen stellte Evelin Frerk