BERLIN. (hpd) Anlässlich des 412. Jahrestags des Todes von Giordano Bruno, der am 17.2.1600 in Rom verbrannt wurde, legten Mitglieder der Evolutionären Humanisten Berlin-Brandenburg am Giordano-Bruno-Denkmal am Potsdamer Platz in Berlin für alle Opfer religiöser Gewalt einen Kranz und Blumen nieder.
Mitglieder der Evolutionären Humanisten Berlin-Brandenburgs (EHBB e.V.), der Regionalgruppe der Giordano-Bruno-Stiftung, hatten sich am Freitagabend am Giordano-Bruno-Denkmal in Berlin versammelt um, stellvertretend für alle Opfer religiöser Gewalt, seines Todes zu gedenken.
Philipp Möller, der 1. Vorsitzende der EHBB hatte dazu eine Rede ausgearbeitet. Die Zitate von Giordano Bruno wurden von Hellge Haufe, dem 2. Vorsitzenden des Vereins, vorgetragen.
Liebe Freundinnen und Freunde,
liebe Freidenker, Humanisten, Naturalisten, Agnostiker, Atheisten, Antitheisten, Säkularisten und Skeptiker...
Heute vor exakt 412 Jahren wurde der Dominikanermönch Giordano Bruno nach fast acht Jahren Gefangenschaft und Folter auf dem Campo de' Fiori in Rom verbrannt.
Der Grund?
Ketzerei und Magie - oder zumindest das, was die heilige Inquisition der katholischen Kirche darunter verstand... So schrieb Bruno:
"Ich behaupte, dass das All unendlich ist, dass eine Unzahl von Weltkörpern existiert: Gestirne, Erden, Sonnen. Ich glaube an ein unendliches Universum, als Schöpfung der unendlichen Allmacht, da ich es der göttlichen Güte und Macht für unwürdig erachte, wenn sie unzählige Welten schaffen kann, nur eine endlich begrenzte Welt geschaffen zu haben."
Diese Skizze eines heliozentrischen Universums war ein Schlag ins Gesicht des katholischen Irrglaubens, die Erde - bewohnt von Gottes Ebenbild - stehe im Mittelpunkt allen Seins.
Vor allem aber stand seine pantheistische Weltanschauung - nach der Gott nichts weiter sei als die Gesamtheit aller Elemente in einem unendlichen Universum - in krassem Widerspruch mit den Lehren der katholischen Kirche - und tut es auch heute noch. So dauerte es genau 400 Jahre, bis sich der päpstliche Kulturrat im Jahre 2000 dazu herabließ, Brunos Verurteilung als Unrecht zu bezeichnen - eine vollständige Rehabilitierung des ehemals Geistlichen fand bis heute nicht statt.
Neben seinen kosmologischen Überlegungen - und einigen mystischen Behauptungen, die aus heutiger Perspektive nicht mehr haltbar sind - zeichnete Bruno das Bild einer naturalistischen Weltanschauung, erkannte die Einheit von Körper und Geist - also den Monismus - stellte Überlegungen zur biologischen Abstammungslehre an und formulierte erste Grundzüge einer evolutionär-humanistischen Ethik.
Berühmt wurde auch folgender Satz von Bruno, mit dem er seine Haltung gegenüber der klerikalen Obrigkeit unmissverständlich ausdrückte...
„Wer richtig urteilen will, muss vollständig ablassen von jeder Glaubensgewohnheit, die er von Kindheit an in sich aufgenommen hat. Die allgemeine Meinung ist nicht immer die wahrste."
So gedenken wir heute eines Mannes, der mutig für das einstand, was er Kraft seiner Vernunft für richtig und wichtig hielt und wofür er von den selbsternannten Vertretern des fiktiven Alphamännchens Namens „Gott“ verurteilt wurde. Wir gedenken eines Mannes, der sich auf die Ideen von Platon und Epikur berief; eines Mannes der Spinoza, Galilei, Goethe, Nietzsche und Leibniz beeinflusste.
Doch der religiöse Wahnsinn, dem in der Geschichte dieses Planeten unzählige Menschen zum Opfer gefallen sind, hat bis zum heutigen Tage kein Ende gefunden... Und so nutzen wir diesen Anlass, um all der Menschen zu gedenken, die für falsche Ideen gestorben sind, noch heute sterben und - so wie es aussieht - auch in Zukunft werden sterben müssen:
Der Opfer der Kreuzzüge, der Hexen- und Ketzerverbrennungen und des dreißigjährigen Krieges.
Der Menschen, die ihr Leben in blutigen Kämpfen zwischen Katholiken und Protestanten in Irland lassen mussten, in den Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Christen im ehemaligen Jugoslawien, zwischen Schiiten und Sunniten in Afghanistan oder in den nicht enden wollenden Konflikten im sogenannten Nahen Osten.
Wir denken aber auch an die rund 10.000 Kinder, die in Afrika in den vergangen Jahren von christlichen Hasspredigern als Hexen bezeichnet und verbrannt wurden, denen, die in den TwinTowers ums Leben kamen als islamistische Religioten sich am „dekadenten Westen“ rächten und solchen die wegen ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Unglaubens oder wegen harmloser Veröffentlichungen im Internet gefoltert, gepeinigt oder zum Tode verurteilt werden.
Wir erinnern daran, dass Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit - also auch die Freiheit, frei von Religion zu sein - ja, sogar das Recht auf Blasphemie, unveräußerliche Menschenrechte darstellen, die von zentraler Bedeutung sind für die Stabilität einer friedlichen, freien und toleranten Gesellschaft.
Wir alle - Humanisten und Atheisten, Agnostiker, Skeptiker und Konfessionsfreie - wären vor 412 Jahren an der Seite von Giordano Bruno... verurteilt und bei lebendigem Leibe verbrannt worden.
Die letzten Worte Giordanos Brunos waren:
„Mit größerer Furcht verkündet Ihr vielleicht das Urteil gegen mich, als ich es entgegen nehme.“
»Stille...«