Skandalöse Praxis

BERLIN. (hpd) Forsa demontiert sich selbst als seriöses Dienstleistungsunternehmen, auf dessen Umfrageergebnisse und auf dessen

Vertrauen man sich verlassen zu können glaubte. Dafür zahlen schließlich die Auftraggeber einiges Geld, und sie erwarten anständige demographische Befunde nach den anerkannten Kriterien von Meinungsumfragen. Vor allem kann ein seriöser, und dem Vertrag entsprechender Umgang mit dem Kunden erwartet werden. Nicht so wohl neuerdings bei Forsa: in der Juristerei würde man in so einem Fall von Mandantenverrat sprechen.

Was ist geschehen? Der Humanistische Verband Berlin engagiert sich für Pro Ethik, obwohl er selbst Lebenskunde in Schulen unterrichtet und durchaus auch von den Folgen des Berliner Pflichtfaches betroffen ist. Er setzt sich so dafür ein, dass er kirchlich inspirierte Meinungsbilder angesichts Berliner soziologischer Verhältnisse und der hiesigen „Glaubenswelt“ bezweifelt. Er gibt selbst eine Umfrage in Auftrag und wie in solchen Fällen üblich, berät sich der Auftraggeber mit Fachleuten, besonders beim Auftragnehmer selbst. Dann kommt das Ergebnis und alle sind überrascht, auch der Auftraggeber, wie eindeutig das Urteil ist, folgt doch die Frage dem, was Pro Reli, der politische Gegner, tatsächlich bei einer Volksabstimmung erreichen will: über 80 % sind für Ethik für alle.

Und alle reagieren, die Politik, der Verband, die Meinungsforscher … aber die Kirchen, die CDU und Pro Reli sind sauer. Und was geschieht nun?

Forsa distanziert sich von eigener Umfrage zum Ethikunterricht. Mehr noch, sie sagen dies zuerst dem Pressedienst des politischen Gegners von Pro Ethik. Und epd berichtet: „Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat sich am Mittwoch von seiner am Vortag veröffentlichten Umfrage zum Berliner Ethikunterricht distanziert. In der im Auftrag des Humanistischen Verbandes erstellten Untersuchung seien ´Grundregeln der Frageformulierung` missachtet worden, wofür sich sein Haus nur entschuldigen könne, sagte Forsa-Geschäftsführer Manfred Güllner am Donnerstag dem EPD in Berlin. ´Durch suggestive Elemente sind die Ergebnisse verzerrt und gewünschte Resultate provoziert worden`, weshalb es auch intern bereits ´höllischen Ärger` gegeben habe. ´So kann man das nicht machen`, sagte Güllner wörtlich.“

Aber wer hat das gemacht? Der HVD oder Forsa?

Der Humanistische Verband Deutschlands war nun gestern seinerseits empört über das Geschäftsgebaren des FORSA-Geschäftsführers Manfred Güllner. Schließlich hatte der Humanistische Verband bei FORSA eine Befragung zum Ethikunterricht in Auftrag gegeben, nicht der epd oder die Kirchen oder sonst wer.
Der HVD stellt fest: „Die Fragestellung wurde grundsätzlich von den Mitarbeitern des FORSA-Instituts erarbeitet. Erste Vorschläge des Humanistischen Verbandes wurden von FORSA aus fachspezifischen Gründen verworfen. Für die endgültige Fragestellung zeichnet allein FORSA verantwortlich.
Heute distanziert sich der Geschäftsführer von FORSA für die Befragung und entschuldigt sich öffentlich für seine Mitarbeiter (siehe epd Meldung vom 29.5.08 um 12.25 Uhr).
Die Angelegenheit bekommt aber ihren besonderen Skandal dadurch, dass der Geschäftsführer von FORSA nicht als erstes den Auftrageber der Untersuchung informiert, sondern dessen Gegner in der aktuellen Debatte, den evangelischen Pressedienst epd.
Der Humanistische Verband behält sich rechtliche Schritte vor und distanziert sich grundsätzlich von solchem Geschäftsgebaren.“

Der HVD wartet nun gespannt auf die Ergebnisse zu seiner ebenfalls bei Forsa in Auftrag gegebenen Fragen zum Lebenskundeunterricht. Der Präsident des HVD informierte darüber in seinem Interview mit dem hpd. Vielleicht kann der HVD nun lange warten oder man fummelt an den Ergebnissen bis sie passen oder man entschuldigt sich seitens Forsa demnächst vorsorglich und schon lange vorher bei den Kirchen, denn wenn nun einmal immer mehr Wahrheiten herauskommen, die für die Säkularen sprechen, es wird die Kirchen immer ärgern. Sie haben schließlich mehr Geld für Umfragen als der HVD und Forsa möchte sicher keinen Großkunden verlieren.

GG