Allerlei Gehacktes

BERLIN. (hpd) “Kennste det?!? Kennste det?!?” Ja. Kennt man. Besser als einem lieb ist. Wem Comedy á la Mario Barth und Konsorten gefällt, dem sei von gleich vom neuen Buch “Allerlei Gehacktes” von Jörg Schneider abgeraten. Denn im Gegensatz zu vielen Comedy-Programmen, deren Gags zum größten Teil mit “Meine Freundin ist so doof, weil…” beginnen, wagt sich Jörg Schneider humorvoll an Themen heran, die bisher wohl noch nie auf satirische Weise bearbeitet oder interpretiert wurden. Das ist zur Abwechslung mal sehr erfrischend.

Allerlei Gehacktes – Das Geschmackvollste aus vielen Jahren exklusiver Weltsicht” ist eine Sammlung von rund 60 urkomischen Episoden, teilweise wurden diese vor Jahren in verschiedensten Zeitungen veröffentlicht, andere sind für dieses Buch neu entstanden. Wenn man beruflich eine Vielzahl von Tätigkeiten hinter sich hat (oder noch aktiv ausführt), kann man natürlich auch aus einer schier unendlichen Fülle skurrilen von Erfahrungen schöpfen – da überrascht es den Leser nicht, dass der Autor und professionelle Puppenspieler bereits für u.a. Titanic, Eulenspiegel schrieb, Gags für die Harald Schmidt-Show lieferte, kurze Satiren u.a. in der taz und Frankfurter Rundschau veröffentlichte.

Dies ist nicht das erste Buch des (auch) ehemaligen Rockmusikers, im letzten Jahr lieferte er mit “So komme ich in die Hölle” sein erstes Buch ab, eine detaillierte satirische Analyse des besten Weges in die Hölle.

Mit den Kirchen und anderen maroden Glaubensgebäuden steht Jörg Schneider seit langem auf Kriegsfuß, folgerichtig zieht er in seinem neuen Werk auch “Über die Unsitte religiöser Schwanzvergleiche” oder “Noahs versemmelte Artenvielfalt” her. Aber es geht bei Weitem, wie der Titel bereits vermuten lässt, nicht nur um religiöse Themen: Der Streit um die Ursachen der Rotwilddegeneration wird ebenso untersucht wie die Frage, ob man die Feier der Deutschen Einheit in Zukunft nicht lieber geteilt feiern sollte oder wie ökologisch sinnvoll Ökostrom auf den, in den USA so beliebten, elektrischen Stühlen wäre. Kurz vor Jahresende findet der Leser auch praktische Tipps für die Gestaltung der Silvesterfeier, basierend auf der Tradition des (aus einem Ehestreit entstandenen) Wonzbacher Wurstwerfens.

Das Fazit möchte ich, obwohl dies für Rezensionen recht unüblich ist, mit einem Zitat des Autors zusammenfassen, denn besser könnte ich es nicht treffen: “Herausgekommen ist dennoch ein würzig geräuchertes Potpourri hochwertig zerhackter Fragwürdigkeiten aus den relevanten Unsinnsthemen unserer Zeit, garniert mit bedenklichen Beobachtungen und Begebenheiten aus der Twilight-Zone kultureller Ungereimtheiten […] Ein lehrreiches Buch ist es allemal, wenn auch – und so viel ist dann doch kleinmütig einzugestehen – für den Fortbestand des Universums in etwa so notwendig wie Durchfall beim Geräteturnen.”

Dieses Buch ist auch für Vegetarier und Vegetarierinnen geeignet!

 


Allerlei Gehacktes, Jörg Schneider, U-Line, 9.95 Euro, ISBN 978–3–944154–36–7