Die heutigen Religionen sind ein Phänomen des Wohlstandes. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie.
Vor rund 2.500 Jahren wurden Moral und auch Verzicht wesentliche Bestandteile von Religionen. Grund dafür war der wachsende materielle Wohlstand, heißt es in der Studie. Zuvor waren die heute bekannten moralische Wertvorstellungen nicht immer Teil von Religionen.
Das änderte sich erst vor rund 2.300 bis 2.500 Jahren, als weltweit neue Glaubenslehren entstanden. Zur Begründung schreiben die Evolutionspsychologen: "Wohlstand [hat] Einfluss darauf, wie Menschen ihr Leben organisieren. Für Menschen, deren Alltag vom Kampf ums Überleben bestimmt ist, ist es wenig sinnvoll, sich im großen Ausmaß mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Mit steigendem Wohlstand - also wenn die Bedürfnisse des täglichen Lebens befriedigt sind - gewinnen Zukunftspläne jedoch an Bedeutung. Dauert der Wohlstand an, erfordert dies die Verfolgung langfristiger Ziele, und das wiederum braucht Disziplin und Verzichtsbereitschaft - Werte, die sich auch in den neuen Religionslehren widerspiegeln."
3 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Mal abgesehen davon, dass der Originalartikel von 'heutiger' Religion spricht, bleibt dem Ganzen der Umkehrschluss vorzuhalten: Europa im Mittelalter (z.T.
max am Permanenter Link
Der Mensch suchte nach einer Erklärung der Natur. Als ihr die Möglichkeiten zur Untersuchung, zur Wissenschaft, nicht so gut gegeben war, präsentierten sich "Welterklärer" der Gesellschaft.
Religion ist das direkte Resultat dieser Erklärung.
Woher kommt die Welt? Woher komme ich? Wohin gehe ich und die Welt? Was ist Gut und Böse? Wie kann ich mich auf einer dieser beiden Seiten wiederfinden?
Alle diese Fragen wurden von den "Erklärern der Welt" dahingehend beantwortet, indem sie eine am Menschen orientierte, gespiegelte, Persönlichkeit(en) erschufen, sie mit Werten und Fähigkeiten füllten (wie etwa göttliche Kräfte, Unsterblichkeit, absolut Gutes/Böses, ...) und sie als die Ursache des beobachtendes Phänomenes ansahen. Der Kult um die Anbeterei und "Hoffnung" entsprach der "Zähmung der Kräfte", der Opferdarbietung.
Dadurch, dass diese Anbieter die Lösung präsentierten, genossen sie zumeist einen gewissen höheren Stellenrang in der Gesellschaft. Sind sie doch kenner eines "Geheimwissens" um das Höhere. Eine Überprüfung, ob diese Kenner die Wahrheit sprachen oder das Volk nach Strich und Faden belogen um sich pers. zu bereichern, fand bekanntlich nicht statt. Solche Kritiker wurden zumeist verfolgt und als Ketzer im Dienste der satanischen Blasphemieboßheit vernichtet.
Religion, die damalige wie auch die heutige, ist der Aberglaube um das "bessere" Wissen der Welt. Ob es gläubige Menschen in der Steinzeit waren, die ihren verstorbenen Mitmenschen Geschenke im Grab "für die Reise in die bessere Welt" mitgaben, oder heutige, die mit Fürbitten und Gebete die angebliche Gottheit milde stimmen möchten - trotz der alltäglichen Beobachtung, dass köpfende und missbrauchende "Kinder Gottes" unbeeindruckt davon ihre Wege gehen.
Es gibt zwar eine Korellation zwischen Wohlstand und Religiösität, doch die würde ich nicht notwendigerweise der einen noch der anderen Seite zusprechen. Wohlstand führt ggf. zu größeren Tempeln (Stichwort: Megachurches) und damit größeren Göttershows. Wohlstand führt aber auch ggf. zu einer höheren Bildung, zugunsten einer besseren Erklärung der Welt und Loslösung von veralteten abergläubischen Vorstellungen.
Die Kernfrage lautet bekanntlich: "Wann, wie und warum ist Religion entstanden?"
Die Antwort? Wissen wir noch nicht so richtig.
Mögliche Antworten:
Wann und Wie?
Vor langer langer Zeit. Seit der Mensch sich selbst und die Welt vorstellen kann. Seit er dazu fähig ist, eine "Parallelwelt" mit erwünschten Eigenschaften im Geiste zu erschaffen. Dort füllt er sie mit bekannten Objekten, aber mit den erwünschten Eigenschaften.
Warum?
Um in einer wilden Welt eine Vorstellung zu haben, warum sie so ist wie man sie sieht und wie man sie bezwingen kann. Man wünschte sich eine Kontrolle dieser feindseligen Welt. Eine Welt in der unsere Mitmenschen versterben bzw. "verschlafen"? Dann träumt man sich eine Welt herbei, in der unsere Mitmenschen "aufwachen" und (ewig) weiterleben. Eine bessere Welt als die jetzige unsrigen beobachtbare.
Religion war hilfreich in einer Zeit, als man tatsächlich, wie im Artikel beschrieben, eher auf Jagt und Vermehrung angewiesen war und man keine Zeit hatte, über Gott und die Welt zu philosophieren. Da war der "Übergang in eine bessere Welt" noch simpel und einfach. Durch mehr Wohlstand gab es die Möglichkeit, sich bessere, größere und moralisch-orientierte Welten vorzustellen. Je mehr Zeit man hatte, desto größer konnte man sich diese Welt ausschmücken. Somit kann ich der These zwar folgen, würde den Ursprung der Religion aber nicht am Wohlstand alleine festmachen wollen. Für mich war der Punkt entscheident, an dem der Mensch sich in der Welt frei positionieren konnte. Als er sich ausdenken konnte, sich "woanders" befinden zu können. Seitdem konnte er sich in der Gestalt von Tieren wiederfinden, oder auch in andere Parallelwelten mit eine für ihn angepassten Natur. Die Ausschmückung mit der Moral erfolgte erst viel später.
Itna am Permanenter Link
Das Gegenteil ist wohl eher der Fall.
Je ärmer ( an Bildung und Materiellem) , desto religiöser.