Islam und Rechtspopulismus

Pegida – nein danke!

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STUTTGART. (hpd) Gestern Abend fanden in verschiedenen Städten der Republik Protestdemonstrationen gegen PEGIDA statt. Neben Dresden gingen auch in Berlin, Köln, Marburg, Hamburg und Stuttgart Menschen für ein tolerantes Deutschland auf die Straßen.

Es ist der Abend des 5. Januar in Stuttgart, Trommeln erklingen, dazu eine Frau, die ein kurdisches Lied vorträgt, danach brausender Beifall für die Darbietung.

Nein - das ist nicht der Applaus für die Eröffnung eines Konzertes, es ist der Beginn einer Veranstaltung auf dem Stuttgarter Schlossplatz, zu der sich Menschen zusammengefunden haben, um im Vorfeld einer geplanten Kundgebung eines Ablegers von Pegida für Toleranz und gegen die zunehmende Ausländerfeindlichkeit zu demonstrieren.

Die Veranstaltung, die vom Verein “Die AnStifter – InterCulturelle Initiativen” organisiert wurde, war keine Demo im herkömmliche Sinn, auf der es Aneinanderreihungen von Parolen und abgedroschene Schlachtrufe zu hören gab. Sie war vielmehr ein Zeugnis von Kultur im Land er Dichter und Denker.

Nachdem das Lied “Freude schöner Götterfunken” auf der Bühne gespielt und an die Massen zum Mitsingen ein Blatt mit Text und Noten verteilt wurde, ging es weiter mit einem Dankesbrief eines Mädchens aus dem syrischen Aleppo, der die Menschen auf dem Schlossplatz verstummen ließ. Die Stille war noch spürbarer, als die Menschen gebeten wurden, eine Schweigeminute für die Freundin des Mädchens, die auf der Flucht aus Aleppo mit neun Jahren starb, einzulegen.

Großen Beifall gab es, als der grüne Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn ans Rednerpult trat und seine Stimme, immer wieder unterbrochen von zustimmenden Rufen der Zuhörer, gegen Pegida erhob. Kuhn grüßte vom Stuttgarter Schlossplatz aus die anderen Demonstrationen zum Beispiel in Köln, Berlin und Dresden und wünschte ihnen Erfolg. Als OB von Stuttgart lobte er den so genannten Stuttgarter Weg in der Flüchtlingspolitik und kritisierte in diesem Zusammenhang die Bundesregierung mit deutlichen Worten. Fritz Kuhn wandte sich entschieden gegen Thesen, die bestimmte Probleme in Deutschland mit einer zunehmenden Islamisierung begründen.

Als Vertreter der Kirche sprach Pfarrer Eberhard Schwarz – Spitalkirche Stuttgart – zu den Menschen, deren Anzahl von der Polizei auf ca. 8.000 geschätzt wurde. Seiner Profession entsprechend ging Schwarz in einer sehr eigenen Art und Weise auf die Problematik ein und forderte Hilfe und Unterstützung sowohl für Asylanten als auch diejenigen, die dauerhaft bei uns leben, aber aus einem anderen Kulturkreis kommen. Die Überbetonung christlicher Wertvorstellungen seitens des Pfarrers wurde relativiert, als die Landeschefin der GEW in Baden- Württemberg, Doro Moritz das Wort ergriff. Moritz setze sich vehement für eine frühzeitige Integration von Kindern ein, machte sich für den Ethikunterricht schon ab der 1. Klasse stark. Doro Moritz verglich das Gebaren der Pegida – Bewegung mit der Auflehnung gegen den Bildungsplan der Landesregierung Baden – Württembergs, die 2014 große Wellen schlug.

Stuttgart hat mit der Demonstration als erste Stadt in Deutschland die Initiative ergriffen und war vor Pegida auf den Straßen und Plätzen und hat allen gezeigt: Es gibt es noch das Volk der Denker, wenn auch nicht jeder ein Dichter ist. Ob am Montag, dem 12. Januar eine Kundgebung der Pegida oder eines Ablegers in Stuttgart stattfindet, ist nicht sicher. Aber in der schwäbischen Landeshauptstadt ist seit dem Abend des 5. Januars klar: Pegida, nein danke!