Offener Brief

Volle Unterstützung für Kevin Kühnerts Spiegel-Beitrag zu einer offenen Islam- und Migrationsdebatte

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Kevin Kühnert auf einer Diskussionsveranstaltung am 9. Februar 2018 in Leipzig
Kevin Kühnert

Ende Oktober forderte Kevin Kühnert, Bundesvorsitzender der Jusos sowie stellvertretender Parteivorsitzender der SPD, in einem Gastbeitrag im Spiegel angesichts des islamistisch motivierten Mordes an dem französischen Lehrer Samuel Paty, dass die politische Linke ihr Schweigen beenden und den Kampf gegen Islamismus nicht länger den Rassisten überlassen solle. Die Säkulare Flüchtlingshilfe unterstützt seinen Appell in einem Offenen Brief, den der hpd im Wortlaut wiedergibt.

Sehr geehrter Herr Kühnert,

für Ihren wichtigen Gastbeitrag im Spiegel "Die politische Linke sollte ihr Schweigen beenden" vom 21. Oktober 2020 möchten wir Ihnen herzlich danken. Wir begrüßen die offene Debatte, die Sie damit ausgelöst haben.

Zunächst sind Sie jetzt – neben dem Zuspruch – leider auch den üblichen Unterstellungen und Diffamierungen ausgesetzt. Die unlauteren Attacken nicht nur von Islamisten und Islamlobbyisten, sondern selbst aus linken Kreisen kennen wir aus eigener Erfahrung nur zu gut. Daher möchten wir Ihnen öffentlich unsere volle Unterstützung aussprechen. Wir sind überzeugt, dass gemeinsam eine Wende der Islam- und Migrationsdebatte zum Besseren gelingen kann.

Ihre Worte verdienen, in all ihrer Klarheit und Eindringlichkeit gehört zu werden:

"Wenn die politische Linke den Kampf gegen Islamismus nicht länger Rassisten überlassen will, muss sie sich endlich mit diesem blinden Fleck beschäftigen …

Selbstverständlich ist es die Aufgabe linker Politik, die sozialen Zusammenhänge rund um Terror und Kriminalität zu durchleuchten und daraus Schlüsse zu ziehen. Linke Politik muss Machtverhältnisse und Hierarchien thematisieren, sich für die Sozialisation des einzelnen interessieren und sie muss diskriminierende Strukturen in Staat und Gesellschaft aufdecken und ändern. Dem Ziel folgend, unser Zusammenleben gerechter und somit auch sicherer zu machen, kann anschließend über einzelne Maßnahmen gestritten werden.

Doch über eines muss von Beginn an unverdruckste Klarheit bestehen: Alle Terrorakte gleichen sich in ihrer Unrechtmäßigkeit und alle Todesopfer des Terrors gleichen sich in der unweigerlichen Auslöschung ihrer Existenzen. Diese bedrückenden Fakten sowie das Mitgefühl mit Opfern und Angehörigen stehen am Anfang einer jeden Betrachtung.

Darüber müssen wir sprechen.

Laut, öffentlich, unmissverständlich."

Wir sehen uns als Verbündete in dem von Ihnen beschriebenen "Kampf gegen Islamismus" und für eine offene, freiheitliche Gesellschaft.

Der Islamismus ist der Grund, warum wir in unseren Heimatländern kein freies, normales Leben führen können. Wir mussten vor islamischer Bedrohung und Gewalt fliehen und müssen uns selbst hier weiterhin vor Übergriffen schützen.

Wir sehen mit Sorge das Auftreten des Islamismus in Deutschland und Europa. Auch sehen wir die Auseinandersetzung mit diesen Problemen als wichtiges Mittel an, um der Verbreitung von Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft entgegenzutreten und Lösungen anzubieten.

Auf wen setzt die "politische Linke" in Zukunft?

Wir können nicht erkennen, wie es der Integration dienen soll, dass Teile Ihrer Partei und deutsche Ministerien auch zukünftig noch in einseitiger Weise mit Islamverbänden und Organisationen kooperieren, die einen Scharia-Vorbehalt verfechten und nicht für den vollen Bestand der Menschenrechte eintreten. Der Schulterschluss der Politik sollte den liberalen Muslimen gelten.

Wir Ex-Muslime haben diese menschenfeindliche Ideologie hinter uns gelassen schon bevor wir deutschen Boden betraten. Wir vertraten schon vor unserer Flucht die Werte der Demokratie und der universellen Menschenrechte, der Religionsfreiheit, der Meinungsfreiheit. Möge die deutsche Gesellschaft diese Werte und Freiheiten niemals aufgeben – zu keinem Preis.

Wir möchten unseren Beitrag dazu leisten, dass die deutsche Politik einen angemesseneren Umgang mit den Regierungen und dem politischen Islam unserer Heimatländer findet. Von dort kennen wir nämlich die anti-feministischen, anti-LGBT oder antisemitischen Positionen, die auch hier von Islamisten immer offener vertreten werden und mit denen sie zu Gewalt und Mord aufstacheln.

Wir haben Sie kürzlich eingeladen, über unsere Erfahrungen und unsere Vorschläge zu diskutieren. Offen und online mit den Unterzeichnenden und vielen mehr.
Wann haben Sie Zeit?

Mit freundlichen Grüßen

Rana Ahmad, Mitgründerin und Vorstand Säkulare Flüchtlingshilfe e. V.
(aus Saudi-Arabien geflohen)

Mahmudul Haque Munshi, Vorstand Säkulare Flüchtlingshilfe e. V.
(aus Bangladesch geflohen)

Khulud Alharthi, Kolumnistin Welt am Sonntag
(aus Saudi-Arabien geflohen)

Worood Zuhair, Frauenrechtlerin
(aus dem Irak geflohen)

Amed Sherwan, Blogger, Menschenrechtsaktivist
(aus Irakisch-Kurdistan geflohen)

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