Wenn der Papst am 25. November vor dem Europa-Parlament spricht, dann tut er das nicht als Politiker. Sondern als "moralische Autorität".
Das gab der Vatikansprecher Federico Lombardi bekannt: "Das Kirchenoberhaupt sei von den Abgeordneten als moralische Autorität eingeladen worden und komme nicht als Staatsmann."
Der Vorsitzende einer undemokratischen, frauenverachtenden, sexualfeindlichen und Andersdenkende ausgrenzende Vereinigung will demokratisch gewählten Abgeordneten Moral vermitteln? Das ist einfach nur absurd.
8 Kommentare
Kommentare
Stefan Dewald am Permanenter Link
»Ist das Hirn zu kurz gekommen, wird sehr gern Moral genommen.« (Wiglaf Droste)
valtental am Permanenter Link
Schöner Reim! Wieso kannte ich den noch nicht?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Moralische "Autorität". Aha. Soso.
Mehr kann ich dazu nicht sagen.
Wolfgang am Permanenter Link
Die Zukunft des EU Parlamentes besteht jetzt auch aus "Werbeunterbrechungen" . Aber auf einen Scheinheiligen mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht an.
Philo am Permanenter Link
Eine moralisch vielfältig bedenkliche Autorität? Sicher!
So, und nicht anders definiert sich ethisches Handeln in maximalster Konsequenz (Ursache und Wirkung auf Basis empirischer Kontrollierbarkeit).
Somit lässt sich ethisches Handeln gleichwie andere Funktionalitäten frei von logischen Zirkeln erarbeiten und anwenden.
Moralische Überlegungen bzw. Hypothesen hingegen können gar nicht anders begründet werden, als durch logische Zirkel.
F. Nietzsche z. B. deutete bereits mit dem zweideutig definierbaren Machtbegriff darauf hin (Sklavenmentalität).
Und dennoch scheint mir das Grundkonzept logischer Zirkel zu unduchsichtig präsent zu sein, darum sie nur seltenst erkannt werden, obwohl deren versklavenden Wirkungen in gigantischen Ausmaßen weltweit offenkundig sind.
Kurzum: Es geht um Schuldkomplexe.
Schuldkomplexe, so meine Hauptkritik an Staat und Kirche, eröffenen gar nicht erst die Option, sich freischaffend auf anwendbare Funktionalitäten zu konzentrieren, sondern behindern diese aufgrund ideologischer bzw. meist monotheistisch, oder monetaristisch begründeter Schuldkomplexe.
Diese gilt es aufzuheben bzw. ersatzlos abzuschaffen, ansonsten naturwissenschaftliche Anliegen weiterhin ausgebremst und mitunter sogar gänzlich verhindert werden.
Die Kirche steht für Religiösität und die Politik für Quasi-Religiösität (Geist-Gott - Geld-Gott), darum sich beide hierarische Strukturen ganz im Sinne der Sklavenmentalität schon immer sehr ähnlich waren und sich schon immer zu solidarisieren wussten.
Bestes Gegenmittel: Ignoranz!
In diesem Sinne, Philo
David am Permanenter Link
Natürlich ist der Papst eine moralische Autorität! Schliesslich hat er einen lustigen Hut auf!
Marek Nowakowski am Permanenter Link
An den Präsidenten des Europäischen Parlaments, Berlin, 18.11.2014
Herrn Martin Schulz, MdEP
Willy-Brandt-Ring 1
D-52477 Alsdorf
europabuero.schulz@spd.de
OFFENER BRIEF
Sehr geehrter Herr Schulz,
ich bin über den Besuch des Bischofs von Rom, Herrn Jorge Mario Bergoglio, im Europäischen Parlament in Straßburg am 25.11.2014 befremdet und empört. Ich bin der Auffassung, dass eine Rede des Vertreters des Vatikans vor diesem Forum eine Anerkennung der von den Anführern der römisch-katholischen Kirche gepredigten Ideen bedeutet, welche im Widerspruch zu Geist und Buchstaben des internationalen Rechts und des Rechts der Europäischen Union stehen.
Ich erinnere
• daran, dass sich die römisch-katholische Kirche wiederholt der Antidiskriminierungspolitik der Europäischen Union widersetzt hat. Dies steht im Widerspruch zu der im Jahre 1948 beschlossenen Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die gleiche Rechte für Frauen und Männer garantiert und von den Staaten der Europäischen Union ratifiziert wurde;
• daran, dass der Vatikan – gemeinsam mit Ländern wie Iran, Somalia, Sudan oder Tonga – die Ratifizierung des im Jahre 1979 durch die UN-Vollversammlung beschlossenen Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) verweigert;
• daran, dass die Anführer der römisch-katholischen Kirche ihre der Wissenschaft und der gebildeten Gesellschaft widersprechenden Anschauungen der Allgemeinheit aufnötigen, darunter irrationale Positionen, Ignoranz und Obskurantismus;
• an die Sprache des Hasses und der Verachtung, die römisch-katholische Hierarchen gegenüber LGBT-Personen, Gläubigen anderer Konfessionen, Humanisten oder Konfessionslosen verwenden;
• an die Verwehrung des freien Zuganges zu Verhüttungsmitteln und des Rechts auf Selbstbestimmung der Frauen als Grundrecht, die von der UN-Weltbevölkerungskonferenz in Kairo im Jahre 1994 beschlossen wurde, durch die römisch-katholische Kirche;
• daran, dass die extrem konservative „Lehre“ der römisch-katholischen Kirche die Entwicklung von homophoben, fremdenfeindlichen und sexistischen Haltungen begünstigt;
• an das Hinwirken der römisch-katholischen Kirche auf die Begrenzung der bürgerlichen Freiheit, des Rechts auf Gewissensfreiheit, freie Meinungsäußerung und freien künstlerischen Ausdruck, was sich destruktiv auf Kultur, Wissenschaft und Kunst auswirkt, und
• daran, dass die römisch-katholisch Kirche das Gender-Konzept ablehnt.
Eine Rede von Jorge Mario Bergoglio vor dem Europäischen Parlament am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, mit denen die „16 Tage gegen die sexuell bedingte Gewalt“ beginnen, die bis zum Internationalen Tag der Menschenrechte andauern, halte ich für eine Provokation und Geschmacklosigkeit. Es ist eine Missachtung der zunehmend aufgeklärten europäischen Gesellschaft. Ohne das Recht der Menschen auf sogar absurde Anschauungen in Frage zu stellen, halte ich ihre Affirmation durch das Europäische Parlament für einen Widerspruch zu den Grundwerten der Europäischen Gemeinschaft.
Ich appelliere an Sie, den Besuch von Jorge Mario Bergolio im Europäischen Parlament abzusagen. Sollte dies nicht mehr möglich sein, fordere ich die Europäischen Abgeordneten auf, der Ansprache von Jorge Mario Bergolio im Sinne der universellen Menschenrechte zu begegnen.
Marek Nowakowski, Berlin
Pavlovic am Permanenter Link
Urteilt nicht vorschnell über unseren geistig-moralischen Führer Bergoglio! Ihr tut ihm Unrecht! Im April letzten Jahres versprach er die baldige Selbstauflösung des Vatikans! Siehe:
http://hu-marburg.de/homepage/frieden/info.php?id=1194