STUTTGART/OBERWESEL. (hpd/gbs) Nach 13 Jahren gibt es eine neue "Urmel"-Geschichte von Max Kruse. Diese Geschichte ist nicht nur für Kinder gedacht, sondern steht auch im Zusammenhang mit dem "Evokids-Projekt" der Giordano-Bruno-Stiftung "Evolution in der Grundschule", das vom Urmel präsentiert wird.
Für alle, die, und das soll es ja geben, die Urmel-Geschichten (noch) nicht gelesen haben, gibt es einen Urmel-Kosmos des Norddeutschen Rundfunks, in dem erklärt wird, warum die Insel Titiwu so heißt, wie sie heißt, was es mit Professor Habakuk Tibatong, dem Waisenkind Tim Tintenklecks und der Sau Wutz auf sich hat, ebenso vom Urmel, das Bananen liebt, und wer Ping, Seele-Fant, Schusch und Wava sind.
Alles kommt dadurch in Fahrt, dass das neugierige Urmel im dritten Kapitel auf einen roten Knopf drückt und in den folgenden 19 Kapiteln gehen Urmel, Tim, Wava und Ping auf eine Zeitreise mit vielen aufregenden Abenteuern und Erkenntnissen; das Ganze rundet sich mit einem Vortrag zum Schluss über „Evolutionskunde“.
Mit einer Länge von sechs bis zehn Seiten pro Kapitel und vielen Illustrationen ist das Buch ein schönes Vorlesebuch, vom Verlag für Kinder von acht bis zehn Jahren empfohlen, um die anstehenden großen Ferien täglich mit einem Kapitel zu begleiten.
"Evokids"
Diese Altersangabe von acht bis zehn Jahren entspricht den älteren Grundschulkindern, denn mit der Veröffentlichung von Max Kruses "Urmel saust durch die Zeit" startet das Projekt der Giordano-Bruno-Stiftung "Evokids", das Kindern die Erkenntnisse der Evolutionstheorie schon im Grundschulalter vermitteln will. "Fragen der Evolution sind für Kinder ungemein spannend und je früher sie evolutionäre Prozesse verstehen, desto leichter fällt es ihnen, die Grundlagen der Biologie wie auch anderer Wissenschaften zu begreifen", meint Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon, der "Evokids" mit auf den Weg brachte und auch an der Entstehung des aktuellen Urmelbuchs beteiligt war.
Das Projekt "Evokids" sei aus der "betrüblichen Erkenntnis" geboren worden, dass die Evolutionslehre im schulischen Unterricht bislang "sehr stiefmütterlich" behandelt werde, erklärte Schmidt-Salomon am Sitz der Giordano-Bruno-Stiftung in Oberwesel: "Als eigenständiges Thema wird ‚Evolution‘ hierzulande meist erst in der zehnten Klasse unterrichtet. In der Grundschule wird es in der Regel überhaupt nicht aufgegriffen, wobei behauptet wird, dass das Thema für Kinder dieser Altersstufe zu abstrakt sei. Tatsächlich aber gibt es für Kinder in diesem Alter kaum etwas Spannenderes als den Aufstieg und Untergang der Dinosaurier, die Abstammung des Menschen oder die Entstehung und Ausbreitung des Lebens auf der Erde."
Grafik: Gepa Schwickerath
"Evokids" setzt an dieser kindlichen Neugier an. Auf spielerische Weise sollen die Kinder nicht nur Wissen über den Verlauf der Evolution erwerben, sondern auch lernen, welche grundlegenden Mechanismen bei evolutionären Prozessen im Spiel sind. "Selbst Erwachsene haben oft Probleme, die basalen Prinzipien der Evolution, etwa Mutation, Variation und Selektion, zu verstehen", sagte Schmidt-Salomon. "Aus diesem Grund wurden im Rahmen unseres Projekts an den Universitäten Dortmund und Gießen gerade auch solche Lehrmaterialien konzipiert, die die Evolutionsmechanismen für Grundschulkinder begreiflich machen. Wir werden diese und andere Materialien in den nächsten Monaten über unsere Website www.evokids.de zugänglich machen."
Auch das Evokids-Projekt soll sich weiterentwickeln
Momentan findet sich unter evokids.de allerdings noch eine vorläufige Website, die nur allgemein über das Projekt sowie eine im November in Gießen stattfindende Evokids-Tagung informiert: "Wir haben uns dazu entschlossen, in drei Schritten an die Öffentlichkeit zu gehen", erklärte Schmidt-Salomon.
"Zunächst hoffen wir, dass das neue Urmelbuch, das sich ja wesentlich mit Fragen der Evolution beschäftigt, Aufmerksamkeit für unser Thema erzeugen wird. Im Herbst wollen wir dann unser Projekt im Rahmen einer öffentlichen Tagung vorstellen und mit dem Publikum diskutieren. Im Frühjahr 2014 soll die vollständige Evokids-Website mit kostenlosen Lehrmaterialien und Hintergrundinformationen an den Start gehen. Geplant ist dabei auch ein ‚Evokids-Shop‘, in dem interessierte Eltern gute Bücher, Spiele und Gimmicks zum Thema ‚Evolution‘ finden, denn es wird sicherlich noch eine Weile dauern, bis Evolutionskunde flächendeckend an deutschen Grundschulen gelehrt wird."
Auch in dieser dritten Phase wird das Projekt, so Schmidt-Salomon, nicht abgeschlossen sein, sondern soll sich evolutionär weiterentwickeln: "Wir möchten einen Austausch zwischen engagierten Lehrerinnen und Lehrern, Didaktikern, Studierenden und Eltern ermöglichen und in Zusammenarbeit mit ihnen weitere Ideen für den Evolutionskundeunterricht entwickeln. Zweifellos haben einige Lehrerinnen und Lehrer längst schon Konzepte erarbeitet, mit denen sie ihren Schülerinnen und Schülern das Thema ‚Evolution‘ näher bringen – auch wenn das im offiziellen Lehrplan gar nicht vorgesehen ist. Solche Ideen sollten mit der Pensionierung der jeweiligen Person nicht verloren gehen. Deshalb bieten wir an, derartige Unterrichtskonzepte professionell zu layouten und öffentlich zugänglich zu machen."
Urmel und die Evolution: Eine reizvolle Verbindung
Ein besonderer Trumpf des Evokids-Projekts besteht zweifellos in seinem berühmten Maskottchen, Max Kruses "Urmel aus dem Eis": "Max war von dem Projekt sofort angetan und stellte uns das Urmel für die Lehrmaterialien kostenlos zur Verfügung. Als ich überlegte, was man mit dieser reizvollen Verbindung Urmel/Evolution anstellen könnte, war die Idee eines neuen Urmelbuchs naheliegend. Also fragte ich bei Max an, ob er nicht eine Geschichte schreiben wolle, in der das Urmel auf der Suche nach anderen Urmeln eine Zeitmaschine von Professor Tibatong entführt und – zurückgeworfen in die evolutionäre Vergangenheit – viele Abenteuer bestehen muss, bevor es mit Tim, Wawa und Ping nach Titiwu zurückkehren kann. Glücklicherweise konnte sich Max für diese Grundidee ebenso erwärmen wie der Verlag. Und so machte er aus der kurzen Skizze innerhalb weniger Wochen ein wunderbar drolliges Urmel- und Evolutionsbuch, das von Günther Jakobs großartig illustriert wurde. Für mich als altem Urmelfan ist die Beteiligung an diesem Buch natürlich eine besondere Ehre – und für das Evokids-Projekt hätte man sich einen besseren Auftakt kaum vorstellen können."
Die öffentliche Tagung "Evokids – Evolution in der Grundschule" wird vom 30. November bis zum 1. Dezember an der Universität Gießen stattfinden. Weitere Informationen zum Kongress.
Zu den ersten Materialien gibt es jetzt bereits ein Ausmalbild "Evolution in der Grundschule".
Max Kruse spricht in einem Interview über sein neues Kinderbuch: "Das Urmel ist ein Beitrag zur Aufklärung".
Und weil es sich ja um die Zeit handelt, hat es sich die Wochenzeitung DIE ZEIT nicht nehmen lassen (ab dem 20. Juni) 12 Wochen lang in der gedruckten KinderZEIT die neueste Urmel-Geschichte zu veröffentlichen.
C.F. (Mit Material der GBS)
Max Kruse, Urmel saust durch die Zeit. Unter Mitarbeit von Michael Schmidt-Salomon. Illustriert von Günther Jacobs, nach den Figuren von Erich Hölle. Stuttgart/Wien: Thienemann / ab 8 Jahren, ISBN: 978-3522183536, 176 Seiten, 12,95 €.