Zum zweiten Mal in diesem Jahr war ein Themenabend des AK Säkulare in Düsseldorf der "Aufarbeitung" des Missbrauchs in kirchlichen Einrichtungen gewidmet. Für die juristische "Aufarbeitung" des Skandals war es dem Düsseldorf AK gelungen, den Mainzer Strafrechtsprofessor und Direktor des Instituts für Weltanschauungsrecht (ifw), Professor Jörg Scheinfeld, als Referenten zu gewinnen.
Die Salzburger Nachrichten haben eine ungeheuerliche Praxis bei Anträgen auf Opferrente von Missbrauchsopfern aufgedeckt: Für die Zuerkennung einer Verbrechensopferrente ist in Österreich das Sozialministerium zuständig. Dieses verweigert solche Opferrentenanträge seit Jahren hartnäckig.
Erneut wurden Fälle von schwerem Missbrauch in einem katholischen Kloster in der Schweiz aufgedeckt. Gleich neun Geistliche sollen in sexuelle Missbrauchsfälle verwickelt sein.
789.000 Euro "in Anerkennung des Leids" – diese Summe hat das Bistum Trier 2022 an Opfer sexueller Gewalt durch Kirchenleute gezahlt. Das geht aus dem kürzlich veröffentlichten ersten Rechenschaftsbericht des Bistums hervor.
Schon auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vergangene Woche brodelte die Gerüchteküche. Nun trifft es die EKD wie ein Paukenschlag: Die Ratsvorsitzende Annette Kurschus ist gestern von allen Ämtern zurückgetreten. Der 60-jährigen Ex-EKD-Chefin wird die Vertuschung von sexualisierter Gewalt vorgeworfen.
Im Mittelpunkt des fünften Themenabends des Arbeitskreises der Säkularen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten der SPD Düsseldorf in diesem Jahr stand der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Erst kurz zuvor waren Vorwürfe gegen den vormaligen Bischof von Essen und Kardinal Franz Hengsbach bekannt geworden sowie Informationen über den mangelhaften Umgang damit in den Bistümern Paderborn und Essen.
Die italienische Polizei hat den Betroffenen des katholischen Missbrauchsskandals untersagt, mit der international bekannten Skulptur des "Hängemattenbischofs" vor dem Vatikan zu demonstrieren. Auch das Transparent "Aufklärung auf Katholisch", das den verstorbenen Papst Benedikt XVI. zeigt, durfte bei der Demo am vergangenen Samstag nicht mitgeführt werden. Angeblicher Grund: Verunglimpfung eines Staatsoberhaupts.
Diese Woche sind die katholischen Bischöfe in Deutschland zu ihrem Herbsttreffen zusammengekommen. Missbrauchsbetroffene und Medien scheinen nichts mehr zu erwarten. Das Interesse war gering, die Ergebnisbilanz auch. Da hilft nur noch Zynismus.
Für einen wirklichen Wandel müsste die katholische Kirche grundsätzliche Reformen umsetzen. Dazu gehören die Aufhebung des Zölibats, das Priesteramt für Frauen und demokratische Strukturen.
Zusammen mit "Ending Clergy Abuse" (ECA), einer globalen Koalition von Opfern und Überlebenden, Aktivisten und Menschenrechtsanwälten, die Betroffene in 25 Ländern auf 5 Kontinenten vertreten, wird die Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch" im Vorfeld der Weltbischofssynode in Rom präsent sein. Im Mittelpunkt steht die gemeinsame Forderung an Papst Franziskus noch vor der Eröffnung des Bischofstreffens ein verbindliches und universelles Null-Toleranz-Mandat in der Kirche einzuführen.
Die gestern bekanntgewordenen Vorwürfe gegen den vormaligen Bischof von Essen und Kardinal Franz Hengsbach und der Umgang damit in den Bistümern Paderborn und Essen sind entlarvend für die Selbstaufklärungsbemühungen der katholischen Kirche in Deutschland seit 2010. Wer immer noch nicht verstanden hat, weshalb es keine gute Idee ist, die Organisation, die über Jahrzehnte Missbrauchsverbrechen ihrer Kleriker vertuscht hat, mit der Aufklärung dieser Fälle allein zu lassen, der hat hier ein weiteres gutes Anschauungsbeispiel.
Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche ist ein systemisches Problem. Der gestern erschienene Bericht der Universität Zürich ist für die projektleitenden Professorinnen Monika Dommann und Marietta Meier erst die Spitze des Eisbergs. Das Ausmaß ist gravierend, die Details erschreckend – unter den Missbrauchten sind auch Kleinkinder und Säuglinge. Die Kirche hat bagatellisiert, verschwiegen und teilweise auch Akten vernichtet.
In einigen US-Bundesstaaten haben Opferverbände und die Kinderschutzbewegung erfolgreich Gesetzesänderungen in Bezug auf Verjährungsfristen und Entschädigungsbeträge durchgesetzt. Als Gegenreaktion wählen katholische Diözesen in diesen Staaten trotz Immobilienbesitz den Weg in die freiwillige Insolvenz, um den Entschädigungszahlungen zu entgehen.
Als Konsequenz von Vertuschung und Schweigen in Bezug auf sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige durch Kirchenangestellte und Prominente soll die Meldung solcher Verbrechen bald zur Pflicht werden. Ein Verstoß gegen diese Berichtspflicht wird dann zur strafbaren Handlung. Da die Verpflichtung auch durch gebeichteten Missbrauch ausgelöst würde, wandte sich ein anglikanischer Bischofsrat nun an die Regierung, um eine Ausnahme für die Beichte zu erwirken. Als Grund wird, unter anderem, die Sorge um beichtende Missbrauchsüberlebende angegeben.
Bayern hat eine staatliche Anlaufstelle für Betroffene sexueller Gewalt eingerichtet. Vergangene Woche ging sie an den Start. Von Missbrauch in der Kirche Betroffene hatten dies gefordert, bisher hatte sich der bayerische Staat jedoch dagegen gewehrt. Was von dem neuen Angebot zu halten ist, darüber hat der hpd mit der Betroffenen und Aktivistin Agnes Wich gesprochen.