Indem der französische Mineralwasserkonzern Évian zufällig während des Ramadanbeginns dazu aufrief, einen Liter Wasser zu trinken, löste er einen Shitstorm in den sozialen Medien aus. Einige empörte User witterten sogar Rassismus. Das Unternehmen sah sich daraufhin gezwungen eine Entschuldigung auszusprechen und trat damit eine neuerliche Debatte los.
Die iranische Cyber-Polizei hat in der Provinz Sistan und Belutschistan den Betreiber eines Instagram-Accounts wegen Blasphemie, Störung des öffentlichen Friedens und des Versuchs, Sunniten und Schiiten zu spalten, festgenommen. Diese Festnahme ist kein Einzelfall.
Gestern hat Facebook in einem Verfahren vor dem Landgericht Flensburg eine Niederlage einstecken müssen. Geklagt hatte der bekannte Blogger und Aktivist Amed Sherwan. Wegen einer Fotomontage, die einen Kuss vor der islamischen Kaaba in Mekka darstellt, sperrte Facebook das Konto von Sherwan. Zu Unrecht, wie das Gericht gestern erklärte.
Andre Wolf, Kommunikationsexperte, Pressesprecher sowie "Content- and Social Media Coordinator" bei "Mimikama", einem Verein zur Aufklärung von Internetmissbrauch, legt ein profundes Fachbuch vor, das das "schleichende Gift" von Fake News und Verschwörungsmythen sowie die Tricks und Strategien von Rechtsextremisten, soziale Medien zu unterwandern und zu missbrauchen, analysiert.
Sie bezeichnen es selbst als Blasphemie: Die Podcaster Robin Blase und Lisa Ludwig haben sich die "Elf Gebote für das Internet" von der Katholischen Akademie Berlin und dem Kulturbüro der Evangelischen Kirche Deutschlands angeschaut. Ihr Fazit: Die Gebote sind überflüssig.
Wie sich in sozialen Medien Meinungen bilden und inwiefern es dabei zu einer zunehmenden Polarisierung der Standpunkte kommt, untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sechs europäischen Ländern im Projekt "Odycceus" (kurz für Opinion Dynamics and Cultural Conflict in European Space). Wir sprachen mit Eckehard Olbrich und Sven Banisch, die seitens des Max-Planck-Instituts für Mathematik in den Naturwissenschaften an dem Forschungsvorhaben beteiligt sind.
Manchmal gibt es Filme, die den Blick einer ganzen Generation auf ein Thema verändern. "An Inconvenient Truth" war so ein Film. "Holocaust". Oder vielleicht "We feed the world". Die Netflix-Produktion "The Social Dilemma" steht für mich in dieser Reihe – obwohl ich fürchte, dass der Film nicht ganz die breite Wirkung erreicht hat, die er verdient hätte. Denn immerhin geht es darin um ein großes Thema: Er beschreibt den gewaltigen Einfluss, den soziale Netzwerke derzeit auf uns, unser Denken und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt ausüben.
Wir kennen nun die grundlegenden Mechanismen sozialer Medien und ihrer Algorithmen. Wir haben gesehen, dass ihre Selbstreferentialität ins informationelle Niemandsland führt. Wir haben ergründet, wie und warum die von Algorithmen vorgeschlagenen Inhalte notwendigerweise immer radikaler werden. Nach der Pflicht nun also die Kür: Wie sorgen wir für demokratiekonforme Plattformen? Ein Brainstorming.
Die Autorin Chrissy Stroop hat einen Hashtag für ehemalige Religionsopfer erfunden, das #metoo derjenigen, die in einem erzchristlichen Umfeld aufwuchsen und irgendwann die Stärke fanden, da rauszukommen - #Ileftbecause. "Ich ging, weil …".
Welchem System folgt eigentlich der Algorithmus, der bei YouTube für die Empfehlungen zuständig ist? Einem gefährlichen, sagt Guillaume Chaslot, der mit an dem Programm gearbeitet hat. Doch auch die Personen und Institutionen, denen wir folgen, bestimmen unseren Feed. Eine Untersuchung des Gefahrenpotentials der Filtermechanismen sozialer Medien.
Wenn 1950 fünf Menschen eine Tageszeitung kauften, dann lasen sie die gleichen Inhalte. Wenn 1990 fünf Menschen abends die Tagesschau einschalteten, dann sahen sie die gleichen Nachrichten. Wenn aber 2020 fünf Menschen morgens das Smartphone einschalten und Nachrichten lesen, dann sehen sie bisweilen fünf völlig verschiedene Welten. Diese Artikel-Serie will ergründen, mit welchen Parametern soziale Medien Informationen bewerten, welchen Effekt diese Bewertung auf die Verbreitung von Informationen online wie offline hat und ob uns tatsächlich eine, wie die WHO sie nennt, "Infodemie" bevorsteht.
Während der Corona-Pandemie hat der Messenger-Dienst "Telegram" starken Zulauf bekommen. Kein Wunder, denn Verschwörungstheoretiker und Gegner staatlicher Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus können sich dort ungehindert organisieren.
Weil Dating-Applikationen angeblich unmoralische und unanständige Inhalte mit sich bringen, wurden in Pakistan mehrere dieser Dienste aufgefordert, die Dating-Optionen auszuschließen und Inhalte zu moderieren. Weil die Dienste nicht auf die Aufforderung reagierten, wurde der Zugang zu den Angeboten durch die pakistanische Telekommunikationsbehörde blockiert. Die Sperre könne aufgehoben werden, wenn sich die Dienste an die lokale Gesetzgebung hielten, hieß es.
Fördert Social Media die Spaltung unserer Gesellschaft? Oder waren wir uns eh schon immer uneins? Unser Autor hat einen Offenen Brief an eine Bekannte verfasst und möchte damit untersuchen, was unsere Meinungsbildung in den letzten Jahren so verstörend radikalisiert hat.
Das soziale Netzwerk hatte ein Bild einer Kreuzigungsszene zunächst gesperrt – wegen gewaltverherrlichenden Inhalts. Wie man zu dieser Einschätzung kommen kann, kann sich ein berichtendes christliches Medium nicht erklären.