Am Sonntag begann der muslimische Fastenmonat Ramadan. Zwei deutsche Großstädte begleiten diesen mit funkelnder Dekoration im öffentlichen Raum. In Frankfurt am Main fördert die Stadt die kostspielige Installation und erhofft sich damit einen Beitrag zur Integration. Auch der Antisemitismus soll mit diesem "Zeichen" bekämpft werden. In Köln steckt hinter der "netten Geste" eine Initiative mit Verbindungen ins islamistische Milieu. Neben der Privilegierung des Politischen Islam erleben wir einen Monat lang Reinwaschung von Kindeswohlgefährdung, Anpassungsdruck und erhöhte Terrorgefahr.
Die zwei deutschen Großstädte Köln und Frankfurt am Main entschieden sich zum diesjährigen Ramadan leuchtende Schriftzüge, Sterne, Halbmonde und Laternen aufzuhängen. Beide Aktionen sollen das friedliche Miteinander einer pluralistischen Bevölkerung stärken. Zunächst handelt es sich um ein harmloses Entgegenkommen, das selbstredend zur Religionsfreiheit einer Offenen Gesellschaft dazugehört und eigentlich keine Debatten auslösen sollte. Bei genauerem Hinsehen treten jedoch die Fallen unserer Handhabung der Herausforderung Islamismus zutage. Das Zustandekommen der Ramadan-Illuminationen in Frankfurt und Köln verlief unterschiedlich. Daher lohnt sich die separate Betrachtung beider Vorgänge.
Symbolpolitik
In Frankfurt am Main kam der Anstoß für die Beleuchtung aus der von SPD, Grünen, FDP und Volt gestellten Stadtverwaltung. 15 Prozent der Frankfurter Bevölkerung sind Muslime. Gemäß aktueller Kenntnis stammt der Wunsch nach öffentlichen Ramadan-Lichtern auf der Großen Bockenheimer Straße nicht von muslimischen Interessenvertretungen, sondern initiativ von der Stadtverordnetenversammlung Frankfurts. Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) begrüßt die Entscheidung ausdrücklich als "Lichter des Miteinanders, gegen Vorbehalte, gegen Diskriminierungen, gegen antimuslimischen Rassismus und auch gegen Antisemitismus." Auf 50.000 bis 100.000 Euro sollen sich die Kosten für die Lichtzüge belaufen. Diese trägt die Stadt Frankfurt.
Es erweckt den Anschein, als würde das Frankfurter Gemeinwesen in "vorauseilendem Gehorsam" handeln und sich dabei der fatalen Tragweite seiner Implementierung nicht bewusst sein. Von oben herab delegierte Veränderungen im öffentlichen Raum zu Gunsten einer religiösen Minderheit werden keine Fremdenfeindlichkeit abbauen, sondern die Gefühle der Bevormundung potenzieren. Auch der Antisemitismus lässt sich durch die Dekoration nicht reduzieren. Zum einen stellt sich die Frage, wie bei der Bekämpfung der Judenfeindschaft das Aufhängen von muslimischen Symbolen helfen soll. Zum anderen wird sich die Sicherheit für Juden im Land durch "mehr Islam" nicht bessern, da Muslime bei antisemitischen Ressentiments überrepräsentiert sind und der Judenhass unter anderem im Koran angelegt ist. Auch lernen Muslime durch die Einrichtung einer Gesellschaft nach islamischen Maßstäben keine aussöhnende Begegnung mit anderen Religionsgemeinschaften, in diesem Fall Juden, kennen, sondern feiern die Installation vermutlich als Erfolg.
Integration richtet sich an Individuen und bedeutet keine schrankenlose Machterweiterung einer Religion, die nicht durch die Aufklärung gegangen ist. Generell sollte es selbstverständlich sein, dass sich Muslime in Deutschland der modernen Gesellschaft anpassen müssen und nicht die moderne Gesellschaft dem Islam. Diese Banalitäten scheinen allerdings an Gültigkeit eingebüßt zu haben, seitdem von Teilhabe an, statt emotionaler Identifikation mit der Demokratie die Rede ist.
Pioniere islamischer Einflussnahme
Kommen wir zu Köln: Anders als in Frankfurt geht die Lichtinstallation hier auf ein privates Unterfangen zurück. Urheber der Aktion ist der Verein The Ramadan Project. Nach eigenen Angaben gründete sich die "unabhängige" Gruppe im vergangenen Jahr in Köln. Ihrem Instagram-Auftritt nach zu urteilen, besteht der Zusammenschluss aus fünf jungen muslimischen Frauen mit Kopftuch. Das erklärte Ziel der Initiative lautet: Die "Ramadan-Schönheiten, die wir in London gesehen haben, hierher zu bringen". Denn im letzten Jahr installierte die britische Hauptstadt als erste europäische Stadt öffentliche Leuchtreklamen unter dem Kampagnennamen "Ramadan Lights".
Ergänzend zu der Dekoration auf der Kölner Venloer Straße will The Ramadan Project auch gemeinschaftliche Treffen zum Fastenbrechen, sogenannte "Open Iftars", ausrichten. Die Stadtverwaltung Köln ist laut dem Kölner Stadtanzeiger nicht aktiv an dem Vorhaben beteiligt. Der Energieversorger RheinEnergie sprach lediglich eine Genehmigung für die Sonderbeleuchtung aus.
"Eine bedenkenlose Vereinigung zur islamischen Brauchtumspflege", könnte man meinen. Im Hinterkopf sollte man jedoch behalten, dass säkulare Menschen oder eben säkulare Muslime wenig bis gar keinen Anspruch auf eine religiöse Einmischung im zivilen Raum erheben. Muslime, deren Glaube schlicht Privatsache ist, organisieren sich für gewöhnlich nicht.
Schon bei einfachen Recherchen zu The Ramadan Project wird man fündig: Neben Privatunternehmen wird als erster Förderer des Vereins das Internationale Islamische Stiftungswerk Bildung und Kultur (IISW) angeführt. Das IISW verfolgt nach eigener Darstellung den Austausch zwischen abendländischer und islamischer Kultur. Präsident und Stifter des Bildungswerkes ist Nadeem Elyas. An zweiter Stelle des Gremiums wird Dr. Ayyub Axel Köhler erwähnt.
Hierbei handelt es sich um zwei namhafte Akteure aus dem Geflecht der islamistischen Muslimbruderschaft, die eine nähere Betrachtung wert sind: Elyas ist ein saudi-arabischer Islamwissenschaftler und vormaliger Vorsitzender des Zentralrates der Muslime (ZMD). Mit seinen eloquenten Auftritten legte Elyas die Grundpfeiler der legalistisch-islamischen Unterwanderung im Gewand des Dialogs. Elyas war Sprecher des vom Verfassungsschutz beobachteten Islamischen Zentrums Aachen, teilte sich nachweislich mit dem Chefideologen der Muslimbruderschaft (MB) Yusuf al-Qaradawi ein Podium und weiß mit gekonnten Formulierungen die Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen, zum Beispiel: Der Islam sei keine gewalttätige, sondern eine "kämpferische Religion".
Dr. Ayyub Axel Köhler ist das nächste große Kaliber aus dem Netzwerk der muslimischen Bruderschaft im IISW. Er löste Elyas mit dem Vorsitz des ZMD ab und ist der Vorgänger des umstrittenen Aiman Mazyek. Köhler publizierte regelmäßig in der Al-Islam-Zeitschrift1 des deutschen Muslimbruderschaftszentrums der Münchner Freimann Moschee.2 Zusätzlich brachte Köhler 2007 den hochrangigen MB-Funktionär Ibrahim El-Zayat auf die Deutsche Islamkonferenz und sorgte mit positiven Bemerkungen über die Unvereinbarkeit von Scharia und Demokratie für Aufsehen.3
Mit Fug und Recht lässt sich sagen: Das IISW ist eine Vorfeldorganisation der alten Muslimbruderschaftsgarde des Zentralrates der Muslime. Fundamentalisten in Nadelstreifen fahren hier eine zweigesichtige Politik, mit der sie der Gesellschaft einen toleranten Islam verkaufen, allerdings wahrhaftig einen radikalen Dogmatismus predigen – beispielsweise bezeichnete Elyas Homosexualität als "Abnorm"4 – und en passant als Unterstützer des unschuldig anmutenden "Ramadan Projects" auftreten. Für ein beidseitiges Interesse spricht, dass die Projekt-Vereinsseite auf Instagram bei über 2.000 Followern selbst nur fünf Profilen folgt, darunter befindet sich das IISW. Jene Verflechtung lässt sich nicht mit Naivität oder Unwissen entschuldigen. In muslimischen Kreisen weiß man ganz genau, wer zur "Bruderschaft" gehört und wer nicht.
Der hpd hat die Kölner Stadtverwaltung und RheinEnergie mit den Rechercheergebnissen konfrontiert sowie um eine Stellungnahme gebeten. Die Presseanfrage blieb unbeantwortet.
Falsche Toleranz
Damit sei angenommen, dass RheinEnergie sowie die Städte Frankfurt am Main und Köln es zumindest nicht "ganz genau" nehmen, wenn fragwürdigen Akteuren Erfüllungshilfe und riskanten Begleiterscheinungen des Ramadans Wegbereitung geleistet wird. Der Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi äußerte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: Der Ramadan sei "nicht nur ein Monat des Friedens. In der Geschichte des Islam ist er auch der Monat des 'Heiligen Krieges'".
Und diese Geschichte begleitet uns bis heute: Im gegenwärtigen Gaza-Krieg markierte der Ramadanbeginn das vorläufige Ende der Verhandlungen um die Geiselbefreiung und einer Feuerpause. Einseitig lehnte die Hamas die Waffenruhe ab und ruft zur Eskalation auf. Diese Stimmungsmache ist nicht ungewöhnlich, denn jedes Jahr steigt das globale Anschlagsrisiko im Zuge des Ramadans. Der militante Extremismus korrespondiert während des Fastenmonats mit dem sozialen Tugendterror.
Vielen scheint es beim Ramadan nicht um die Beziehung des Einzelnen zu Gott, sondern vielmehr um einen kollektiven Wettbewerb zu gehen. Mit besonderem Leidwesen trifft der muslimische Gruppenzwang Kinder, gesundheitlich Vulnerable und Säkulare. Von "freiwilligem" Verzicht kann in einer fastenden Umgebung kaum die Rede sein. Vielmehr nötigt einen die Erwartung der Community zur Askese. Heranwachsende, die sich früh im Fasten üben, gelten als junge Helden, die und deren Eltern hohes Ansehen in der Gemeinschaft genießen. 14- bis 20-stündiger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit mit anschließender Völlerei kann nicht gesund sein, sondern stellt gegenteilig, insbesondere bei Kindern, eine Verletzung ihrer körperlichen Unversehrtheit dar.
Schwangere, Kranke, Frauen während ihrer Menstruation oder Reisende sind temporär von der Kasteiung befreit, "müssen" allerdings die versäumten Ramadan-Tage anhängen oder zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Nicht selten führen Scham- und Schuldgefühle dazu, dass gesundheitlich Eingeschränkte die Last des Fastens trotzdem auf sich nehmen. Innerhalb der Gemeinschaft herrscht ein besonderer Anpassungsdruck, der jeden treffen kann, der irgendwie "muslimisch aussieht". Den traurigen Höhepunkt dieser sozialen Kontrolle bildete 2017 ein Blutbad in Oldenburg. Ein arabischer Muslim erstach in der Fußgängerzone einen syrischen Kurden, der während des Ramadans rauchte, Alkohol trank und ein Eis aß. Obendrein steigert der Nahrungsaufschub das Frustrationslevel, welches oft mit Aggressionen – vor allem gegen Dissidenten – reguliert wird.
Was normalerweise als völlig inakzeptabel gilt (hungernde Schüler, Probleme bei der Bewältigung des Arbeitsalltags oder autoritäre Ansprüche an die Umgebung), wird bei Muslimen an Ramadan als Folklore bejubelt.
Offene Fragen – ungelöste Widersprüche
Im Lichte der diesjährigen Ramadan-Illustrationen kommt die groteske Schieflage des Umgangs eines multikulturellen Einwanderungslandes mit dem Islam ganz besonders zum Vorschein. Zukünftig wird sich die vielfältige Gesellschaft vermutlich mit Fragen beschäftigen müssen, von denen einige hier abschließend angemerkt seien: Was ist mit der Beleuchtung für andere religiöse Feiertage, zum Beispiel Chanukka oder Pessach? Was passiert, wenn der Ramadan auf den Pride-Month, dem Monat der LGBTQ-Bewegung, fällt? Wer denkt eigentlich an die profanen Iraner, Kurden und Afghanen, deren Neujahrsfest (Newroz, Nouruz) dieses Jahr im Fastenmonat liegt und an dem standesgemäß tagsüber gegessen, getanzt und nicht selten Wein ausgeschenkt wird? Und was ist mit den Ex-Muslimen, die vor islamischer Dominanz im sozialen Raum geflohen sind? Immerhin werden sie auch "muslimisch gelesen".
1 z.B.: Ayyub Axel Köhler: Die strukturelle Assimilation des Islam in Deutschland – Anmerkungen zu den Körperschaftsrechten aus islamischer Sicht. In: Al-Islam 3/1999 ↩︎
2 Stefan Meining: Eine Moschee in Deutschland: Nazis, Geheimdienste und der Aufstieg des politischen Islam im Westen. Deutschland. C.H.Beck. 2011. ↩︎
3 Ayyub Axel Köhler: Islam: Leitbilder der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Al-Kitab Verlag, Köln 1981 ↩︎
4 Nadeem Elyas: "Gegen die Natur. Die Muslime lehnen die Regierungspläne ab" In: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt. 28.7.2000. S. 23. ↩︎
21 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Letztendlich ist das Anliegen des Islam, dass deren Religion die Oberhoheit in allen Demokratischen Ländern gewinnt, am liebsten weltweit die einzig "wahre" Religion ist
Die ist das Endziel des Islam und wird mit allen Mitteln verfolgt, unsere naiven Politiker
merken nicht, daß der Islam im Grunde keine Religion ist, sondern hochpolitisch agiert,
um dieses Endziel zu erreichen, dabei ist jedes Mittel recht.
Angela H am Permanenter Link
Zitat: "Was normalerweise als völlig inakzeptabel gilt...wird bei Muslimen an Ramadan als FOLKLORE bejubelt."
Sonst, insbesondere auch die Beschreibung milieuinterner Gruppendynamiken brillant verfasst.
Carola Gabriela... am Permanenter Link
Hervorragender Artikel ! Fachlich und inhaltlich sehr fundiert.
Thomas Spickmann am Permanenter Link
Es wundert mich ein bisschen, dass erst jetzt im HPD dazu ein Artikel erscheint, obwohl die Beleuchtungsaktion schon vor einigen Tagen begonnen hat. Hat schon der Zentralrat der Ex-Muslime etwas gesagt?
Angelika Wedekind am Permanenter Link
Die Naivität der Politiker/innen, die diesen Partikularinteressen nachgeben oder sogar in vorauseilendem Eifer entgegenkommen , ist angesichts dessen , was gerade in Deutschland passiert ist mit den erzkonservativen M
David Z am Permanenter Link
Sehe ich ähnlich. Trotz all unserer Bemühungen wird die Situation seit Jahren nicht besser, im Gegenteil, sie wird stetig schlimmer (siehe die Ausbrüche vom 7.
Assia Harwazinski am Permanenter Link
Begrüßenswerter Beitrag!
Roland Fakler am Permanenter Link
„Generell sollte es selbstverständlich sein, dass sich Muslime in Deutschland der modernen Gesellschaft anpassen müssen und nicht die moderne Gesellschaft dem Islam.“ Genau so sollte es sein!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer der städtischen Verantwortlichen jemals den Koran gelesen hat.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Sicher hat noch keiner der Verantwortlichen für dieses Entgegenkommen den Koran gelesen,
Unterdrückung.
Ansonsten pflichte ich Deinem Satz, dass sich Muslime der modernen Gesellschaft anpassen müssen und nicht anders herum, absolut bei.
bluewhitedotinthesky am Permanenter Link
Dann müsste aus Gründen der Gleichbehandlung, als Antisemitismus-Bekämpfung sowie "zur Förderung für ein friedliches Nebeneinander" auch eine Beleuchtung mit Chanukka an den wichtigsten jüdischen Feiertagen
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Wer weiß, vielleicht kommt das noch, unserer Politik traue ich alles zu.
Helmut-Otto Manning am Permanenter Link
Religionen waren und sind immer Machtinstrumente! Damit sind sie automatisch politisch! Einen unpolitischen Islam gibt es nicht.
Manning
bluewhitedotinthesky am Permanenter Link
Ich kann diesem Artikel nur noch den Artikel der NZZ empfehlen: "Das Fasten zu Ramadan sollte nicht aus vermeintlicher Toleranz verharmlost werden. Es ist ein Zwang."
Viele Schulen beklagen, dass muslimische Kinder ab 10 Jahren oft fasten und manchmal
Ich (der Autor) fastete «freiwillig», und doch war es ein Zwang. Ich wollte ein erwachsener Mann sein und den Respekt meines Vaters und meines Lehrers verdienen. Und obwohl sich alle über mein Fasten aufregten, wurde ich beim Fastenbrechen wie ein Held gefeiert, weil ich Ausdauer und Geduld bewiesen hatte.
Deshalb fasten Kinder auch in Europa. Sie wollen die Anerkennung, die ihnen in Familie und Schule verweigert wird, durch den Glauben erlangen. Manche werden aus diesem Grund später Islamisten, weil sie im Jihad den kürzesten Weg zur Erlösung sehen. Jeder Glaube lebt von dieser freiwilligen Unterwerfung und der ästhetischen Überhöhung des Zwangs.
im Unterricht umkippen, weil sie dehydriert oder unterzuckert sind.
Eine islamische Kultur, in der die Religion, ihre Symbole und Rituale wichtiger sind als das Wohl der Kinder, fördert nicht die Integration. Eine westliche Kultur, die aus vermeintlicher Toleranz das Fasten verharmlost und die damit verbundenen Probleme verschweigt, trägt ebenfalls nicht zur Integration bei." www.nzz.ch/feuilleton/mythos-ramadan-warum-muslime-fasten-ld.1821747
David Z am Permanenter Link
Wichtiger Artikel mit guten Argumenten.
Erstens der Gesundheitsaspekt: Es steht völlig ausser Frage, dass Nichtaufnahme von Flüssigkeit den ganze Tag über keine sinnvolle Massnahme ist, ja bisweilen sogar gesundheitsgefährdend sein kann.
Zweitens, dass Ramadan einen Zwangscharakter aufweist, einerseits dogmatisch in der Religion verankert sowie anderseits sozial im muslimischen Gesellschaftskontext (bisweilen sogar übergreifend auf Nichtmuslime).
Beides widerspricht fundamental den Grundsätzen einer aufgeklärten, freien, toleranten Gesellschaft. Das bedeutet nicht, dass man Ramadan verbieten sollte. Aber diesen fragwürdigen Brauch auch noch aktiv unterstützen? Nein, das sollte keine der staatlichen Institutionen unseres Staates tun.
A.S. am Permanenter Link
Es sind Christen wie Ex-BP Wulff, die das toll und vorbildlich finden. - Peinlich.
Jürgen Becker am Permanenter Link
Und übrigens: Was ist mit dem ganzen Weihnachts- und Osterquatsch? Ich bin gegen jede staatliche und kommunale Unterstützung religiöser Feste. Insofern finde ich den Artikel gut, aber nicht ausreichend!
David Z am Permanenter Link
Ich finde Weihnachten schön. Und viele andere auch. Nicht als religiöses Fest, denn ich bin Atheist, sondern vielmehr als kulturelles, festliches Ereignis.
David Z am Permanenter Link
Ach ja, noch eine Ergänzung. Die Ramadan Beleuchtung, immerhin ein Spass von 100.000 Euro wurde von der Stadtkase Frankfurts bezahlt. Die Weihnachtsbeleuchtung der Weihnachtszeit bezahlt die Geschäftswelt.
Sowie zur Gleichbehandlung.
SG aus E am Permanenter Link
"Dass die Freßgass im Ramadan beleuchtet wird, hatten die Stadtverordneten im Juni beschlossen.
"Generell sollte es selbstverständlich sein, dass sich Muslime in Deutschland der modernen Gesellschaft anpassen müssen und nicht die moderne Gesellschaft dem Islam. Diese Banalitäten scheinen allerdings an Gültigkeit eingebüßt zu haben, seitdem von Teilhabe an, statt emotionaler Identifikation mit der Demokratie die Rede ist."
Was Pieczewski-Freimuth erwartet, ist nun weniger Integration als Assimilation, wobei er voraussetzt, dass jedermann klar sei, was unter "moderner Gesellschaft" zu verstehen sei. Unklar bleibt, was er unter "emotionaler Identifikation mit der Demokratie" versteht und weshalb er sie Muslimen pauschal abspricht. Die Forderung nach Teilhabe für alle Bürger, auch für solche mit internationaler Familiengeschichte, ist jedenfalls eine urdemokratische Forderung, die dem aufklärerischen Prinzip der Gleichheit aller Menschen entspringt. Ein anderer Satz, der auffällt:
"Von oben herab delegierte Veränderungen im öffentlichen Raum zu Gunsten einer religiösen Minderheit werden keine Fremdenfeindlichkeit abbauen, sondern die Gefühle der Bevormundung potenzieren."
Dem ist zu entgegnen: "Von oben herab" funktioniert eben die repräsentative Demokratie mit einer vom Volk gewählten Stadtverordnetenversammlung und einem von dieser beauftragten Magistrat. Wer sich da "bevormundet" fühlt, sollte sein Demokratieverständnis überdenken. Und wer "Veränderungen im öffentlichen Raum" ablehnt, weil sie von einer religiösen Minderheit inspiriert sind, offenbart in meinen Augen nur die eigene mentale Unbeweglichkeit. Die zuvor erwähnte "moderne Gesellschaft" meint dann nur noch die Moderne von vor vierzig, fünfzig Jahren.
—
PS: Diejenigen, die Lichter auch für andere fordern, z.B. für die Juden, sei an die Chanukka-Feiern erinnert, die seit einigen Jahren in vielen Städten üblich geworden sind. Für Säkulare, die bekanntlich besonderen Wert auf die konsequente Trennung von Kirche und Staat legen, eher befremdlich war dann aber die Feier in Berlin am 7. Dezember 2023, als Bundeskanzler Scholz höchstselbst das erste Licht am Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündete – und damit einer religiösen Handlung nicht nur unbeteiligt bewohnte, sondern sie sogar vollzog (2).
—
(1) https://www.fr.de/frankfurt/stadt-frankfurt-erlebt-rechten-shitstorm-wegen-ramadan-schmucks-92874661.html
(2) https://www.bundeskanzler.de/bk-de/aktuelles/chanukka-berlin-2247964
David Z am Permanenter Link
1. Kein Grund darüber zu schreiben? Ich finde, man kann über dieses Thema nicht genug schreiben. Zu wichtig sind die Implikationen für die Zukunft.
Warum sollte man Assimilation nicht erwarten dürfen? Wir sehen die Scherben der Multikulti- Illusion doch tagtäglich vor uns. Integration ist ohne eine gewisse Assimilation ist nicht sinnvoll möglich.
2. In wie fern sollte man nicht erwarten können, dass der Ausdruck "moderne Gesellschaft" allseits verständlich ist? Es ist doch wohl offensichtlich, dass bestimmte Aspekte dieser Religion nicht mit der Demokratie und einer modernen Gesellschaft vereinbar sind.
3. Warum behaupten Sie, der Autor würde Muslimen pauschal die Identifikation mit der Demokratie absprechen"? Er abstrahiert, was in Anbetracht eines kurzen Artikels völlig legitim ist. Seine Abstraktion nimmt er vor auf Basis der Faktenlage: Sowohl in D wie auch im europäischen Ausland und erst recht weltweit, ist es leider nun mal so, dass eine große Mehrheit der Muslime regelmäßig keine Identifikation mit der rechtsstaatlichen Demokratie zum Ausdruck bringt und stattdessen vielmehr eine Verbundenheit zu ihrem Religionskollektiv ausdrückt.
4. Die Forderung nach "Teilhabe" ist nicht gleichzusetzen mit "einer berechtigen Forderung nach Teilhabe". Auf diesen Fehlschluss hatte ich Sie schon mehrfach hingewiesen.
5. Ja, in einer repräsentativen Demokratie wird im Grunde von "oben herab" entschieden. Der öffentliche Raum allerdings gehört allen, nicht nur einer gewählten Regierung oder Minderheiten. Verhältnismäßigkeit gehört übrigens ebenfalls zur Demokratie, falls Ihnen das entgangen sein sollte. Ebenso wie Gleichberechtigung: Die Beleuchtung der Weihnachtszeit in Frankfurt bezahlt die Geschäftswelt, während die Ramadan-Aktion die Allgemeinheit durch die Stadtkasse zahlen musst.
Ich würde zu gerne einmal sehen, ob Sie das von "oben herab" Regieren im Falle einer AfD Regierung auch so tapfer verteidigen würden.
6. Der Autor lehnt die Veränderung im Öffentlichen Raum nicht deshalb ab, weil es Veränderungen sind, sondern weil die Gegenargument zu dieser Aktion überwiegen.
7. Nein, die "moderne Gesellschaft" bedeutet nicht "40/50ger Jahre" sondern das Aussenvorlassen von schlechten Ideen und Konzepten.
8. Die von Ihnen vorgebrachte "mentale Unbeweglichkeit" sehe ich eher bei jenen, die die problematische Seite des Islams regelmäßig ignorieren oder gar schönreden.
9. Zu Ihrem PS:
Angesichts des grausamen Terrorangriffs der Hamas vom 7 Okt 2023 auf Israel und der darauf folgenden antisemitischen Umzüge in D bzw Europa die Aktion des Bundeskanzler am 7 Dez 2023 zu kritisieren und als "befremdlich" zu bezeichnen, erachte ich als ethische Bankrotterklärung.
bluewhitedotinthesky am Permanenter Link
Amnesty International bittet um Unterschriften:
FORDERN SIE DIE FREILASSUNG VON MANAHEL AL-OTAIBI (SAUDI-ARABIEN)
https://action.amnesty.ch/de/urgent-action/Deutschland:
www.amnesty.de/mitmachen/urgent-action/-saudi-arabien-frauenrechtsaktivistin-haft-2024-02-15
Auch diese beiden Jugendlichen / jungen Erwachsenen (noch nicht 18 Jahre alt als sie demonstrierten) benötigen Unterstützung: Brief gegen das Vergessen, denn Abdullah al-Derazi und Jalal Labbad droht unmittelbar die Hinrichtung:
www.amnesty.de/mitmachen/brief-gegen-das-vergessen/saudi-arabien-abdullah-al-derazi-und-jalal-labbad