47 Veranstaltungen an Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag in München

Feiern gegen Tanzverbote!

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Demo gegen das Tanzverbot am Gründonnerstag 2023 in München
Demo gegen das Tanzverbot am Gründonnerstag 2023 in München

Trotz Musik- und Tanzverbots in Bayern wird der Bund für Geistesfreiheit München (bfg München) an den sogenannten "Stillen Tagen" – Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag – wieder in zahlreichen Münchner Clubs und Bars feiern. Einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist es zu verdanken, dass auch 2024 ein buntes Programm mit Reden, Musik und Tanz stattfinden kann. Wir laden alle Menschen herzlich dazu ein, auf unsere Feste und Partys zu kommen.

Besonderes Highlight ist die Clubrevolution an Gründonnerstag. Im Rahmen der "Clubrevolution – Gegen das Tanzverbot an Feiertagen" finden 14 Veranstaltungen statt. Bei Bayerns größter Party gegen das Tanzverbot kommen die Besucher*innen mit einem Ticket in alle beteiligten Clubs. Mit dabei zum Beispiel Freiheitshalle, Neuraum, Milchbar, 089 Bar, Pacha und Sweet Club.

Aber auch andere Locations wie Nachtgalerie, Nachtwerk, Backstage, Bahnwärter Thiel, Goldener Reiter, Unter Deck, The Keg Bar oder Rote Sonne haben an Gründonnerstag, zum Beispiel unter dem Motto "Gegen Tanzverbot und Stille Tage", geöffnet.

Ebenso ist an Karfreitag einiges geboten. Mit dabei sind Import Export, Goldener Reiter, Unter Deck, Yockocho Karaoke Bar, Roody Tanzcafe, The Keg Bar, Backstage, Rote Sonne, Neuraum, Nachtgalerie, Bahnwärter Thiel, Prosecco Bar, Kulturbühne Hinterhalt.

Und am Karsamstag haben offen: Prosecco Bar, Vintage Club, Freiheitshalle, Import Export, Unter Deck und Yockocho Karaoke Bar.

Alle beteiligten Clubs und Bars finden Sie unter diesem Link

Außerdem wird es an Gründonnerstag ab 16 Uhr eine Demo gegen das Tanzverbot an Stillen Tagen und für die Trennung von Kirche und Staat auf dem Münchner Königsplatz geben. Das Motto lautet "Holy Shit – Let us dance!". Die Kundgebung wird organisiert von RaveStreamRadio, die an Gründonnerstag und Karfreitag in der Nachtgalerie und dem Nachtwerk das Heathens-Festival veranstalten.

Darüber hinaus wird es an Karfreitag einen Freigeistertanz mit fünf Clubs in Regensburg geben. Der Freigeistertanz wird vom bfg Regensburg organisiert. Der bfg München arbeitet zudem daran unter dem Motto "Nürnberg will tanzen" eine Veranstaltungsreihe mit 14 Clubs zu organisieren.

Warum darf an Stillen Tagen mit dem Bund für Geistesfreiheit München getanzt und gefeiert werden?

Laut einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2016 darf trotz Musik- und Tanzverbots an sogenannten Stillen Tagen gefeiert werden. Die Richter*innen in Karlsruhe hatten am 7. Oktober 2016 entschieden, dass Artikel 5 des Bayerischen Feiertagsgesetzes mit der Weltanschauungsfreiheit und der Versammlungsfreiheit nicht vereinbar ist. Damit folgte es einer Verfassungsbeschwerde des bfg München, der sich nach dem Verbot seiner "Heidenspaß- statt Höllenqual-Party" an Karfreitag 2007 durch alle Instanzen geklagt hatte.

Seitdem sind an Karfreitag und allen anderen acht "Stillen Tagen" Ausnahmen möglich, wenn Feste und Feiern Ausdruck einer weltanschaulichen Abgrenzung gegenüber christlichen Glaubensbekenntnissen sind. Das trifft auf die Veranstaltungen und Partys des bfg München zu. Die Körperschaft des öffentlichen Rechts tritt ein für die strikte Trennung von Kirche und Staat sowie für Bürgerrechte und Demokratie. Die Organisation versteht sich als Weltanschauungsgemeinschaft und orientiert sich an der Charta der Menschenrechte und den Grundsätzen der Aufklärung.

Auf Grundlage des Urteils des Bundesverfassungsgerichts hat der bfg München "Heidenspaß-Partys" im Oberangertheater (2017), Blitz Club (2018/19) und in der The Keg Bar sowie der Kulturbühne Hinterhalt (beide 2022) mit Tanz, Live-Musik, Kabarett und vielem mehr veranstaltet. An Gründonnerstag und Karfreitag 2023 waren es dann schon sieben Veranstaltungen, im November 2023 (Allerheiligen, Buß- und Bettag, Volkstrauertag und Totensonntag) ingesamt 14 Feste. Stand gestern (25. März 2024) wird es an Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag 47 Veranstaltungen des Bundes für Geistesfreiheit München geben. Die Genehmigungen des Münchner Kreisverwaltungsreferats (KVR) liegen vor.

Weltanschauliche Abgrenzung

Auf den Festen und Partys muss der bfg München regelmäßig (alle zwei Stunden) erläutern, was sein Anliegen ist. Denn es geht nicht nur ums Tanzen und Feiern, sondern auch um eine weltanschauliche Abgrenzung gegenüber christlichen Glaubensbekenntnissen. Klingt seltsam und ist es auch. Aber laut KVR geht es nicht anders an einem "Stillen Tag".

Wie eine solche weltanschauliche Abgrenzung aussehen kann, dazu Assunta Tammelleo, Vorsitzende des bfg München:

"Warum sollte jemand an Stillen Tagen nicht tanzen dürfen? Woran soll sich ein gläubiger Christ stören, wenn eine Party in einem geschlossenen Raum stattfindet? Und es kann auch nicht Aufgabe des Staates sein, Menschen Vorschriften zu machen, wie sie an einem Feiertag ihre Freizeit verbringen sollen.

Selbstverständlich sollen und dürfen Christ*innen in Stille und Trauer gedenken. Sie dürfen aber nicht Anders- und Nicht-Gläubige zwingen, es ihnen an einem solchen Tag gleich tun zu müssen. Wir zwingen ja auch niemanden, mit uns zu tanzen.

Und natürlich haben wir als Bund für Geistesfreiheit München eine wirklich Frohe Botschaft: Alle Menschen sind herzlich eingeladen an den Stillen Tagen zu unseren Partys zu kommen. Und mit alle meinen wir alle!

Nicht nur Ungläubige sind willkommen, sondern auch Gläubige, Andersdenkende, Zweifelnde jeden Alters, jeden Geschlechts, jeder sexuellen Orientierung, jeder Herkunft. Auf einen wunderbaren, friedvollen, gut gelaunten, echten Feiertag!"

Tanzverbot abschaffen

Die Forderung des bfg München ist klar: "Das Tanzverbot muss weg. Ein solches Instrument der Bevormundung und Kontrolle von Menschen hat in einer Demokratie nichts zu suchen. Dazu muss endlich das bayerische Feiertagsgesetz liberalisiert werden", so die bfg München-Vorsitzende.

Auch auf einen Vorwurf, der dem bfg München gegenüber immer wieder geäußert wird, geht Tammelleo ein: "Nein, wir wollen keine gesetzlichen Feiertage abschaffen, aber wir können uns eine Umbenennung von Feiertagen in einem immer säkularer werdenden Land gut vorstellen. Und wir plädieren für andere gesetzliche Feiertage, zum Beispiel den Internationalen Frauentag am 8. März, Tag der Befreiung am 8. Mai oder Tag der Menschenrechte am 10. Dezember."

Nur 33,7 Prozent der Münchner Bevölkerung sind Mitglied der katholischen oder evangelischen Kirche

Dass Tanzverbote endlich abgeschafft werden müssen, belegen auch die Mitgliederzahlen des Statistischen Amts der Stadt München zur Religionszugehörigkeit. Dort ist zu lesen, dass immer weniger Münchner*innen einer der beiden großen Kirchen angehören. Nur 24,7 Prozent der Münchner Bevölkerung sind Mitglied der katholischen Kirche (Stand 31.12.2023), bei der evangelischen Kirche sind es sogar nur noch 9 Prozent. Zwei Drittel der Münchner*innen sind konfessionsfrei oder gehören einer anderen Religionsrichtung an.

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