Ich meine zu beobachten, dass sich katholische und evangelische Kirchen zum Islam unterschiedlich positionieren. Die Katholen versuchen sich in Abwehr, wollen aber weder Religionskrieg noch Völkermord noch Vertreibung. Die Evangelen sehen in den Muslimen Verbündete gegen die Katholen und gegen die Humanisten und betreiben systematisch deren Ansiedlung, unterstützen den Aufbau islamischer Institutionen in Deutschland (Islam-Lehrstühle, Humboldt-Universität) und verteidigen die Muslime gegen "rechts". Alle zusammen wollen eins: Blos keine Aufklärung! Insgesamt meine ich folgende Allianzen zu erkennen:
Weltweit: Evangelen und sunnitischer Islam gegen alle anderen Religionen, ausgenommen Israel, und ganz besonders gegen den Iran und gegen Rußland. Neuer Feind: China wegen der sunnitischen Uiguren.
In Deutschland: Evangelen, Muslime und naive Linke auf der einen Seite gegen Katholen und rechtsaußen sowie Nichtgläubige. Die Rechtsaußen-katholische Koalition hat in Deutschland eine lange Tradition. Gegen die Nichtgläubigen sind alle zusammen.

Sicher ist auf evangelisch-christlicher Seite auch ein Stück Bewunderung für den rigorosen Islam dabei. Bei den Katholen sehe ich das weniger.

Der ethisch saubere Ausweg aus dieser verfahrenen Situation kann m.E. nur durch Aufklärung erfolgen. Aufklärung schwächt die Macht der religiösen Führer ohne Menschen um zu bringen. Als inakzeptable Alternativen gibt es nur gewaltsame Auflösungen dieses gordischen Knotens. Aufklärung wird von allen religiösen Gruppierungen unterbunden und die Linken und die SPD, die einstmals aufklärerisch-emanzipierende Parteien waren, sind heute ein aufklärerischer Totalausfall. Mit dem genial-falschen Begriff des "antimuslimischen Rassismus" ist es den Islamisten gelungen, alle "Linken", die sich heute über Anti-Rassismus statt wie früher über Emanzipation definieren, vor ihren Karren zu spannen.

Die erforderliche Aufklärung muss aus der deutschen Gesellschaft kommen. Von unserer gottgläubigen Staatsführung ist in diesem Sinne nichts zu erwarten.

Was die Frage aufwirft, was Aufklärung im 21. Jahrhundert zu sagen hat, wie Aufklärung im 21. Jahrhundert zu beschreiben ist.

Kants Ansatz der "Herausführung aus der geistigen Unmündigkeit" ist ein emanzipativer Ansatz, der zwar nicht falsch ist, aber die Auseinandersetzung mit Religion umschifft. Zu Kants Zeiten waren Staat und die monarchische Regierung durch die Religion bzw. das Gottesgnadentum legitimiert. Religion als "falsch" anzugreifen konnten sich die Aufklärer des 17. Jahrhunderts nicht leisten ohne in allerschwerste Konflikte mit der Staatsführung zu geraten.

Heute ist das anders. Der demokratische Staat bedarf keiner göttlichen Legitimation. Die Auifklärer heute könnten Religion grundsätzlich in Frage stellen. Dem haben die Kirchen im Religionsunterricht aber geschickt vorgesorgt. Sie erklären mit verschiedenen Begründungen, Religion dürfe man den Menschen nicht nehmen. Jeder Mensch hätte das "Recht auf Religion". Kindern dürfe ihr "Recht auf Religion" nicht genommen werden, im Gegenteil, der Staat müsse den Kindern das "Recht auf Religion" garantieren durch entsprechende Indoktrination in den Schulen. Das sei die "Religionsfreiheit" des Grundgesetzes. Diese Sichtweise haben sich leider auch viele links-grüne Humanisten zu eigen gemacht.

Dieser geschickten Volksverdummung kann man m.E. nicht mit vorsichtiger Argumentation begegnen, sondern nur mit einem argumentativen Angriff auf den Kern:

<< Gott, Himmel und Hölle werden uns im Kindesalter mit großem Aufwand eingeredet. Beweise für deren Existenz: keine.
Den Willen eines unbewiesenen Gottes kann niemand kennen. Wer anderes behauptet, ist ein Scharlatan. "Gottes Wille" entspringt der Fantasie der Priester.
"Gott" ist nur ein Trick, mit dem die Priester sich Autorität verschaffen, ein Bluff.
Die Menschen werden von den Priestern mit behaupteten Göttern verarscht. Die Priester schufen Gott nach eigenem Gutdünken. >>

Mit dieser Kernbotschaft sollte meiner Meinung nach Aufklärung im 21. Jahrhundert betrieben werden. Sie setzt die Priesterschaften der verschiedenen Religionen gleichermaßen unter Druck. Den Beweis, dass "Gott" keine Erfindung von ihnen selbst bzw. ihren Vorgängern (Jesus, Mohammed, Moses, Abraham) ist, können sie nicht erbingen. Hierzu bedürfte es eines wirklichen Gottesbeweises.