Pakistan

Kleriker, der andere der Blasphemie beschuldigte, nun selbst beschuldigt

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Die Badshahi-Moschee in Lahore, Pakistan
Die Badshahi-Moschee in Lahore, Pakistan

Die US-amerikanische atheistische Organisation Atheist Republic hat den kuriosen und womöglich politisch motivierten Fall Hanif Qureshis besprochen. Quereshi ist schiitischer Islamgelehrter. Immer wieder ist er Atheist Republic mit Blasphemie-Beschuldigungen und Hetze aufgefallen. Nun wird er beschuldigt, Wegbegleiter des Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Nach der letzten Verschärfung der Anti-Blasphemiegesetzgebung droht Qureshi daher eine Haftstrafe. Nicht alle glauben an blasphemische Aussagen Qureshis und wittern vielmehr eine politische Kampagne im mehrheitlich sunnitischen Pakistan.

In einem knapp 12 Minuten langen YouTube-Video sprechen Susanna McIntyre, Präsidentin der atheistischen Organisation Atheist Republic und ihr Gründer Armin Navabi über den Fall des schiitischen Maulana Hanif Qureshi. Zwischen Ernst und Schadenfreude besprechen sie, wie Qureshi in der Vergangenheit nicht mit Blasphemie-Vorwürfen gespart und seine Fatwas öffentlich vorgetragen haben soll, um nun selbst als Blasphemie-Beschuldigter zu enden.

Nach Aussagen McIntyre hatte Qureshi auch einen Anteil an der Hetze und Aufstachelung gegen Salman Taseer. Taseer, Gouverneur der Provinz Punjab, verteidigte nicht nur muslimische Minderheiten, sondern verurteilte auch die Inhaftierung und ausgesprochene Todesstrafe gegen Asia Bibi wegen vermeintlicher Blasphemie sowie die Anti-Blasphemiegesetzgebung generell. Eine Position, die ihm die Ermordung durch einen Leibwächter einbrachte.

Dass Mufti Hanif Qureshi nun selbst bezichtigt wird, Weggefährten des muslimischen Propheten Mohammed beleidigt zu haben, begleiten Navabi und McIntyre mit einem Spiderman-Meme. Das Bild, auf welchem zwei identische Spidermann-Figuren einander gegenüberstehen und sich gegenseitig beschuldigen, spiegelt besonders für Navabi die Situation wieder. Eine Situation, in der Blasphemie-Beschuldigungen nicht selten sind.

Nachdem zuletzt im Juli 2023 die Anti-Blasphemiegesetze verschärft wurden, drohen für eine Beleidigung der Gefährten und Familie Mohammeds Haftstrafen von mindestens sieben Jahren.

Mit Stirnrunzeln statt Schadenfreude betrachtet die digitale Medienplattform News Intervention den Fall Qureshis. Im Beitrag über den Mufti wird kritisiert, dass Hafiz Shahid Mehmood, der die Anzeige gegen Qureshi erstattete, eine Beleidigung Sahabi Umar bin Abi Waqqas' vorbrachte. Im Gegensatz dazu habe Qureshi im angezeigten Video jedoch Yazid beleidigt. Beobachtende erklärten dazu, Qureshi habe beide benennen wollen.

Die Verschärfung der Anti-Blasphemiegesetzgebung im Juli wird im Beitrag von News Intervention als Schlag der sunnitischen Mehrheit Pakistans gegen die schiitische Minderheit angesehen. Das Verbot, die Wegbegleiter und Familie Mohammeds sowie Kalifen wie Yazid zu diskutieren, mache ein Praktizieren des Glaubens unmöglich.

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