"Gott ist ein Monster"

Stephen Fry – Anzeige wegen Blasphemie

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Stephen Fry in dem vermeintlich blasphemischen Interview
Stephen Fry

Wegen seiner Äußerungen über Gott in einem zwei Jahre alten Fernsehinterview wurde der britische Autor und Schauspieler Stephen Fry in Irland wegen Blasphemie angezeigt. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Stephen Fry ist bekennender Atheist und berühmt dafür, dass er mit seiner Meinung zu Themen rund ums Religiöse nicht hinter dem Berg hält. Wahrscheinlich war dies einer der Gründe für seine Einladung in die Religions-Sendung "The Meaning of Life" ("Der Sinn des Lebens") des öffentlich-rechtlichen irischen Fernsehsenders RTÉ One im Februar 2015. Im Laufe der Sendung stellte Moderator Gay Byrne seinem atheistischen Gast die Frage, was er denn tun würde, falls er nach seinem Tod doch unerwarteterweise vor der Himmelspforte stünde und den Herrgott träfe. Fry sagte es ihm:

"Ich würde sagen: Knochenkrebs bei Kindern? Was soll das denn bitte? Wie kannst du es wagen! Wie kannst du es wagen, eine Welt zu schaffen, in der es so viel Elend gibt, das wir nicht verschuldet haben? Das ist nicht in Ordnung! Das ist durch und durch böse. Warum sollte ich einen launischen, bösartigen, dummen Gott respektieren, der eine Welt erschaffen hat, die voll Ungerechtigkeit und Schmerz ist? Das ist das, was ich sagen würde."

Der sichtlich erschütterte Moderator fragte Fry daraufhin, ob er glaube, dass er auf diese Weise von Gott in den Himmel gelassen würde.

"Nein, aber das würde ich auch gar nicht wollen", erwiderte Fry. "Zu seinen Bedingungen will ich da nicht rein. Sie sind falsch. Wenn ich sterbe and es wären Pluto oder Hades oder die griechischen Götter da oben, dann wäre das schon etwas anderes. Denn die griechischen Götter haben nicht so getan, als wären sie nicht menschlich, was ihre Gelüste, ihre Launen und ihre Unvernunft betraf. Sie taten nicht so, als seien sie allsehend, allwissend, allgütig. Denn der Gott, der dieses Universum geschaffen hat – falls es von einem Gott geschaffen wurde – ist ziemlich eindeutig ein Wahnsinniger. Ein komplett Wahnsinniger. Völlig egoistisch. Wir sollen unser Leben auf den Knien verbringen, um ihm zu danken? Was für ein Gott würde das verlangen? Ja, die Welt ist großartig! Aber es gibt darin auch Insekten, deren gesamter Lebenszyklus darauf basiert, dass sie sich in die Augen von Kindern graben und sie erblinden lassen. Sie fressen sich vom Inneren der Augen nach außen. Warum? Warum hast du uns das gegeben? Du hättest leicht eine Schöpfung machen können, in der sowas nicht existiert. Das ist einfach nicht akzeptabel! Beim Atheismus geht es nicht nur darum, nicht daran zu glauben, dass es einen Gott gibt. Angenommen es gibt einen Gott, was für ein Gott ist er dann? Das liegt doch klar auf der Hand: Er ist ein Monster, ein komplettes Monster, und verdient keinerlei Respekt welcher Art auch immer. In dem Moment, in dem man ihn aus seinem Leben vertreibt, wird das Leben einfacher, echter, reiner und ist es meiner Meinung nach mehr wert, gelebt zu werden."

Das Interview machte nach der Ausstrahlung der Sendung in den sozialen Netzwerken weltweit die Runde. 2016 wurde es in der Kategorie Bestes Interview des Jahres sogar für den renommierten Sandford St. Martin-Preis nominiert. Mit dem Preis werden herausragende Leistungen in religiösen Radio- und Fernsehprogrammen ausgezeichnet.

Wie die irische Ausgabe der Zeitung The Independent Ende vergangener Woche berichtete, wurde Fry für seine Äußerungen in dem Interview wegen Blasphemie angezeigt. Nach dem irischen Defamation Act (Beleidigungs-Gesetz) von 2009 macht sich schuldig, "wer etwas veröffentlicht oder äußert, das extrem ausfallend oder beleidigend gegenüber Dingen ist, die von irgendeiner Religion als heilig betrachtet werden, und hierdurch Empörung bei einer beträchtlichen Menge der Angehörigen dieser Religion hervorruft". Für blasphemische Äußerungen sieht der Defamation Act 2009 eine Geldstrafe von bis zu 25.000 Euro vor.

Der Anzeigensteller, der namentlich nicht erwähnt werden möchte, erzählte dem Independent, dass er die Anzeige für seine staatsbürgerliche Pflicht gehalten habe. Persönlich fühle er sich durch das Interview jedoch nicht beleidigt. Laut der britischen Zeitung The Guardian wurde die Anzeige bereits vor 18 Monaten getätigt. Erst aufgrund einer weiteren Kontaktaufnahme durch den Anzeigensteller vor einigen Wochen hat die Polizei jedoch nun die Ermittlungen aufgenommen.

Die irische Atheisten-Vereinigung Atheist Ireland begrüßte die polizeilichen Ermittlungen gegen Stephen Fry wegen Blasphemie:

"So wird Licht auf ein Gesetz geworfen, das dumm ist, gefährlich und zum Schweigen bringen soll. Es ist ein dummes Gesetz, weil es behauptet, der Schöpfer des Universums bräuchte den Oireachtas (das irische Parlament – Anm. d. Übers.), um seine Gefühle zu beschützen. Es ist ein Gesetz, das zum Schweigen bringt, weil viele irische Medien sich selbst zensieren, um einer möglichen Strafverfolgung zu entgehen. Und es ist ein gefährliches Gesetz, weil islamische Staaten und die Vereinten Nationen westliche Blasphemie-Gesetze benutzen, um ihre eigenen Blasphemie-Gesetze zu rechtfertigen, aufgrund derer sie Menschen hinrichten lassen. Pakistan hat im Namen der islamischen Staaten die Vereinten Nationen sogar gebeten, Formulierungen des irischen Blasphemie-Gesetzes zu verwenden, um Blasphemie international zu verbieten."