Es geht weiter bergab für die Kirchen: Die selbsternannten Verwalter der letzten Wahrheiten verlieren zusehends an Rückhalt in der deutschen Bevölkerung. Nur noch 14 Prozent sprechen der katholischen Kirche ihr Vertrauen aus. Das geht aus dem aktuellen Institutionen-Ranking des renommierten Markt- und Meinungsforschungsinstituts forsa hervor, das im Auftrag von RTL und ntv erstellt wurde. Dabei wurde die Einstellung der Bundesbürger zu verschiedenen staatlichen, säkularen und religiösen Einrichtungen, Berufsständen und Medien erfragt. Die Daten basieren auf einer Befragung von 2505 Personen, die Erhebung fand zwischen dem 18. Dezember letzten Jahres und dem 3. Januar 2020 statt.
Auch die Galionsfigur der Katholiken, Papst Franziskus, bleibt vom Vertrauensschwund nicht verschont. Zwar sprechen noch immer 29 Prozent dem Chef der katholischen Kirche ihr Vertrauen aus – also fast doppelt so viele wie der Institution, der er vorsteht. Dies kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im vergangenen Jahr noch 34 Prozent waren, und Anfang 2018 sogar 54 Prozent. Offenbar haben die anfänglichen Hoffnungen auf Franziskus als Modernisierer der römischen Dogmenschmiede einem nüchternen Realismus Platz gemacht. Seine Pathologisierung der Homosexualität, die mehr als zögerliche Aufklärung des Missbrauchsskandals und Ähnliches dürften zum anhaltenden Imageverlust des Oberhirten entscheidend beigetragen haben. Auch in den USA hatte Franziskus zuletzt erheblich an Rückhalt verloren. Es bleibt abzuwarten, ob sein Vertauensindex in den nächsten Jahren auf das niedrige Niveau der katholischen Kirche sinkt. Im aktuellen Ranking belegt sie einen der letzten Plätze. Nur der Islam (9 Prozent), Manager (8 Prozent) und Werbeagenturen (3 Prozent) stehen schlechter da.
Etwas besser schnitt die evangelische Kirche ab, der 36 Prozent der Befragten ihr Vertrauen aussprachen. Doch auch sie sitzt auf dem absteigenden Ast. Gegenüber 2019 verzeichnen beide ein Minus von jeweils zwei Prozent.
Bemerkenswert ist, dass sich der stetige Vertrauensverlust von Papst und Kirchen entgegen dem allgemeinen Trend entwickelt, den forsa-Geschäftsführer Manfred Güllner feststellt: "Viele wichtige gesellschaftliche Institutionen, die nach den zahlreichen Turbulenzen im Jahr 2018 zur Jahreswende 2018/19 einen deutlichen Ansehensverlust erlitten haben, konnten in den vergangenen zwölf Monaten Vertrauen zurückgewinnen."
So verzeichnet das Radio (54 Prozent) ein Plus von 3 Prozent und die Bundeswehr konnte ihren Vertrauenswert von 40 auf 45 Prozent steigern. Der höchste Zuwachs ist beim Zentralrat der Juden zu verzeichnen, von 34 auf nun 40 Prozent. Er ist damit die religiöse Institution mit dem höchsten absoluten Vertrauenswert in Deutschland. Angeführt wird das Ranking wie im Vorjahr von säkularen Einrichtungen: Auf Platz 1 liegen Polizei und Ärzte mit jeweils 80 Prozent, gefolgt von Universitäten mit 77 Prozent.
Durch ein generell höheres Misstrauen gegenüber Institutionen zeichneten sich, wie bereits in der letztjährigen Befragung, die Anhänger der AfD aus. Das gilt nicht nur für religiöse Einrichtungen. Erwartungsgemäß spiegelt sich dies auch in der Einstellung zu den Medien wider. Presse, Radio und Fernsehen schneiden in ihrem Ranking besonders schlecht ab, auch die Gerichte erreichen bei dieser Gruppe hohe Misstrauenswerte. Lediglich der Bundeswehr bringen die AfD-Anhänger das gleiche hohe Vertrauen entgegen wie Befragte mit anderer politischer Orientierung. Nur den Schlusslichtern des Rankings, Unternehmern und Werbeagenturen, vertrauen sie stärker, als es Bundesbürger ohne AfD-Präferenz tun.
9 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Lenin
Und wenn die RKK und andere Vereine keine Kontrolle mögen, dann ist höchste Vorsicht geboten. Denn wer ein Märchen, ein Mann hätte aus Wasser Wein gemacht, als Wahrheit bzw. als Religion deklariert. dem ist einfach nicht zu trauen. Der ist zu allem fähig aber sonst zu nichts.
Trau, schau, wem?
Ernst-Günther Krause am Permanenter Link
Ich habe die Pressemitteilung von RTL zur Forsa-Umfrage genauer angeschaut die Institutionen, denen Bevölkerung zum Jahreswechsel 2020 weniger traut als ein Jahr zuvor, übersichtlich sortiert:
-1 Managern
-1 Werbeagenturen
-2 Gewerkschaften
-2 Evangelischen Kirche
-4 Unternehmern
-4 Katholischen Kirche
-5 Sparkassen
-5 Papst
Rene Goeckel am Permanenter Link
Was müsste passieren, damit 0% der RKK vertrauen? Diese 14% sind ja doch ein paar Millionen Leute. Ich bin erstaunt, dass es so viele sind.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Na also, es geht, zwar in kleinen Schritten, aber dennoch in Richtung Säkularisation und Machtabbau der Kirchen.
BertBergmann am Permanenter Link
Hallo Herr Baierlein
Solange alle Bundestagsbedienstete ihr grünes Täfelchen in richtung Kirche brav in die
höhe strecken,wird es keine 100%zige Säkularisation geben.Auch die meisten Bürger
noch 2000 Jahre brauchen. Liegt an uns allen wie Ernst wir diese Macht von Staat & Kirche
bereit sind unsere Stimme zu entziehen.Nicht nur an der Urne auch in der Öffendlichkeit.
Gruß Bergmann
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hallo Herr Bergmann, seit Jahren arbeite ich an der Basis mit gbs & bfg indem ich deren Broschüren überall verteile und mit den Menschen rede, leider muß ich immer wieder feststellen, das die Leute zu wenig wissen
Da kann man schon manchmal verzweifeln wie ungebildet Erwachsenen Menschen noch sind.
Dabei fällt mir immer der Spruch ein<König zum Bischof, halt Du sie dumm, ich halt sie arm>
Matthias Wehrstedt am Permanenter Link
Da solche Messungen nie 100%ig genau, also reliabel, sind, liegen Veränderungen von 2 oder 3 Prozent im Zufallsschwankungsbereich und sollten nicht überinterpretiert werden.
Arno Gebauer am Permanenter Link
Moin,
was nützt es, wenn das Mißtrauen gegenüber den Kirchen wächst, man aber weiter
Kirchensteuer zahlen muß, um den Arbeitsplatz behalten zu können??????
Gruß Arno Gebauer
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Hallo Arno, gute Frage, genau so kann man fragen, warum immer wieder C Parteien gewählt werden, das sagt doch über die Intelligenz der Bürger einiges aus, oder sehe ich das falsch.
Statt dessen werden wir von Kirchenhörigen, egoistischen Möchtegerne Politikern regiert und solange sich das nicht ändert, bleibt jeglicher Fortschritt in Richtung Humanität aus.
Was mich betrifft, werde ich das nicht weiter hinnehmen, sondern, solange ich kann dagegen einsetzen mit allen mir zur verfügung stehenden Mitteln.