Papst Franziskus wird von vielen Katholiken als der sanfte, barmherzige Hirte empfunden, der ein Herz für Arme und Minderheiten hat. Seine bescheidene, gütige Art kontrastiert zu den hölzernen Auftritten seines Vorgängers Benedikt XVI., der eher als Funktionär denn Seelsorger wahrgenommen wurde.
Doch manchmal beschleicht einem als Beobachter Zweifel, ob der leutselige und extravertierte aktuelle Pontifex tatsächlich dieser offene Geist ist, den er nach außen markiert. Oder ob seine erfrischenden Statements lediglich PR-Aktionen in eigener Sache sind. Denn mit seinen unkonventionellen Auftritten und Aussagen erobert er die Herzen der Gläubigen und poliert das arg ramponierte Image seiner Kirche auf.
Dass zwischen Schein und Sein oft eine große Lücke klafft, hat der Pontifex am vergangenen Sonntag erneut bewiesen. Auf seinem Rückflug von Irland nach Rom sagte er gegenüber Journalisten, wenn sich Homosexualität schon in der Kindheit zeige, gebe "es viel, das mit Psychiatrie gemacht werden kann, um zu sehen, wie die Dinge liegen". Gerade in der Kindheit könne die Psychiatrie viel erreichen, fügte er an.
Franziskus ergänzte zwar, Eltern sollten ihre homosexuellen Kinder nicht verurteilen, sondern für sie beten. Doch das macht die fatale Aussage zur Psychiatrie nicht besser. Denn sie zeigt unmissverständlich, dass der Papst die Homosexualität für eine Krankheit hält, die sich mit einer Therapie behandeln oder gar heilen lässt. Das ist nicht nur kreuzfalsch, sondern auch diskriminierend und verachtend. Und: Wie lässt sich die sexuelle Neigung bei Kindern feststellen?
Konservativ und hartherzig in Sachen Lehrmeinung
Franziskus hat sich schon mehrere solcher Widersprüche geleistet. Sie dokumentieren, wie konservativ und hartherzig er ist, wenn es um die Grundhaltung und Lehrmeinung der katholischen Kirche geht.
Die aktuelle Aussage von Franziskus erinnert an den italienischen Priester Gino Flaim, der vor drei Jahren von einer Journalistin gefragt wurde, ob gleichgeschlechtliche Liebe unter Gläubigen ein Problem sei. Seine Antwort: "Pädophilie kann ich verstehen, Homosexualität, ich weiß nicht."
Und er ergänzte: "Leider gibt es Kinder, die Zuneigung suchen, weil sie diese zu Hause nicht bekommen, und dann suchen sie sich einen Priester, und mancher gibt nach." Dass sich Kinder mit sexuellen Absichten katholischen Pfarrern nähern würden, entspringt wohl der schmutzigen Fantasie von Flaim.
Die Wahrheit dürfte sein, dass sich viele wünschen, Kinder würden erotische Zuneigung bei Geistlichen suchen. In Wirklichkeit kommt keinem Kind in den Sinn, Zärtlichkeiten mit einem Pfarrer auszutauschen oder sexuellen Kontakt zu suchen.
Doch zurück zu Papst Franziskus, gegen den gelegentlich Kritik aus den eigenen Reihen kommt. Kürzlich hat der ehemalige Botschafter des Vatikans in den USA, Carlo Maria Vigano, Papst Franziskus vorgeworfen, Kenntnis vom sexuellen Fehlverhalten des ehemaligen Kardinals Theodore McCarrick gewusst zu haben, ohne etwas unternommen zu haben.
Insider behaupten, dass 30 bis 50 Prozent der katholischen Geistlichen schwul oder pädophil seien. Bevor der Pontifex Kinder psychiatrisch untersuchen und behandeln lassen will, soll er die Zehntausenden von Schwulen in seiner Kirche in die Therapie schicken. Nicht, um sie "umzupolen", vielmehr sollen sie lernen, mit ihrer sexuellen Neigung verantwortungsbewusst umzugehen. Zum Schutz ebendieser Kinder, die jahrhundertelang sexuell missbraucht worden sind und teilweise auch heute noch werden.
Übernahme mit freundlicher Genehmigung von watson.ch.
15 Kommentare
Kommentare
Thorsten am Permanenter Link
"Franziskus ergänzte .. , Eltern sollten ihre homosexuellen Kinder nicht verurteilen, sondern für sie beten."
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Thorsten
"Se un figlio rivela la sua omosessualità ai genitori, questi devono "pregare, non condannare, dialogare, capire, fare spazio perché si esprimi" perché altrimenti viene meno "la maternità e la paternità".
Lo ha detto il Papa nella conferenza stampa sul volo di ritorno da Dublino. "Mai dirò che il silenzio è un rimedio. Tu sei mio figlio, sei mia figlia, come io sono tuo padre, tua madre. Parliamo. Quel figlio ha diritto ad una famiglia e non ad essere cacciato via"."
Wenn ein Kind den Eltern seine Homosexualität offenbart, sollen diese "beten, nicht verurteilen, miteinander reden, verstehen, Raum schaffen, damit das Kind sich ausdrückt (ausdrücken kann)" weil sonst "die Mutterschaft und Vaterschaft" verkümmern.
Das sagte der Papst in der Pressekonferenz während seines Rückfluges von Dublin. "Nie werde ich sagen, dass Schweigen ein Heilmittel ist. Du bist mein Sohn, du bist meine Tochter, wie ich dein Vater bin, deine Mutter. Lass uns reden. Dieses Kind hat das Recht auf eine Familie und nicht darauf, davon gejagt zu werden."
Schnellübersetzung. Ohne Gewähr. Die Interpretation überlasse ich Ihnen. Angemerkt sei noch, dass der Papst "sehr einfach" spricht, so als sei er selber ein Vater, dem das gerade passiert ... das ist keine "Enzyklika".
Quelle: https://www.huffingtonpost.it/2018/08/27/papa-francesco-un-figlio-gay-va-sempre-accolto-silenzio-non-e-rimedio_a_23509990/
Tony am Permanenter Link
Wenn ich Verständnis für mein Kind habe muss ich weder beten noch das Kind zum Psychater schicken. Und wie sollen Mutter und Vater dann reagieren wenn der Sohn den ersten Freund mit nach Hause nimmt?
Andreas Lichte am Permanenter Link
@ Tony Auch Ihnen als Atheist (?) könnte es nicht schaden, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen: Franziskus spricht ein christliches "Publikum" an. "Beten" ist da das erste, das man tut.
Ein Atheist, der es anders macht, als Sie – Pier Paolo Pasolini: „Das Evangelium stellte mich vor folgendes Problem: Ich konnte es nicht wie eine klassische Geschichte erzählen, weil ich nicht glaube, sondern Atheist bin. […] Um das Evangelium erzählen zu können, musste ich mich daher in die Seele eines Gläubigen versenken. Das ist die indirekte freie Rede (le discours indirect libre): Einerseits ist die Handlung durch meine eigenen Augen gesehen, andererseits durch die Augen eines Gläubigen.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_1._Evangelium_–_Matthäus
Tony am Permanenter Link
Nehmen wir an ein im christlichen Glauben erzogenes Kind outet sich gegenüber seiner Eltern als homosexuel.
Das Gebet ist doch auch hier wieder eine selbstüchtige Seelenmastuarbation. Man weiß dass man nichts ändern kann täuscht sich aber vor es wenigstens zu versuchen.
Josef Wehhofer am Permanenter Link
Für mich ist das nicht eindeutig. Dass ein homosexueller auch schwer in seiner Umgebung zurecht kommt, könnte genauso gefolgert werden. Nachdenken statt gleich zu bollern hilft auch
Tony am Permanenter Link
Und dann betet man ein homophobes Fantasiewesen um Beistand an? Wer da in Therapie gehört wird langsam klarer.
Josef Wehhofer am Permanenter Link
Hatte mich nur auf Thorstens Kommentar bezogen, selbstverständlich folgt nur für Gottesanbeter ein Beten an ein Phantasiewesen. Offenbar scheint es diesen Indiuviduen zu helfen.
Bernd am Permanenter Link
Der letzte Absatz des Beitrags irritiert mich. Wieso müssen Schwule lernen, mit ihrer Sexualität "verantwortungsbewusst" umzugehen? Und warum muss dies "zum Schutz der Kinder" geschehen?
Zur Klarstellung:
Schwule Männer sind nicht an Kindern interessiert, sondern an Männern, erwachsenen Personen also.
Pädophile sind an Kindern interessiert, daher müssen sie lernen, mit dieser Orientierung, für die sie nichts können (niemand entscheidet sich freiwillig, Kinder sexuell anziehend zu finden), verantwortungsvoll umzugehen. Verantwortungsbewusste Pädophile entscheiden sich nicht für Berufe oder "Berufungen", in denen sie in engen Kontakt zu Kindern kommen. Sie sorgen dafür, dass ihr Abstand zu Kindern möglichst groß bleibt und Kontakte zu ihnen nicht oder stark eingehegt zustande kommen.
Das ist es, worauf es ankommt.
Man sollte dies aber tunlichst trennen von der Welt Homosexueller, deren erotisches Interesse eindeutig nicht bei Kindern liegt. Die Vermischung oder zeitgleiche Benennung beider Orientierungen (Homosexualität und Pädophilie) im Kontext von Kindesmissbrauch ist ihrerseits höchst verantwortungslos!
Übrigens:
Unter denen, die Kinder sexuell missbrauchen, sind nicht wenige heterosexuelle Väter oder andere nahe Verwandte.
Tony am Permanenter Link
Der letzte Absatz ist schwierig. Da könnte man auf die Idee kommen das Homosexuelle auch einen generellen Hang zum Kindesmissbrauch haben.
Wenn die Kirche schon jemanden in Therapie stecken will dann bitte die Opfer des Missbrauch und das für die volle Dauer der Behandlung. Und wenn der Psychologe sagt er wolle das Opfer für 10.000€ zum Delphinschwimmen schicken soll auch das im vollen Umfang durch die Kirche bezahlt werde. Mir ist es Scheißegal wenn dafür irgendwann der Messwein aus dem Tetrapack kommt aber die Kirche muss sich um Wiedergutmachung bemühen. Da reicht es nicht wenn sich ein nach aussen mildtätiges Hutzelmännlein bräsig auf eine Bühne hockt und krampfhaft Krokodilstränen abdrückt.
David See am Permanenter Link
ja, die Kinder sind schuld... und der Erwachsene gibt gütiger weise nach.
M. Landau am Permanenter Link
Was auch immer er sagt oder auch nicht, die Katholische Kirche ist eine direkte Bedrohung für Kinder. Das ist relevant, sein Geschwätz ist es nicht.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Die katholische Kirche droht seit 2000 Jahren aber jetzt droht sie langsam unterzugehen.
Gottseidank!!
Dieter Bauer am Permanenter Link
Es ist erstaunlich, dass den realitätsfremden fantasiebasierten Geschichten-Erzählungen eines Religionsgottvertreters von aufgeklärten Menschen solche Beachtung geschenkt wird.
Tony am Permanenter Link
Die "Lasse reden, das gibt sich mit der Zeit" Taktik dauert jetzt schon entschieden zu lange.