Während die katholischen Bischöfe auf ihrer Frühjahrsvollversammlung erneut über das Thema Missbrauch und Opferentschädigung diskutieren, sind die im Verein "ECKIGER TISCH e. V." organisierten Missbrauchsopfer empört über die Hinhaltetaktik der katholischen Kirche.
"ECKIGER TISCH e. V." ist ein gemeinnütziger Verein, der die Interessen von Betroffenen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen speziell im Kontext der katholischen Kirche vertritt. Angesichts noch immer nicht beschlossener Maßnahmen zur Entschädigung von Missbrauchsopfern der katholischen Kirche erklärt der Verein in einer aktuellen Pressemitteilung:
"Seit Jahren werden die Opfer sexueller Gewalt durch Kleriker der katholischen Kirche hingehalten. Nachdem man unter dem Eindruck der sog. MHG-Studie bereit schien, tatsächlich Verantwortung für das Versagen der eigenen Institution und ihrer Leitungen in der Vergangenheit zu übernehmen, wird jetzt wieder zurückgerudert.
Dieses Verhalten ist an Boshaftigkeit nicht mehr zu überbieten! Es spekuliert auf die Trägheit der öffentlichen Meinung und die Feigheit der Politik, die einer Auseinandersetzung mit der Kirche gerne aus dem Weg geht.
Die Betroffenen aber sollen offensichtlich weiter zermürbt werden in der Hoffnung, dass sie irgendwann entnervt aufgeben oder schlicht rechtzeitig das Zeitliche segnen, um die Kassen der Kirche zu schonen. Dabei sollte es der reichsten Kirche der Welt nicht schwer fallen, in einer gemeinsamen Anstrengung eine angemessene Lösung für ihre Opfer zu organisieren. Die Zahlen zu den Finanzen der Kirche in Deutschland lassen nur einen Schluss zu: es geht nicht um die finanzielle Möglichkeit, es geht um den Willen!"
Doch sieht der ECKIGE TISCH nicht allein die Kirchenfunktionäre in der Verantwortung. Durch Medienberichte über den Missbrauch in der katholischen Kirche und über die Verschleppung von Aufklärung und Opferentschädigung sieht der Verein auch die Gläubigen an der Basis in der Pflicht:
"Spätestens jetzt stellt sich die Frage nach der Mitverantwortung der Laien, die sich gerade anschicken mit den Bischöfen einen Weg der Reform zu gehen. Sie müssten den Bischöfen und den Verantwortlichen der Orden, jetzt in den Arm fallen bei dem Versuch, die Opfer wieder zu hintergehen. Ich erwarte einen starken und klaren Protest der kirchlichen Basis dagegen, dass die Bischöfe und Ordensgemeinschaften offenbar versuchen, sich wieder auf eine Anerkennungszahlung, statt auf eine tatsächliche Entschädigung heraus zu mogeln."
Dass die Anerkennung des erlittenen Leids durch Missbrauch mit einer angemessenen finanziellen Entschädigung einhergehen muss, steht für den ECKIGEN TISCH außer Frage:
"Eine bloß symbolische Anerkennung von Leid reicht nicht aus, es braucht einen tatsächlichen Ausgleich für die Folgen, die im Leben und in der Biographie von Menschen entstanden sind durch das fahrlässige und oft auch vorsätzliche Handeln von Bischöfen und Ordensoberen. Diese haben es vorgezogen, Täter zu schützen und weiter zu versetzen, statt sie zu melden und ihnen damit die Möglichkeit für neue Straftaten zu nehmen. Sie können sich auch nicht darauf hinausreden, damals herrschten ja andere Zeiten. Die Heimlichkeit, mit der sie vorgingen, entlarvt dieses Argument, denn sie mussten nur zu genau, weshalb sie das Licht der Öffentlichkeit scheuten.
Durch das kirchliche Schweigekartell wurden den Opfern die Chance genommen, sich zeitnah um Hilfe und Therapie zu bemühen. Sie wurden zum Schweigen gebracht und darin festgehalten, bis sie sich selbst daraus befreien konnten. Dafür haben die Opfer eine angemessene Entschädigung verdient, unabhängig von ihrer sozialen oder wirtschaftlichen Lage."
7 Kommentare
Kommentare
Nora Koch am Permanenter Link
Was soll man schon erwarten von einem Verein, in dem sowas normal ist:
Priester opfert Gehirntumor für Opfer klerikalen Missbrauchs auf
http://kath.net/news/70739
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Wie lange halten unsere Politiker noch zu diesem verlogenen und wertlosen Verein, auf Kosten aller Bürger und missachten das GG und unsere Verfassung, gegen den Willen der immer größer werdenden Zahl von Menschen, die
Wolfgang am Permanenter Link
Hinhaltepraxis ist doch bei der schwarzen Zunft üblich.
Der christliche Glaube ist nur etwas für Blinde und für Taube. Selber schuld, wer da noch glaubt. Ein Kreuz mit der Bande, für Atheisten eine Schande!
A.S. am Permanenter Link
Wer ein wenig die Kirchengeschichte kennt, weiß, dass er von der Kirche kein moralisches Handeln erwarten braucht.
Wolfgang am Permanenter Link
Nicht eckiger Tisch sondern dreckiger Tisch. Das bleibt solange, bis die Schwarzen am Tisch mit sitzen.
Manfred Gilberg am Permanenter Link
Unterdrückung im vernetzten und verwobenen Staat ist eine der leichteren Übungen der Kirchen. Geübt seit 2000 Jahren.
Dieser Staat ist auf vielfältigste Weise umklammert von den Kirchen. Wen wundert das Ergebnis? Es müssen von uns "Dicke Bretter" gebohrt werden.
Gondel am Permanenter Link
>>Dieses Verhalten ist an Boshaftigkeit nicht zu überbieten!
Die Trägheit der öffentlichen Meinung ist tatsächlich ein Problem, während sich die Politik eher als mafiös verbandelt mit der Kirche präsentiert.
Zur Zeit zeigt es sich als aussichtsreich, mit Klagen zu drohen.