Gratulationen zum 80. Geburtstag von Joachim Kahl am 12. Mai 2021

Der "universell einsetzbare Philosoph"

Heute feiert der Philosoph Joachim Kahl seinen 80. Geburtstag. Der hpd bat deshalb Kollegen, Weggefährten und Freunde um ein paar ehrende Worte.

Auch wenn der Jubilar nicht unumstritten ist – erinnert sei nur an seine deutliche Abgrenzung vom "Neuen Atheismus" Richard Dawkins', dem er "intellektuellen Cäsarenwahn" unterstellt (zitiert nach Wikipedia) – ohne Vorkämpfer wie ihn gäbe es einen Humanismus, wie er derzeit gelebt wird, nicht.

Helmut Walther ist Hauptredakteur der Zeitschrift Aufklärung und Kritik, Beiratsmitglied der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg und langjähriger Begleiter Kahls. Er schreibt:

Seit ich Joachim Kahl 1994 über die Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg kennengelernt habe, hat sich aus einer langjährigen und bis heute anhaltenden Zusammenarbeit bei Seminaren und für unsere Zeitschrift Aufklärung und Kritik sowie in der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg eine echte Freundschaft entwickelt, die sich auch in vielen gemeinsamen Ausflügen im Fränkischen (teils auch mit den Ehefrauen) beziehungsweise gegenseitigen Besuchen in Marburg und Nürnberg äußerte.

Joachim Kahl zu Besuch bei Helmut Walther und dessen Frau (Foto: privat)
Joachim Kahl (l.) zu Besuch bei Helmut Walther (r.) und dessen Frau (Foto: privat)

Für die kommenden Jahre wünsche ich Joachim Kahl vor allem eine gleichbleibend gute Gesundheit und weiterhin so viel Elan und Esprit in all seinem Tun, vor allem natürlich in seiner schriftstellerischen und seiner Vortragstätigkeit – auf die künftige Zusammenarbeit und hoffentlich bald wieder mögliche persönliche Treffen freue ich mich, um auch den mit ihm so wertvollen persönlichen Austausch fortzuführen.


Dietmar Fischer war von 1985 bis 1990 Geschäftsführer des bfg Nürnberg und unter anderem auch Initiator und Mitgründer des ersten Humanistischen Kindergartens in Bayern. Er erinnert sich:

Es war im Jahr 1982, als mir Joachim Kahl in den Räumen des bfg Nürnberg (so hieß der spätere Humanistische Verband Deutschlands damals) erstmals begegnete. Er war damals Bildungsreferent, ich debütierte als Zivildienstleistender in derselben Organisation.

Rainer Rosenzweig, Joachim Kahl, Helmut Fink und Dietmar Fischer (v.l.n.r.)
Rainer Rosenzweig, Joachim Kahl, Helmut Fink und Dietmar Fischer (v. l. n. r., Foto: privat, 2006)

Damals ahnte ich noch nicht, dass dies der "Beginn einer wunderbaren Freundschaft" und einer befruchtenden Zusammenarbeit werden sollte. Es war der erweiterte Blick aufs Ganze, der den Philosophen von ausschließlich auf Religionskritik fixierten Zeitgenossen unterschied und dessen Impulse den Nürnberger bfg/HVD über viele Jahre entscheidend prägen sollten. Doch auch ich selbst konnte in dieser Lebensphase unglaublich viel von Joachim lernen.

Wertschätzung, Zuneigung, Wohlwollen, Respekt, Neugierde, Humor und die Freude am widersprüchlichen Diskurs waren rückblickend wohl die Zutaten, die unsere freundschaftliche Verbundenheit über so lange Zeit und alle Distanzen erhielt.

Ich freu' mich auf die nächsten Gespräche und gratuliere herzlich zum Geburtstag.


Auch Helmut Fink kennt den heute Gefeierten seit vielen Jahren. Von 1999 bis 2015 war Fink Vorsitzender des HVD Nürnberg bzw. Bayern. Er ist Vorsitzender der Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft Nürnberg und Direktor der Akademie für säkularen Humanismus bei Kortizes, wo er auch als Referent für Wissenschaft und Philosophie tätig ist.

Den Namen Dr. Dr. Joachim Kahl las ich zunächst immer wieder Anfang der 1990er Jahre in den Programmen der Wochenendseminare der Thomas-Dehler-Stiftung in Nürnberg. Angeregt durch einen Hinweis im Monatsbrief des Bundes für Geistesfreiheit, dessen Fördermitglied (noch nicht ordentliches Mitglied) ich damals war, hörte ich diesen – wie es schien, universell einsetzbaren – Philosophen dann zum ersten Mal als externer Gast im Gemeindesaal der katholischen St.-Elisabeth-Gemeinde in Nürnberg. Er sprach dort über "die zwei Säulen des Atheismus", souverän, in wohlgesetzten Worten und argumentativ glasklar. 1992 mag das gewesen sein. Schlüssigkeit und Stil, Konsequenz und Konzilianz dieses Denkers haben mich in der Folge nicht unbeeinflusst gelassen, und so habe ich die wiederholten Begegnungen mit ihm im Geiste des säkularen Humanismus stets genossen.

Joachim Kahl (l.) und Helmut Fink (r.), Foto: Helmut Walther
Joachim Kahl (l.) und Helmut Fink (r.) (Foto: © Helmut Walther, 2011)

Ohne seinen Anstoß zur Humanität ohne Gott wäre meine mehr als zwei Jahrzehnte währende aktive Zeit im HVD vielleicht gar nicht in Gang gekommen. Von Joachim Kahl kann man lernen, dass Naturwissenschaft nicht die einzige Quelle klaren Denkens sein muss. Ferner, dass säkularer Humanismus und liberaler Konservatismus keine Gegensätze bleiben müssen. Und drittens, dass es im Zweifel klug ist, sich aus Verbandsquerelen herauszuhalten. Ich wünsche dem weiterhin philosophisch tätigen Jubilar Joachim Kahl heute, was auch er mir schon manches Mal gewünscht hat: Gute Arbeit und gute Laune!


Und schlussendlich verbindet auch den Präsidenten des hpd e. V., Rainer Rosenzweig, eine lange Freundschaft mit Joachim Kahl. Rosenzweig war in den Jahren 1999/2000 Geschäftsführer des HVD Nürnberg, ist Initiator des Museums "Turm der Sinne" (Geschäftsführer 2002–2016) sowie des Instituts für populärwissenschaftlichen Diskurs Kortizes (Geschäftsführer seit 2017).

Joachim Kahl ist mir erstmals in den 1990er Jahren bei meiner Tätigkeit für den HVD Nürnberg begegnet und hat seitdem einige wichtige Ereignispunkte in meinem Leben humanistisch begleitet, darunter die säkulare Begrüßungsfeier für meinen Sohn sowie eine wunderbare humanistische Rede zu meiner Hochzeit im Nürnberger Planetarium. Sein berühmtes Werk "Das Elend des Christentums" ist in meinem Geburtsjahr 1968 erschienen. Er ist für mich zu einer Art "väterlichem Freund" geworden, dem ich hiermit aus tiefem Herzen zu seinem besonderen Geburtstag gratuliere!

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