Österreich soll säkularer werden. Mit diesem Anspruch versammeln sich die Humanisten des Landes am 30.11.19 im Rahmen eines prominent besetzten Kongresses. Der Trend "raus aus der Religion" ist offensichtlich, denn die Mitgliedschaften bei den Glaubensgemeinschaften sind rückläufig.
Andererseits erwacht auch eine konservative Gegenbewegung: Durch die Einwanderung nach Österreich etablieren sich zunehmend mehr Religionen, welche die gleichen Privilegien einfordern wie die katholische Kirche in Österreich. Das behindert jedoch das Funktionieren des Gemeinwesens und wird auch demokratiepolitisch immer bedenklicher. Entsprechend fordern die Humanisten auch eine Festschreibung der Säkularität in der Verfassung, eine Äquidistanz vom Staat zu den Religionsgemeinschaften sowie die gleichen Rechte für Weltanschauungsgemeinschaften nach deutschem Vorbild.
Ethische Schule, religionsfreie Flüchtlingshilfe
Im Rahmen des Kongresses wird Michael Bauer über seine Erfahrungen beim Aufbau der humanistischen Organisation in Deutschland berichten. Mittlerweile umfasst der HVB rund 30 Kindergärten und eine Schule sowie soziale Dienstleistungsbetriebe. Die Pädagogin Ulrike von Chossy wird über ihre Erfahrungen mit dem Aufbau einer humanistischen Schule in Bayern berichten und die aus dem Iran stammende Mahsa Abdolzadeh spricht über ihren Wiener religionsneutralen Kindergarten "Philokids". Die iran-stämmige Mina Ahadi betreut die "Säkulare Flüchtlingshilfe". Sie ist als junge Frau aus dem Iran geflohen und beschreibt ihren Wandel von der religiös erzogenen jungen Frau, die alles brav mitgemacht hat, bis zu ihrem Austritt aus dem Islam.
Prominente Säkularisten
Am Nachmittag spricht Bernhard Heinzlmaier über Sakularität im politischen Alltag und Alois Schöpf über kultiviertes und selbstbestimmtes Sterben abseits von High-Tech-Medizin und Pflegeindustrie. Schließlich spricht Gerhard Engelmayer (HVÖ) über Ethikunterricht in Schulen und die bekannte Philosophin Lisz Hirn über das neue gesellschaftliche Biedermeier, das Männer und Frauen in alte Rollenbilder drängt, unsere offene Gesellschaft in Frage stellt und liefert auch Ideen, was man dagegen tun kann. Den Eröffnungsvortrag hält Niko Alm, Geschäftsführer der Rechercheplattform Addendum, Gründer der Laizismus-Initiative, ehem. Abgeordneter z. NR. Wien, Autor des Buches "Ohne Bekenntnis".
1 Kommentar
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ein Artikel von Jakob Purkarthofer der Hoffnung macht, dass sich in Europa etwas in Richtung Aufklärung und Vernunft bewegt.
Nicht nachlassen, dranbleiben bitte.