Österreich

Kreuzstreit in Wiener Schule

WIEN. (irp/hpd) Der seit einem Jahr in einer Wiener Volksschule tobende Streit wegen der Schulkreuze ist um eine Facette reicher - und er zieht immer weitere Kreise.

 

Bereits im Dezember 2013 richtete der Wiener Stadtschulrat an das Unterrichtsministerium die Anfrage, welche Religionsgemeinschaften als christlich zu betrachten sind. Laut Gesetz müssen nämlich Schulkreuze angebracht werden, wenn eine Mehrzahl christlicher Schüler vorliegt. Nun wird jedoch offensichtlich, dass bisher weder die Schulleitung noch der Wiener Stadtschulrat sich mit der Frage befasst haben, welche Religionsgemeinschaften als christlich gelten. Nach zwei Monaten liegt noch immer keine Antwort seitens des Ministeriums vor.

“Die mehrheitsbezogene Kreuzregelung existiert in Österreich seit 65 Jahren. Die Ratlosigkeit sowohl der Schulleitung als auch des Stadtschulrates bezüglich der konfessionellen Zuordnung der Schüler veranschaulicht vor allem, dass das Gesetz bisher glatt missachtet wurde” kommentiert Eytan Reif, Sprecher der “Initiative Religion ist Privatsache”, die jüngste Entwicklung.

Für sehr bedenklich hält Reif nicht nur die “von Beliebigkeit geprägte Umsetzung eines ohnehin absurden Gesetzes”. Das Gesetz selbst, so Reif, stellt nämlich auch einen unerträglichen Eingriff des Staates in rein religiöse Angelegenheiten dar: “Den gesetzlich verankerten Kreuzanbringungsfetischismus teilen nicht alle Christen. Das lateinische Kreuz und das Kruzifix wurden nämlich traditionell von katholischer Seite eingesetzt, um Protestanten zu unterdrücken, während für orthodoxe Christen Kruzifixe gar blasphemisch sind. Laut Gesetz haben aber die Mitglieder aller Kirchen mitgezählt zu werden, um das Anbringen eines primär katholischen Symbols in öffentlichen Einrichtungen zu rechtfertigen”.

Reif bezweifelt zudem, dass alle katholischen Eltern das Verlangen nach einem Schulkreuz teilen, “gefragt werden sie ohnehin nicht”.

 

Initiative Religion ist Privatsache