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Satans-Sneaker und Jesus-Treter

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Symbolbild
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Weiße Sneaker mit Weihwasserfüllung sind OK, schwarze mit Blutfüllung ein Fall für das Gericht: Das New Yorker Kunstkollektiv "MSCHF" ist bekannt für seine konsumkritische Haltung und für Aufsehen sorgende Werke. Dem steht der Rapper Lil Nas X in nichts nach. Zusammen haben sie einem Nike-Sneaker eine satanische Kur verpasst. Nike zog daraufhin vor Gericht, um einen Verkauf der bösen Treter zu verhindern. Beim Sneaker-Style Jesus, inklusive Kreuz und Weihwasser, scheint die Klagedrohung wohl in der Ablage vergessen worden zu sein.

Die Sneaker des Anstoßes haben es in sich: Sie bestehen aus dem Modell "Nike Air Max 97", dessen Sohle mit roter Tinte und angeblich einem Tropfen Blut von einer Person des Kunstkollektivs "MSCHF" gefüllt ist. Als Extra erhielten die Kund:innen noch einen Anhänger in Form eines Pentagramms auf der Schnürung und einen Hinweis auf das Lukas-Evangelium, Kapitel 10 (10,18: "Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen"), welches sich mit dem Sturz Satans aus dem Himmel befasst. Außerdem vermerkt: der Aufdruck, um welches der nurmehr 666 bearbeiteten Schuhpaare es sich handelt. Kosten pro Paar: 1.018 Dollar (etwa 840 Euro). 665 Exemplare waren bereits binnen Minuten verkauft und mehr als 666 Paar seien im Rahmen der Kunstaktion nicht geplant gewesen. Zu einer Vergabe des 666. Schuhpaars soll es jedoch nicht mehr gekommen sein, da das Herstellerunternehmen Nike den Verkauf und die Vergabe gerichtlich stoppen ließ. Eine unnötige Handlung, wie das Kollektiv meinte.

Vor zwei Jahren war die Sache noch ganz anders verlaufen, als MSCHF schon einmal Nike-Sneakern ein neues Gewand gegeben hatte. Damals erhielten die Schuhe eine Sohlenfüllung priesterlich geweihten Wassers aus dem Jordan, ein Kreuz samt Jesus an der Schnürung, einen gedruckten Blutstropfen an der Zunge und einen Hinweis auf das Evangelium nach Matthäus. Eine Klage oder ein Verkaufsstopp sind nicht bekannt, obwohl sowohl bei den Jesus-Sneakern als auch bei den Satans-Tretern Kritik an ausufernden Unternehmenskooperationen geübt wurde. Zur Begründung führt Nike an, selbst entscheiden zu wollen, welche Produkte das bekannte "Swoosh"-Logo tragen sollen. Warum aber 2019 das beim Jesus-Sneaker ebenfalls gut erkennbare Logo und Design kein Problem darstellte, wurde nicht erwähnt.

MSCHF erklärte dazu, dass jedes der veränderten Schuhpaare zu einem einzigartigen Kunstwerk geworden sei und sicherlich niemand glaube, Nike habe diese Schuhe so angeboten. In einem Statement auf der eigenen Website erklärt das Kunstkollektiv die Zusammenarbeit mit Lil Nas X, weist eine Kooperation mit Nike von sich und erklärt die Hintergründe und Verbindungen zwischen den Jesus- und den Satans-Sportschuhen. Für die Künstler:innen ist die angestoßene Diskussion um die Schuhe ein Erfolg. Auf die Freiheit des Ausdrucks legen sie großen Wert.

Nachdem sich selbst Politiker:innen zu Wort meldeten, um die satanische Version der Schuhe zu kritisieren, veröffentlichte Lil Nas X eine vermeintliche Entschuldigung bei Twitter, die nur auf den ersten Blick eine ist. Bricht sie doch bereits vor der eigentlichen Entschuldigung ab und leitet über auf Lil Nas X' provokantes Musikvideo "MONTERO (Call Me By Your Name)", in welchem der Rapper aus einem unterkühlten Paradies von einer sexy Schlange verführt wird und dann an einer Stange tanzend in die Hölle gleitet, um dort den Herrscher zu entthronen. Ein Video, das für manche Zuschauer:innen ähnlich heiß wie die Hölle sein dürfte: Etwas über drei Minuten voll sexualisierter Männerkörper und Homoerotik.

Ein Skandal für Konservative, die sich nicht nur an den Darstellungen von satanischen Figuren stören, sondern auch an der Homosexualität des Rappers Lil Nas X – oder besser gesagt, an Homosexualität generell. Ein gesellschaftliches Problem, welches immensen und bisweilen gar tödlichen Druck auf zum Beispiel homo- oder bisexuelle Menschen ausübt. Lil Nas X berichtete vor zwei Jahren von seinen Erfahrungen und wie schwer es gewesen sei, als Homosexueller aufzuwachsen. Bisweilen habe er gebetet, dass es eine vorübergehende Phase sei. 2019 schließlich outete er sich offiziell.

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