Die Polarisierung der Gesellschaft ist in aller Munde. Der Bremer Soziologe Nils C. Kumkar hat ein Buch zu diesem Thema geschrieben. Mit analytischem Blick zeigt er auf, wie politische Konflikte instrumentalisiert und aufgeheizt werden – durch Massenmedien, Talkshows und vor allem durch soziale Netzwerke.
Wolfram Weimer hat eine gendergerechte Sprache in seiner Behörde untersagt, weil er durch den Doppelpunkt und das Gendersternchen die Schönheit der Sprache verletzt sieht. Die Anordnung hat für viel Wirbel und Proteste gesorgt, aber letztlich geht es dem konservativen Weimer nicht um sprachliche Geschmeidigkeit, sondern um einen Kulturkampf.
Der in Harvard lehrende Literaturwissenschaftler Martin Puchner wagt in seinem Werk "Kultur. Eine neue Geschichte der Welt" nicht weniger als eine Neuschreibung der Globalgeschichte – jedoch nicht entlang der gewohnten politischen oder wirtschaftlichen Linien, sondern durch die Linse der kulturellen Transferprozesse. Sein zentrales Argument: Kultur entsteht nicht aus Abgrenzung, sondern aufgrund von Durchlässigkeit. Nicht Identität, sondern Aneignung ist ihr Motor.
Menschen sind nur als soziale Wesen denkbar und gleichzeitig brauchen alle auch Raum für sich allein. In seinem neuen Buch "WerteWirrWarr" befasst sich der Philosoph Franz Josef Wetz mit dieser "Doppelnatur" und erörtert, was politisch daraus folgt. Er stellt Fragen nach der Begründung von Solidarität, Ethik und Kultur; der hpd hat ihm dazu einige Fragen gestellt.
Gottesdienste für Hundebesitzer, Motorradfahrer, Fußballfans oder Festivalgänger: Die Kirche zeigt sich kreativ – oder besser gesagt: verzweifelt um Anschluss bemüht. Seit einigen Jahren sprießen spezielle Gottesdienste aus dem Boden, die weniger mit Liturgie als mit Lebensgefühl zu tun haben. Sie tragen Titel wie "Blessing of the Bikes", "Wenn Glaube unter die Haut geht" oder – wie kürzlich in Nürnberg – "Liebe, Glaube, Leidenschaft vereint – 125 Jahre 1. FC Nürnberg". Warum veranstaltet die Kirche solche Eventgottesdienste? Und was zieht Menschen dorthin?
Dass sich das preußische Partyvolk alljährlich im Berliner Hofbräu-Wirtshaus zu einem sogenannten "Oktoberfest" zusammenrottet, bereitet der bayerischen Intelligentsia seit jeher gewisse Bauchschschmerzen. Mit dem derzeit stattfindenden Oktoberfest auf dem Potsdamer Platz in Berlin allerdings ist die Maß endgültig voll – und Bayern stellt Strafantrag wegen Gotteslästerung.
Schon vor vier Jahren hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte die Türkei aufgefordert, den zu Unrecht inhaftierten Kulturförderer Osman Kavala sofort freizulassen. Nun hat das Oberste Berufungsgericht das Urteil gegen Kavala zu lebenslanger Haft bestätigt. Was folgt daraus?
"Wir müssen uns ehrlich machen. Die Menschheit befindet sich mitten in einer planetaren Krise". Zwei starke erste Sätze eines Buches, das klar und schonungslos die selbstverschuldeten Probleme unserer Welt und das Versagen der politischen Institutionen und handelnden Personen aufzeigt. Die Menschheit ist aufgrund mehrerer Faktoren in eine äußerst prekäre Situation gelangt, zu deren Umsteuerung nur noch wenig Zeit bleibt.
Der Ethnologe Christoph Antweiler legt mit "Heimat Mensch. Eine populäre Ethnologie" eine populärwissenschaftliche Einführung zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den Kulturen der Welt vor. Dabei beschränkt er sich zwar weitgehend auf entsprechende Feststellungen, ohne genauer nach Konsequenzen oder Ursachen zu fragen, lädt aber mit seinem kulturübergreifenden Blick zu entsprechenden Reflexionen ein.
Gruppen-Identitäten beherrschen derzeit viele politische Debatten. Der Ethnologe Christoph Antweiler lenkt in seinem Buch "Heimat Mensch" den Blick auf die zahlreichen fundamentalen Gemeinsamkeiten, die alle Menschen miteinander teilen. Der hpd sprach mit ihm über Vielfalt und Gleichheit, Identitätspolitik und Universalismus.
Zuhair lebt in Deutschland und hat dem islamischen Patriarchat den Kampf angesagt. Im Irak hatte sie zuvor häusliche Gewalt erlebt. Sie rät betroffenen Frauen, die Täter öffentlich bloßzustellen und fordert, mit der Zurschaustellung der eigenen Nacktheit dem islamisierten Gesellschaftssystem abzuschwören.
Weiße Sneaker mit Weihwasserfüllung sind OK, schwarze mit Blutfüllung ein Fall für das Gericht: Das New Yorker Kunstkollektiv "MSCHF" ist bekannt für seine konsumkritische Haltung und für Aufsehen sorgende Werke. Dem steht der Rapper Lil Nas X in nichts nach. Zusammen haben sie einem Nike-Sneaker eine satanische Kur verpasst. Nike zog daraufhin vor Gericht, um einen Verkauf der bösen Treter zu verhindern. Beim Sneaker-Style Jesus, inklusive Kreuz und Weihwasser, scheint die Klagedrohung wohl in der Ablage vergessen worden zu sein.
Forschende des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie und der Universität Konstanz haben herausgefunden, dass Vogelpopulationen in der Lage sind, sich kulturell anzupassen und dadurch effizienter zu werden. Die beobachteten Kohlmeisen-Populationen wechselten von einer traditionellen Verhaltensweise zu einer effektiveren Alternative, sofern es zu einem allmählichen Austausch von bestehenden Gruppenmitgliedern gegen externe Artgenossen kam. Die Studie beschreibt damit Zuwanderung als eine wichtige Triebkraft kulturellen Wandels bei Tieren, die es Tiergruppen ermöglicht, sich effektiv an schnellwechselnde Umweltbedingungen anzupassen.
Im Jahr 2013 hat Sangey Tashi in New York das Tibetan Community Health Network (TCHN) gegründet. Ziel ist es, medizinische Fakten auf Tibetisch zu vermitteln. Die buddhistische Weltsicht, aber auch Chinas Tibetpolitik erschweren diese Arbeit. Dabei ist medizinische Aufklärung in Covid-19-Zeiten von besonderer Bedeutung.
Vor 150 Jahren begann der sogenannte Kulturkampf. Der Schwerpunkt der MIZ wirft einen Blick auf diese historische Auseinandersetzung zwischen Katholizismus und preußisch-deutschem Staat. Dabei geht es sowohl um die (gar nicht so eindeutige) Einordnung der Ereignisse in die Geschichte von Emanzipation und Repression als auch um eine grundlegende Reflexion kultureller Kämpfe.