Mark Benecke in Berlin

Omnivore Humanisten

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Dr. Mark Benecke vor dem Vortrag
Dr. Mark Benecke

Ein Vortrag von Dr. Mark Benecke ähnelt ein bisschen einem Bob Dylan-Konzert: Man weiß vorher nie, was man erleben wird. Mal geht es strikt nach Setlist, mal wird es überraschend anders aufregend. Unterhaltsam ist es aber immer.

Beim diesjährigen Zukunftskongress des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg (HVD BB) am Welthumanistentag war auch Mark Benecke angekündigt. In seinem Vortrag sollte es eigentlich um das "Werden und Vergehen" aus humanistischer Sicht gehen. Ging es auch, aber das war dann eher nebensächlich.

Benecke begann damit, dass er verkündete, am Vormittag "das Manifest" des HVD gelesen zu haben. So ganz genau wurde nicht klar, welches "Manifest" er meinte, vermutlich spielte er auf die Imagebroschüre des HVD BB an. Und dort, so Benecke, stünde das hehre Ziel, sich für das Bestehen der Umwelt einsetzen zu wollen. Wenn das so sei müssten sich die versammelten Humanisten die Frage gefallen lassen, weshalb sie tierische Produkte wie Fleisch konsumierten.

Mit dem nächsten Satz erzählte er dann etwas über tote Menschen und zeigte dabei Fotos, die zartbesaiteten Menschen Schauer über den Rücken jagen oder Ekel. Hier war er ganz Routinier. Doch insgesamt fehlte der rote Faden in seinem Vortrag. Immer wieder wechselte er zwischen dem eigentlichen Thema seines (angekündigten) Vortrages und dem Veganismus-Thema. Das machte es nicht einfach, ihm zu folgen. So zum Beispiel zeigte er das Foto eines toten Menschen, der in trockener Wohnungsumgebung nicht verwest, sondern vertrocknet war und ergänze er den Anblick mit dem Satz: "Stellen Sie sich das so vor wie den Schinken, den sie essen." Bei einem gut Teil der Zuschauer rebellierte bei diesem Satz das Mittagessen im Magen.

In der Diskussion danach wurde Benecke teilweise scharf angegangen. Da der Mann aber debattengestärkt aus vielen Jahren Bühne und Podium ist, antwortete er souverän: "Ich mache niemandem einen Vorwurf. Ich bewerte auch das Verhalten der Menschen nicht. Ich weise nur auf Tatsachen hin." Und selbst das war für viele im Publikum nur schwer zu ertragen. Und etliche begannen ihre Antworten mit "Ja aber... "

Aus meiner Sicht hielt uns Dr. Mark Benecke an diesem Tag einfach nur einen Spiegel vor die Nase. Was wir aus dem Gesehenen und Gehörten machen, ist ganz allein unsere Sache. Die Entscheidung über unser Konsumverhalten ist allein unsere.

Benecke ist bekanntermaßen absolut und kompromisslos. Damit haben und hatten schon häufiger Menschen ein Problem. Er ruft nicht zum (sofortigen) Handeln auf; er zeigt uns aber, dass manchmal zwischen unseren Idealen und unserem "normalen" Leben Lücken klaffen. Über die wir uns einfach bewusst werden sollten. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Das fordert er.

"Ja, ich weiß, dass alles richtig ist, was er sagt. Und dass ich eigentlich vegan leben sollte", sagte ein Befragter nach dem Vortag, "aber ich bin doch auch nur ein schwacher Mensch." Es sei zu schwer, dieses Ganz-oder-Garnicht in seinem Leben durchzuhalten, jedoch "kaufe ich jetzt noch bewusster ein. Das ist doch immerhin ein Beginn."

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