Zukunftskongress des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg zum Welthumanistentag

"Wo der Humanismus stark ist, gedeiht die Demokratie"

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Im Futurium in Berlin fand der Zukunftskongress des HVD BB statt
Das Futurium in Berlin

Zum Welthumanist*innentag hatte der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg (HVD BB) ins Futurium in Berlin zu einem Zukunftskongress eingeladen. Bei dem Kongress mit dem Titel "Keine Zukunft? Ohne uns!" ging es um Themen wie Bildung, Menschenrechte, KI und Klima. Dabei sprachen unter anderem Roger Spindler vom Zukunftsinstitut, der amerikanische Soziologe Phil Zuckerman, die Transformationsforscherin Maja Göpel, der Kriminalbiologe Mark Benecke und der Philosoph Julian Nida-Rümelin.

Wenn man die Welthumanist*innentag-Feier des HVD BB vom vergangenen Jahr mit der von 2024 vergleichen würde, könnte man von einem Quantensprung sprechen. Wo 2023 noch fast familiär im "Haus des Humanismus" in Berlin-Schöneberg gefeiert wurde, konnten in diesem Jahr mehr als 1.200 Gäste aus aller Welt in Berlins Mitte empfangen werden.

Der amerikanische Soziologe Phil Zuckerman bezeichnete in seiner Keynote Demokratie als einen "grundlegenden Wert des Humanismus". "Im Gegensatz zu religiösen Doktrinen ist die Demokratie ein Konzept, das durch menschliche Vernunft und Erfahrung entwickelt wurde. Sie fördert Fairness, Gerechtigkeit und Gleichheit, indem sie sicherstellt, dass Regierungen den Menschen gegenüber rechenschaftspflichtig sind. Die Geschichte zeigt, dass dort, wo der Humanismus stark ist, die Demokratie gedeiht. In Nordamerika und Europa haben beispielsweise demokratische Institutionen weitgehend dank säkularer, humanistischer Einflüsse Erfolg."

Phil Zuckerman, Foto: © Frank Nicolai
Phil Zuckerman, Foto: © Frank Nicolai

Die Werte des Humanismus – Demokratie, Empathie, Kosmopolitismus und der Fokus auf das Hier und Jetzt – seien entscheidend, so Phil Zuckerman, um die Herausforderungen von heute zu bewältigen und eine bessere Zukunft aufzubauen. "Indem wir diese Prinzipien annehmen, können wir eine Welt schaffen, die für alle sinnvoll, gerecht und wohlhabend ist."

In einer Pressemitteilung des Humanistischen Verbands Berlin-Brandenburg hieß es, der Anlass für den Kongress sei neben dem Welthumanist*innentag auch 40 Jahre Humanistischer Lebenskundeunterricht an Berliner und Brandenburger Schulen. In ihrer Eröffnungsansprache sagte die Vorstandsvorsitzende des Verbands Katrin Raczynski: "Der Humanistische Lebenskundeunterricht gehört mit aktuell über 70.000 Schüler*innen, fast einer halben Million Schüler*innen, die diesen Unterricht besucht haben, und über 400 Lehrer*innen zu einem der größten europäischen humanistischen Bildungsaktivitäten und stärkt die Demokratie wie kaum ein anderes Schulfach."

Der Reigen der Vorträge [immer vier parallel, so dass der Autor leider nicht über alle berichten kann] begann mit Roger Spindler vom Zukunftsinstitut. Sein Vortrag war angekündigt mit dem Titel "Matrix des Wandels – Lebenswelten im Wandel – Impulse für eine zukunftsfähige (humanistische) Bildung". Er bot dem Publikum im vollbesetzten Raum Anregungen für einen zukünftig anders aufgebauten Unterricht, der weniger "Pauken" als Ziel haben müsse als vielmehr das Erfassen und den Umgang mit der Komplexität des Lebens. Hier müsse – so Spindler – vor allem über die zukünftigen Anforderungen nachgedacht werden. Denn "KI ist nicht die Zukunft; es ist bereits die Vergangenheit!"

Roger Spindler, Foto: © Frank Nicolai
Roger Spindler, Foto: © Frank Nicolai

Zur aktuellen Situation in Deutschland sagte Katrin Raczynski, dass viele Menschen Angst vor der Zukunft hätten und manche wie gelähmt seien oder versuchten, die Bedrohungslagen auszublenden. "Wir Humanist*innen können auch nicht mit einem Schlag alle Probleme der Zeit lösen, wir haben nicht auf alles eine Antwort anzubieten, schon gar nicht immer einfache Antworten. Aber wir gehen die Dinge mit Vernunft und Mitgefühl an. Wir denken nach, wir ringen um Antworten und Lösungen, wir versuchen, in dieser schweren Zeit Halt und Orientierung zu geben. Wir hoffen auf eine lebenswerte Zukunft und sind davon überzeugt, dass Menschen ihre Lebensbedingungen nur selbst verbessern können."

Der Staatssekretär für Gesellschaftlichen Zusammenhalt Oliver Friederici dankte dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg ausdrücklich im Namen des Landes Berlin für seine sozialen und integrativen Mühen und Leistungen im Land Berlin. Er erinnerte zu dem Thema des Zukunftskongresses an die gegenwärtigen großen Herausforderungen und rief dazu auf, den Weg der Verständigung weiter zu gehen. Er sagte: "Es gibt nicht nur eine Zukunft, sondern unterschiedliche 'Zukünfte'. Und wir alle können es gestalten, welche davon wirklich werden soll. Denn noch längst nicht ist unsere Zukunft in Stein gemeißelt, Zukunft ist und bleibt gestaltbar und beeinflussbar. Das ist ihre Natur."

Petra Klug & Frank Schwabe, Foto: © Frank Nicolai
Petra Klug (Mitte) und Frank Schwabe (r.), Foto: © Frank Nicolai

Auch in der Podiumsdiskussion mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit Frank Schwabe und der Religionsforscherin Petra Klug wurde immer wieder an die Anforderungen der Zukunft erinnert.

(Über die Vorträge von Dr. Mark Benecke und Dr. Maja Göpel wird gesondert berichtet.)

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