Gern für den Humanismus "gekräht"

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BERLIN. (hpd) Mehr als dreißig Jahre hat Manfred Isemeyer sich der Arbeit in säkularen Verbänden gewidmet; zuerst den Freidenkern und später dann - als Mitbegründer - dem Humanistischen Verband Deutschland (HVD). Am vergangenen Freitag wurde er in den Ruhestand verabschiedet.

“‘Schatz, jetzt bin ich im Ruhestand.’ Ein Satz, den meine Frau mehr fürchtete als ich” waren - nach vielen dankenden und huldigenden Manfred Isemeyers einleitenden Worte seiner kurzen Ansprache. “Ich werde mich bemühen - und sie wissen, was das in Beurteilungen heißt - nichts Schlimmes zu tun.”

Dabei ist abzusehen, dass er eher in den - Entschuldigung für das abgedroschene Wort - Unruhestand gehen wird. Denn er fotografiert und stellt die Fotos aus, will noch weitere Bücher schreiben und hat überhaupt noch einiges vor.

Doch die Matinee am Freitag war eher ein Blick in die Vergangenheit. Und stellte heraus, welch großen Anteil Manfred Isemeyer am Werden des HVD hat. Die Stellvertretende Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands (DPW), Dr. Gabriele Schlimper, wies darauf hin, dass die jahrelange, gute Zusammenarbeit nur deshalb möglich gewesen sei, weil Manfred Isemeyer die dazu notwendigen Charakterzüge aufweist: Selbstbestimmung, Solidarität und Toleranz. Sich um Andere zu kümmern sei praktischer Humanismus. “Bürgerliches Engagement und Transparenz schafft Vertrauen der Menschen.” Und dieses Vertrauen habe auch der HVD in seiner sozialen Arbeit.

Der ehemalige Vorsitzende des Landesvorstandes des HVD, Bruno Osuch, hat viele Jahre an der Seite des Ruheständlers gearbeitet. “Wie konnte es geschehen” fragte er in seiner Laudatio, “dass aus dem kleinen Freidenkerbund der große HVD werden konnte?” Das - so Osuch - wäre das Werk eines engangierten Teams. “Doch dass sich die Menschen dafür zusammengefunden haben, ist vor allem das Verdienst von Manfred.” Seine Ehrlichkeit und Offenheit, aber auch Toleranz haben sich auf das gesamte Team übertragen. Und nur so gelang ihm als Geschäftsführer des HVD auch der Spagat zwischen manchmal unpopulären Entscheidungen, die er treffen musste und seiner Menschlichkeit, mit der es diese abfedern konnte. “Nicht nur wir hier, sondern die ganze humanistische Szene verneigt sich vor dir.”

Ein Sprecher der Polnischen Rationalisten-Vereinigung (PRV) dankte Manfred Isemeyer und dem HVD dafür, dass sie mit den Unterlagen zum Lebenskundeunterricht, die ihnen zur Verfügung gestellt werden, in Polen einen Ethikunterricht durchführen können. "Sie werden es nicht glauben, welche Schwierigkeiten wir dabei haben." Letztens habe ein Bischof Kinder, die an diesem Unterricht teilnehmen, mit der Exkommunion gedroht. Es sei noch ein weiter Weg für Polens Rationalisten; doch die Unterstützung des HVD hilft.

Die Reden wurden von einem kulturellen Programm begleitet: Zwischen “Die Gedanken sind frei”, das Jaap Schilt am Klavier spielte und John Lennons “Imagine” - von einem klassischen Trio gespielt - bis zu Brecht/Weil-Liedern, reichte die Spanne.

Zum Abschied erzählte Manfred Isemeyer noch eine kleine Fabel: “Der Hahn auf dem Hof ist krank geworden. Die Hühner wissen: diese Nacht wird er nicht überleben. Sie wissen: wenn er Hahn stirbt, wird morgen die Sonne nicht mehr aufgehen. Doch das tat sie. Wie an jedem Tag.” Und er habe sehr gern für den Humanismus “gekräht”, auch wenn er jetzt den “Stall” verläßt.

 

Hinweis:
Carsten und Evelin Frerk haben das Große Sommerinterview des Jahres 2013 mit Manfred Isemeyer geführt.