Kommentar zum "House of One"

Fast 70 Millionen Euro für ein Museum

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Geplanter Standort für das "House of One" in Berlin-Mitte.
Geplanter Standort für das "House of One" in Berlin-Mitte.

Ursprünglich sollte das "House of One" in der historischen Mitte Berlins 47 Millionen Euro kosten. Nach aktuellen Meldungen soll der Bau nun 69,5 Millionen Euro teuer werden. Davon stehen momentan 53 Millionen bereit. Wie der Rest beschafft werden soll, ist ungeklärt.

Es war so klar! Man brauchte keinerlei prophetische Gaben um vorauszusehen, dass das religiöse Prestigeprojekt in Berlins Zentrum mehr Geld benötigen würde als von den Initiatoren anfänglich behauptet. Man könnte glatt unterstellen, dass auch ihnen das von Anfang an bewusst war. Doch ob es bei der Angabe halbwegs realistischer Kosten eine Baufreigabe gegeben hätte… das weiß man nicht. Ich jedenfalls bezweifle das.

Nun heißt es, dass die neue Verteuerung durch "Pandemie und Ukraine-Krieg" verursacht worden sei. Zugegeben, diese Ereignisse konnte man nicht voraussehen. Doch wo es einen privaten Bauherren trifft muss der sehen, wie er die Mehrkosten stemmt. Hier wird einfach die Hand geöffnet und nach mehr Geld vom Staat gerufen.

Der Tagesspiegel hat nachgerechnet und kommt zu folgendem Ergebnis:

  • Zuwendung Deutscher Bundestag 2014: 597.000 Euro
  • Nationale Projekte Städtebau (Bund und Land): 3,35 Millionen Euro
  • Bereitgestellte Mittel Deutscher Bundestag: 25,86 Millionen Euro
  • Bereitgestellte Mittel Land Berlin (SIWANA-Mittel): 15,86 Millionen Euro1
  • Private Spenden: 4,85 Millionen Euro
  • Eigenmittel "House of One": 2,70 Millionen Euro
  • Summe der zur Verfügung stehenden Mittel: 53,2 Millionen Euro

Zuwendungen: Blau sind die Zuwendungen aus Steuermitteln gekennzeichnet, gelb die aus Spenden und Eigenmitteln (Grafik: Frank Nicolai)
Die Zuwendungen aus Steuermitteln sind blau gekennzeichnet, die aus Spenden und Eigenmitteln gelb. (Grafik: Frank Nicolai)

Ursprünglich sollte das Ganze 43 Millionen Euro kosten, dann wurde die Summe auf etwas mehr als 47 Millionen erhöht. Inzwischen reden wir über eine Summe von 69,5 Millionen Euro. Und das wird noch nicht die letzte Schätzung gewesen sein. Das bedeutet: Derzeit fehlen 16,3 Millionen Euro. Wie die herangeschafft werden sollen? Die Betreiber fabulieren von Spenden. Dabei haben sie im Jahr 2022 gerade einmal 663.500 Euro Spenden akquirieren können.

Es verwundert wenig, dass die übrig bleibenden Mehrkosten nicht von den zukünftigen Nutzern, sondern immer von der Allgemeinheit – also den Steuerzahlern – getragen werden sollen. Die paar Spenden machen den Kohl nicht fett. Es stand nicht einmal zur Debatte, den Anteil der drei Religionsgemeinschaften zu erhöhen. Im Handaufhalten sind Christentum, Judentum und Islam gleich gut.

Wer wird die Differenz zahlen? Du. Ich. Wir alle. Und wenn wir beziehungsweise unsere Enkel das "House of One" dann einmal besuchen wollen – so es bis dahin überhaupt fertig sein wird – werden wir oder sie Eintritt zahlen müssen, wie in einem Museum. Was es dann ja auch sein wird: Das Museum der abrahamitischen Religionen.

Ach so, ja, fast vergessen: Richtig angefangen hat der Bau auch noch nicht.

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1 Bisher war hier immer die Rede von 10 Millionen Euro – auf wundersame Weise wurde die Zuwendung erhöht. ↩︎