Kirchensteuereinnahmen sinken weniger stark als erwartet

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Fast 800 Millionen Euro weniger nehmen die evangelische und katholische Kirche dieses Jahr ein, so das Ergebnis eines Berichts des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die Kirchen kämen damit vergleichsweise gut weg, bisher wurde ein Minus von mehr als einer Milliarde Euro erwartet. Doch auch das IW warnt vor den langfristigen Finanzierungslücken.

Noch im letzten Jahr konnten sich die Kirchen über Rekorde bei den Kirchensteuereinnahmen freuen. Damals war bereits abzusehen, dass die Pandemie ein Loch in die Kirchenfinanzen reißen würde – die Frage war nur, wie groß dieses Loch wohl sein wird.

Dem Institut der deutschen Wirtschaft zufolge nehmen die Kirchen im Geschäftsjahr 2020 insgesamt beinahe 800 Millionen Euro weniger ein. Die katholische Kirche verzeichnet ein Minus von fünf, die evangelische Kirche von sieben Prozent. Zuerst hatte die Rheinische Post über die Erhebung berichtet.

"Der Einnahmerückgang wiegt für die Kirchenkassen schwerer als für die Staatskassen, weil der Staat ausbleibende Einnahmen einfacher und günstiger über neue Kredite finanzieren kann", so der Bericht. Die Kirchen werden daher einige ihrer Reserven angreifen müssen.

Die Verluste fallen damit jedoch geringer aus als erwartet. Noch vor einem halben Jahr fürchteten die Kirchen, mehr als eine Milliarde Euro weniger in den Kassen zu sehen. Kaufkraftbereinigt werden sie laut IW frühestens 2025 wieder auf vorpandemischem Niveau angekommen sein.

Kurzfristig mögen sich die Kirchen also erholen, doch mittelfristig benennt das IW zwei drängende strukturelle Probleme: Zum einen den demographischen Wandel, zum anderen die Entwicklung der Einkommensteuer.

In diesem Jahrzehnt geht der Großteil der geburtenstarken Jahrgänge, meist zwischen 1955 und 1969 verortet, in Rente. Wie auch die Rentenversicherung stehen die Kirchen damit vor der Herausforderung, mehr Einnahmen trotz weniger zahlender Mitglieder generieren zu müssen.

Außerdem wäre eine Senkung der Einkommensteuer als postpandemische Konjunkturspritze mehr als wünschenswert. Da die Kirchensteuern allerdings an die Einkommensteuer gekoppelt sind, hieße das, dass auch die katholische und evangelische Kirche weniger im Säckel hätten.

Dabei geht das Institut von einer baldigen und nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung, beginnend in der zweiten Jahreshälfte, aus. Angesichts viraler Mutationen und schleppender Impfkampagnen lässt sich dieser Prognose jedoch skeptisch gegenüberstehen.

Auch Tobias Hentze, Autor des Papiers, sieht die Kirchen "in den kommenden Jahrzehnten vor einer großen Herausforderung". Der rapide Mitgliederschwund und die im Raum stehende Ablösung der Staatsleistungen kommen erschwerend hinzu. Möglicherweise ist im vergangenen Jahr tatsächlich "der Zenit bei den Kirchensteuereinnahmen überschritten" worden.

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