Vorsicht: Satire!

Schmier-was-an-die-Wand-Tag

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Am 6. Januar werden in Deutschland und andernorts traditionell Wände beschmiert.

Gestern begingen in Deutschland die Anhänger verschiedener Religionen den traditionellen "Schmier-was-an-die-Wand-Tag". Bedauerlicherweise empfing Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf seinem Amtssitz Schloss Bellevue jedoch nur Vertreter einer einzigen schmierenden Religion. Ein deutliches Zeichen für die aktuelle weltanschauliche Schieflage in der Bundesrepublik Deutschland.

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Katholische Schutzgeld-Quittung aus dem Vorjahr. (© Daniela Wakonigg)

Der 6. Januar ist ein hoher Feiertag für die Anhänger von einigen in Deutschland ansässigen Religionen. Katholische Christen begehen den Tag traditionellerweise, indem sie ihren verkleideten Nachwuchs singend von Haustür zu Haustür zu schicken und dort Geld eintreiben lassen. Im Anschluss schreiben sie an die Wand oder Tür des Hauses einen Code aus Zahlen und Buchstaben, der die erfolgreiche Transaktion quittiert und die Bewohner bis zum Folgejahr vor weiteren Schutzgelderpressungen bewahren soll. Die Verkleidung der minderjährigen Schutzgelderpresser dient hierbei vorgeblich nicht der Maskierung, sondern stellt eine im Christentum verbreitete religiöse Legende nach, nach welcher der Religionsstifter Jesus-Brian von Nazareth kurz nach seiner Geburt Besuch von drei heiligen Königen (Caspar, Melchior und Balthasar) aus dem Morgenland erhielt. Allerdings brachten diese laut Legende damals Geschenke und forderten an der Stalltür keine ein.

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Schutzzeichen der eiligen drei Köche. (© Facebook-Screenshot Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Österreich/Gustav Schatzmayr)

Weitaus weniger ruppig begehen die Anhänger des Fliegenden Spaghettimonsters (FSM) den Tag. Auch sie erhalten Besuch, jedoch nicht von den heiligen drei Königen, sondern von den eiligen drei Köchen Fusilli, Spaghetti und Maccaroni. Auch die eiligen drei Köche hinterlassen Schutzzeichen, fordern dafür jedoch kein Geld vom Bewohner, sondern bringen ihm im Gegenteil sogar noch etwas mit: Pasta und Nudelrezepte für das neue Jahr.

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Atheisten bekunden, dass sie gottlos glücklich sind. (© Daniela Wakonigg)

Auch die Anhänger des Atheismus, deren Glauben sich bekanntlich dadurch auszeichnet, dass sie an nichts glauben, feiern den 6. Januar mit Zeichnungen an Haustüren und Wänden. Die von ihnen hinterlassenen Zeichen bringen die glückselige Verehrung ihres Nicht-Gottes zum Ausdruck.     

Die Wurzeln der Tradition des "An-die-Wand-Schmierens" am 6. Januar sind unbekannt. Vieles spricht jedoch für eine Herkunft des Brauchs aus Asien. Die im Hinduismus gebräuchliche, allerdings ganzjährig angewendete Tradition der Bemalung der Stirn mit einem Punkt gibt den Wissenschaftlern Hinweise darauf, dass statt der Hauswände ursprünglich die Haut bemalt wurde. Man vermutet, dass die Tradition von Indien langsam Richtung Westen wanderte, wobei sie deutlich exzessiver wurde, wie die Tradition der Henna-Bemalung in Vorderasien zeigt. Mit den zurückkehrenden Kreuzrittern wurde die Tradition schließlich nach Europa gebracht, wobei jedoch eine signifikante Verschiebung stattfand: Nicht mehr die Haut wurde bemalt, sondern die Wände.

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In anderen Religionen und Kulturen wird der Körper beschmiert und nicht die Wand.

Auf eine Herkunft der Tradition in Asien scheint auch die pastafarianische Verehrung der eiligen drei Nudel-Köche hinzuweisen, da die Nudel bekanntlich in China erfunden und von Marco Polo nach Europa importiert wurde. In dieselbe geografische Richtung verweist auch der Brauch der atheistischen Gläubigen, die ebenso wie die in Asien heimischen Buddhisten Nichts verehren. 

Die vielfältigen gelebten Traditionen des "Schmier-was-an-die-Wand-Tages" zeigen: Deutschland ist ein Land, in dem sich viele Religionen zu Hause fühlen. Umso bedauerlicher ist es, dass Staatsoberhaupt Frank-Walter Steinmeier gestern nur Vertreter einer einzigen Konfession empfing: katholische Christen. Auch wenn Steinmeier hiermit möglicherweise signalisieren wollte, dass sich die auf eine Bevölkerungsminderheit von 28 Prozent geschrumpfte religiöse Gruppe der Katholiken in Deutschland keinesfalls diskriminiert fühlen solle, bleibt dieser Akt jedoch eine grobe Verletzung der staatlichen Neutralität, nach der niemals eine Religionsgemeinschaft gegenüber anderen bevorzugt behandelt werden darf.

Es bleibt zu hoffen, dass Bundespräsident Steinmeier seinen Fehler einsehen und nachträglich die von den Katholiken an das Eingangsportal seines Amtssitzes geschmierte Segensformel "20*C+M+B+19" um ein "20 F+S+M 19", ein "G+O+T+Tlos GLÜCKLICH" sowie die traditionellen Schmierereien anderer in Deutschland ansässiger Religionsgemeinschaften ergänzen wird.

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Screenshot der Facebook-Seite von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 6. Januar 2019.