Kein Aprilscherz!

Tanzen gucken erlaubt – auch an Karfreitag

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Kennen Sie "Let's Dance"? Das ist ein Unterhaltungsformat auf RTL, bei dem Paare, jeweils ein – wie-auch-immer-gearteter – Promi und ein Profi gegeneinander tanzen. Jede Woche scheidet ein Paar aus. Wer übrig bleibt, hat gewonnen.

Letzen Freitag habe ich mir die Sendung angeschaut. Wirklich unterhaltsam, so dass ich beschloss, am folgenden Freitag wieder einzuschalten. Kaum war mein Entschluss gefasst, sagte der Moderator, dass am nächsten Freitag – wie allseits bekannt – Karfreitag sei, weswegen die nächste Sendung erst übernächsten Freitag gesendet würde. Karfreitag herrsche in Deutschland Tanzverbot. OK, dachte ich, da machste nix – das ist Deutschland. Die Kirchen regieren bis in die Unterhaltungssendungen von RTL hinein.

Jedoch fuhr der Moderator mit einer Information fort, die mich irritierte. Er lud mich nämlich ein, mir am Karfreitag ein "Best of" aller Let's-Dance-Sendungen anzuschauen. Anscheinend ist Tanzen am Karfreitag verboten, aber es ist nicht verboten, Tanzenden zuzuschauen, wenn die Tanzaufführung in der Vergangenheit liegt und die Sendung eine ältere Aufzeichnung ist.

Ein feiner Unterschied, der sich allerdings entschlüsselt, wenn man sich an Riten des Mittelalters erinnert. Man muss immer an spitzfindigen Lösungen arbeiten, die zugunsten der Betroffenen agieren. Damals wie heute. Bei RTL genauso wie bei den Mönchen des Mittelalters. Damals war es in Klöstern üblich, in der Fastenzeit Fleisch durch den Wolf zu drehen, in Fischform zu bringen, das Fleisch als Fisch zu taufen und dann nach der Metamorphose als Fisch zu essen. Wer die Geschichte nicht glaubt, sollte sich mit den Reformen von Cluny beschäftigen. Beziehungsweise mit der Zeit davor.

Wenn man mir in Deutschland verbietet, am Karfreitag zu tanzen oder Tanzenden zuzuschauen, muss ich an diesem besonderen Tag weitere kirchliche Sanktionen befürchten? Auch als jemand, die durch und durch säkular ist? Wie etwa, dass man mich zwingt, am Karfreitag Fisch zu essen? Ich mag doch keinen Fisch. Aber in dem Fall kommt die Hilfe direkt aus der Kirche. Es gibt ja noch das Vorbild der Mönche im Mittelalter! Gratias Deo!

Lale Akgün
Bundessprecherin der Säkularen Sozis

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