Russland

Pokémon und Blasphemie

Als das Spiel Pokémon GO noch auf allen Handys zu finden war, trieb es einen jungen Russen dazu, in einer russisch-orthodoxen Kirche nach dem digitalen Kleingetier zu suchen. Er ließ sich dabei filmen – was ihm jetzt möglicherweise bis zu 5 Jahren Haft einbringen könnte.

Das Pokémon "Relaxo"
Das Pokémon "Relaxo" ist entspannter als die Priester der russisch-orthodoxen Kirche

Im vergangenen Sommer wollte Ruslan S. in einer Kathedrale in Jekaterinburg (Russland) eines dieser kleinen, digitalen Monster fangen. Sein Videoclip davon wurde inzwischen von fast 1,7 Millionen Menschen angesehen. Menschen, die vermutlich wie er ebenfalls Pokémons nachjagen.

Die Kirche, die an der Stelle errichtet wurde, an der Zar Nikolaus II. ermordet wurde, gilt in Russland als "besonders heilig". Möglicherweise sind deshalb auch die dort anzutreffenden Pokémons als besonders heilig anzusehen und stehen unter dem besonderen Schutz der russisch-orthodoxe Kirche.

Bereits seit dem September des vergangenen Jahres wird gegen Ruslan S. ermittelt. Der Grund: "Anstiftung zu Hass und Beleidigung religiöser Gefühle."

Selbst wenn man noch anerkennt, dass es etwas unschicklich ist, hinter dem betenden Priester ein Quapsel zu fangen - Hass verbreitet das sicherlich nicht. Eher Mitleid mit dem jungen Mann wegen seiner mehrfachen Fehlversuche, das Tierchen in den Pokéball zu bekommen:

Die russisch-orthodoxe Kirche jedoch versteht weder Spaß noch Spiel. Ein Priester der Diözese stellte das auch schnell klar: An Ruslan S. gerichtet sagte er: "Wir setzen uns für Umerziehung ein und uns ist egal, wie das erreicht wird." Dem Priester der barmherzigen Kirche wäre es also auch Recht, wenn der junge Spieler in ein Umerziehungslager käme. Ihn interessiert auch nicht, dass sich der Monsterjäger längst reuig zeigte, sich entschuldigte und anbot, zusätzlich gemeinnützige Arbeit zu verrichten. Die Kirchenmänner blieben hart. Und deshalb drohen dem Unbedachten nun 5 Jahre Haft für seine Suche nach den unsichtbaren Freunden.