4 der 20 Bischöfe haben selbst Kinder missbraucht.“
Da im DBK-Bericht solche Zahlen nicht ermittelt werden konnten, muss man sich hier mit dem einfachen arithmetischen Mittel zufrieden geben. Ausgehend von mindestens 1.670 Tätern, 3.677 Betroffenen und einem mehrfachen an Taten, und geht man von 27 Diözesen in Deutschland aus, dann hat es im Berichtszeitraum von 68 Jahren also jedes Jahr 1 Täter pro Diözese gegeben. Somit hat jeder Bischof einen Täter pro Jahr gedeckt, etwa die doppelte Anzahl von Opfern im Stich gelassen und ein Vielfaches von Taten vertuscht.
Selbstverständlich kann man nicht davon ausgehen, dass die Täter und Taten derart gleich verteilt sind; im Umkehrschluss muss man sich fragen, wie kriminell die Bischöfe waren oder sind, in deren Dözesen während ihrer Amtszeit deutliche Ausreißer nach oben zu verzeichnen sind. Ist das blanker Zynismus oder perverse Geilheit, wenn ein Bischof, der gerade einen Mehrfachtäter in eine neue ahnungslose Pfarrei versetzt hat, davon ausgehen muss, dass dieser sich gerade neue Opfer sucht ? Oder erwartet er einen neuen hübschen Ministranten für den bischöflichen Stuhl als Gegenleistung ?
Die deutschen Bischöfe haben also die Wahl: Entweder sie nehmen eine Kollektivschuld auf sich und decken damit die Intensivtäter. Jeder einzelne muss sich dann zu Recht verdächtigen lassen, dass er schuldig ist. Und jeder Politiker muss sich fragen, ob ein Bischof noch ein tragbarer Umgang für ihn ist. Oder sie machen ALLE Akten einer staatsanwaltlichen Ermittlung zugänglich, die Täter und Opfer namentlich feststellt.
Und was die Verniedlichung der Rolle des Zölibats angeht, begegnet man da erstaunlichen Argumentationsfiguren: Welt vom 12.09.2018 Von Sabine Menkens, Heike Vowinkel
„Für Müller (Theologen und Psychologen Wunibald Müller) ist das keine Frage. Zwar glaubt er nicht, dass das Zölibat ein Grund für sexuellen Missbrauch ist: „Es kann aber ein Faktor sein, wenn es so verstanden wird, dass man Sexualität verdrängt.““
Wie soll man den/das Zölibat bitte schön anders verstehen ? Es heißt nicht einfach Ehelosigkeit, sondern auf katholisch heißt das: kein Sex ! Gar keinen, nicht hetero, nicht homo, nicht solo! Wie soll das gehen ohne Verdrängung von Sexualität ? Durch chemische Kastration ? Die physische ist heute ja nicht mehr so in Mode wie früher. Vermutlich muss man in den Priester-Kasernen mühsam lernen, wie man sich ganz und gar keusch den Schniedel wäscht und mit einer Morgenlatte umgeht. Oder geht man da von dem unter Theologen so beliebten Grundsatz aus, dass nicht sein kann was nicht sein darf ? Und ob feuchte Träume eine Verletzung des Zölibats darstellen, dürften staatlich bezahlte Theologen noch jahrzehntelang „erforschen“. (Man muss das mal so krass darstellen, da immer wieder die „Ehelosigkeit“ in den Vordergrund gestellt wird, die katholischen Konsequenzen aber dezent in den Hintergrund rücken. Dass die gelebte Praxis sich tatsächlich auf die Ehelosigkeit beschränkt, kann man mal vernachlässigen, denn jeder katholische Priester verspricht feierlich, diese absolute Keuschheit „um des Himmelreiches willen“ einzuhalten und versucht es vielleicht sogar eine Zeitlang ernsthaft.)
„Der Missbrauchsbeauftragte der DBK, Bischof Stephan Ackermann, zeigte sich entsetzt über die „verantwortungslose Vorabbekanntmachung“ der Studienergebnisse .“
Man kann rätseln, was H. Ackermann mehr entsetzt, die Dimension der Verbrechen oder deren „verantwortungslose Vorabbekanntmachung“. Angesichts dieser Reaktion kann man davon ausgehen, dass diese Vorabbekanntmachung eher verantwortungsvoll im Sinne der Opfer war. Denn offenbar hat die DBK darauf gehofft, das eine oder andere noch unter der Decke zu halten oder zu verfälschen. Man darf gespannt sein, mit welchen Sanktionen die r.k.K. sich rächen wird.

Oder der Beginn einer neuen Argumentationskette, wie z.B.: "Ein Geschenk vom lieben Gott darf man doch nicht ausschlagen,liebe Kinder!"

Was dann folgt (manche sagen, die Vermittlung christlicher Werte - andere, die schafmäßige Zurechtstutzung von Vernunft und Urteilskraft), ist eigentlich nur die folgerichtige Aneinanderreihung psychischer und physischer Gewaltakte zum Zwecke der völligen Zerstörung von Selbstakzeptanz und Denkvermögen zu Gunsten der gläubigen Seligkeit. Da ist der sexuelle Mißbrauch (blödes Wort, da es impliziert, es gebe vielleicht auch einen sexuellen "Gebrauch") auch nur ein Mosaikstein in der christlichen Versklavungsmaschinerie.

https://www.domradio.de/themen/ethik-und-moral/2018-09-20/der-versuch-sachlicher-berichterstattung-wie-informierte-medien-mit-der-missbrauchsstudie-umgehen