Wie letzte Woche bekannt wurde, hat der katholische Religionsunterricht in Feldkirch (Vorarlberg) bis vor Kurzem einen besonderen Service für "kleine" Sünder angeboten: Mittels eines mobilen Holzbeichtstuhls, welcher mit der Aufschrift "Gott befreit dich. Komm!" versehen ist, hat ein – mittlerweile nicht mehr in dieser Pfarre tätiger – Priester den Kindern im Zuge des Religionsunterrichtes die Beichte abgenommen.
Die Vorarlberger Nationalratsabgeordnete Nina Tomaselli (Grüne) nahm diese – ihr von besorgten Eltern zugetragene Information – zum Anlass eine Anfrage an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zu stellen: "Gefährdet die Schulbeichte die Religionsneutralität?"
Im Gespräch mit dem Standard sagt sie: "Die Beichte ist ein Instrument der Angst und Kontrolle. Das passt nicht zu einer modernen, weltoffenen Schule und ist im Lehrplan nicht vorgesehen." Es fehle an einheitlichen Regelungen zu diesem Thema, weshalb sie dafür eintrete, dass der römisch-katholische Religionsunterricht ohne Beichte auskommen sollte: "Das gehört in die Kirche, dann ist auch die Freiwilligkeit sichergestellt." Im schulischen Kontext, so die Befürchtung der Abgeordneten, könnte Gruppenzwang dazu führen, dass sich Kinder zur Teilnahme an der Schulbeichte gezwungen sähen.
Wenig überraschend vertritt die Leiterin des Schulamts der Diözese Feldkirch, Annamaria Ferchl-Blum, hier eine grundsätzlich andere Position. Sie betont die Freiwilligkeit des Beichtservices und betont auch den Ausnahmecharakter der so eingesetzten sündenbefreienden Holzkonstruktion.
Pikantes Detail am Rande: Der Verfassungsjurist Karl Weber von der Universität Innsbruck hält das von Tomaselli angestrebte Verbot für rechtlich nicht durchsetzbar. Da laut Staatsgrundgesetz jede anerkannte Religionsgemeinschaft das Recht auf die Abhaltung eines eigenen Religionsunterrichtes hat, habe der Staat hier kein Eingriffsrecht, solange nicht gegen Gesetze verstoßen wird.
Derzeit befindet sich der mobile Beichtstuhl in der Schulbibliothek und wartet geduldig auf seinen nächsten seelenreinigenden Einsatz. Bei der gegenwärtigen Rechtslage ist es durchaus denkbar, dass er bald Gesellschaft von Gebetsteppichen sowie mormonischer Fachliteratur für die alternative Besiedlungsgeschichte Amerikas bekommt.
4 Kommentare
Kommentare
Petra Pausch am Permanenter Link
Hätte die Überschrift nicht besser gelautet: "Beichtstuhl im Unterricht"?
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Die Kirche in Feldkirch hat Recht. Sie hat ein sehr gutes Prudukt (Beichte), das leider nicht überall vermarktet wird. Man muss also ermöglichen überall zu beichten, wenn der Kunde darauf gerade Lust und Zeit hat.
Wolfgang am Permanenter Link
Ich dachte, in den europäischen Ländern sei die Folter abgeschafft?
Epikur am Permanenter Link
Als ich als Kind noch im Religionsunterricht war, mussten alle Kinder während des regulären Unterrichts in der Karwoche resp.