Coronavirus: Lourdes schließt Bäder

Nachdem die Gläubigen mehrerer europäischer Länder wegen des Coronavirus seit vergangener Woche bereits auf Weihwasser in Kirchen verzichten müssen, trifft es wundergläubige katholische Christen nun noch härter: Der Wallfahrtsort Lourdes hat seine Bäder geschlossen.

Das südfranzösische Lourdes ist einer der wichtigsten katholischen Wallfahrtsorte. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte dort der Legende nach ein vierzehnjähriges Mädchen eine Marienerscheinung in einer Grotte, in der sich eine Quelle befindet. Seitdem pilgern vor allem kranke Gläubige nach Lourdes, um sich mit dem Wasser aus dieser Quelle zu waschen, weil ihm Heilkräfte nachgesagt werden. Von tausenden Heilungen, die in Lourdes stattgefunden haben sollen, hat die katholische Kirche bisher offiziell 70 als Wunder anerkannt.

Doch die Bäder im sogenannten "Heiligen Bezirk" von Lourdes, die vom  wundertätigen Heilwasser aus der Grotte gespeist werden, wurden nun wegen der Gefahr einer Übertragung des Coronavirus bis auf Weiteres geschlossen, wie das Domradio unter Berufung auf die italienische Zeitung "Il Messaggiero" und die Katholische Nachrichtenagentur KNA berichtet. Offenbar geht die zuständige Wallfahrtsdirektion davon aus, dass das wundersame Wasser zwar mit Krankheiten wie Krebs und allerhand anderen Gebrechen fertig wird, nicht jedoch mit dem Coronavirus.

Für die Tourismusindustrie in Lourdes kommen diese Maßnahmen zur Unzeit. In einem Monat, am Palmsonntag – dem Sonntag vor Ostern, beginnt in dem Wallfahrtsort die Hauptsaison für Pilgerfahrten. Jährlich strömen dabei mehrere Millionen Gläubige in den kleinen Ort nahe der spanischen Grenze. Dass nun die Hauptattraktion der Wallfahrt, die Waschung mit dem wundertätigen Heilwasser, ausfällt, mag vielleicht den einen oder anderen Gläubigen von einer Reise abhalten.

Offiziell ausgesetzt werden die Pilgerfahrten wegen der möglichen Ansteckungsgefahr jedoch nicht. Da man dem Lourdeswasser in Bezug auf das Coronavirus augenscheinlich keine Kompetenz zuspricht, rüstet man sich vor Ort mit einem medizinischen Überwachungsteam, das die Lourdes-Pilger auf mögliche Corona-Symptome überprüfen soll. Für den Fall der Fälle verfüge man auch über die nötigen Schutzausrüstungen. Gottvertrauen als Allheilmittel scheint demnach selbst in Lourdes aus der Mode gekommen zu sein.  

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