Kolumne: Sitte & Anstand

Wegen Liebeserklärung: Christliche Schule verbannt eine Achtjährige

Die Religion der Liebe hat's mal wieder geschafft. Ein achtjähriges Mädchen wurde als sündhaft definiert, wurde aus dem sozialen Umfeld seiner Schule gerissen, und weinend stand es vor der Frage, ob es den unermesslichen Hass einer als allmächtig gedachten Vaterfigur auf sich gezogen habe. Ihr Verbrechen: Sie hatte einem anderen Mädchen in der Schule gesagt, dass sie sie gut findet.

Damit hat Chloe Shelton gegen die Regeln der Rejoice Christian School in Owasso, Oklahoma verstoßen, wo Menschen nach ihrer sexuellen Orientierung eingeteilt werden: hetero gut. Alles andere: böse. Nach dem skandalösen Vorfall einer kleinen Liebeserklärung wurde Chloe direkt aus dem Unterricht genommen und stundenlang verhört, ehe man überhaupt ihre Mutter in Kenntnis setzte. Als die dann schließlich zur Rede gestellt wurde, sagte sie, sie habe mit der Äußerung ihrer Tochter kein Problem. So wurde dann zur Sicherheit auch Chloes Bruder, fünf, von der Schule verbannt.

Was das alles mit Jesus zu tun hat, oder mit Gottes Willen? Natürlich eher gar nix, denn von Jesus ist nichts explizit Homophobes überliefert, und Gott ist eine ausgedachte Figur. Wäre er keine ausgedachte Figur, so hätte er die Homosexualität auf die Welt gebracht, warum auch nicht? Heteros sind ja genügend da, Gott der Hirte braucht sich also um den Fortbestand seiner menschlichen Schafherde keine Sorgen zu machen.

Die aufgeklärteren Gottisten werden jetzt wieder sagen: Naja, die Amis halt. Ausrutscher halt. Religion trägt doch eigentlich dazu bei, die Menschen zu veredeln und zusammenzubringen. Stimmt nur halt eben nicht. Ohne Religion oder zumindest einen tief empfundenen Aberglauben kann Homophobie nicht legitimiert werden. Es braucht eine irrationale Furcht vor schrecklichen Taten, um Menschen mit bestimmten Eigenschaften als Gruppe zu definieren und diese Gruppe dann zu verteufeln, oder es braucht einen Gott und seine Willkür, der die eigenen Vorurteile und Ängste segnet und ihnen eine Form gibt.

Die gute Nachricht: Es gibt auch gute, vernünftige Menschen in Owasso, Oklahoma. In ihrer Nachbarschaft hat Chloe viel Unterstützung erfahren.

Seit die Sache publik wurde, kamen Briefe aus dem ganzen Land. Und Chloe wird nun auf eine andere Schule gehen. Es ist vielleicht das Beste, was ihr überhaupt passieren konnte.

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