Säkulares Forum Hamburg

Beim Stadtfest mitgefeiert

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HAMBURG. (hpd) Im Säkularen Forum Hamburg haben sich, wie berichtet, erst kürzlich sieben humanistische und freigeistige Organisationen zusammengeschlossen. Jetzt hatte das SF-HH seinen ersten größeren Einsatz “vor Ort”. Auf dem Hamburger Stadtfest “Altonale”, wo sich nach Aussage der Veranstalter jährlich mehr als eine halbe Million Besucher tummeln, brachten die Mitglieder der “Vereinigung der Konfessionsfreien” ihre Frohe Botschaft unters Volk.

Schon vor einem Vierteljahr hatte die GBS Hamburg einen Stand angemeldet, nun aber, nach Gründung des Säkularen Forums Hamburg (SF-HH), auch den Mitstreitern ordentlich Platz eingeräumt. Gut, dass quasi in letzter Minute ein gemeinsamer Flyer (siehe Anlage) fertig wurde. So beteiligten sich denn auch alle am Verteilen der gemeinsamen Forderungen an den Hamburger Senat: Gleiche Rechte für die Konfessionsfreien! Berufung aufs Grundgesetz, vor auf allem Artikel 3,3, wonach “niemand wegen seiner … religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden” darf.

Massenveranstaltungen wie die Altonale bieten aus Erfahrung ein günstiges Umfeld, um mit den zumeist gut gelaunten Passanten Dinge anzusprechen, zu denen man gewöhnlich nur wenig Gelegenheit hat. Auffälliger “Teaser” war ein für die Jahreszeit recht ungewöhnlicher rot gekleideter Weihnachtsmann mit Kapuze und dem üblichen Wattebart. Der unterstützte nolens volens und – zugegeben - ein wenig provokativ das Geschehen.

Vor allem die vielen aus anderen Kulturkreisen kommenden Besucher reagierten zunächst etwas irritiert, äußerst positiv dagegen die zahlreichen Kinder an der Hand ihrer Eltern. Freudig überrascht zogen sie Mama und Papa zu der wohlbekannten Lichtgestalt hin, wo die Eltern dann auf dem umgehängten Schild lesen konnten: “Glaubst Du noch an den Weihnachtsmann? Oder an den lieben Gott? – Wir nicht!”

Auf das Hinreichen der Flyer mit dem neuen Logo des SF-HH war die Reaktion der Passanten recht unterschiedlich. Viele, vor allem junge Erwachsene, mochten nicht zugreifen. Manche, mit denen man trotzdem ins Gespräch kam, erklärten ihre ablehnende Haltung, sie nähmen grundsätzlich keine Papiere auf der Straße an. Aus Überdruss, Ärger und Enttäuschung angesichts der tagtäglich redundanten hohlen Werbung und Propaganda. Allzu verständlich, die Säkularen sollten darüber nachdenken, für diese Klientel neuartige Kommunikationsformen zu finden.

Gleichwohl gelang es in den zwei Tagen rund 1500 Informationsblättchen an die Frau/an den Mann zu bringen und mit wenigen Worten zum Gespräch anzuregen. Auffällig doch die sehr häufig positiven Stellungnahmen. Immerhin sind ja mehr als 60 Prozent der Hamburger mittlerweile konfessionslos. Erleichtert äußerten nicht wenige, dass endlich mal ausgesprochen würde, was sie längst schon für sich gedacht hätten. Endlich mal ein klares Wort gegen die allzu sehr privilegierten Großkirchen, gegen eine vielfach heuchlerische Moral, gegen das unerwünschte Missionieren für Bibel und Koran, gegen den Anspruch Moral und Werte für sich gepachtet zu haben.

Und immer wieder ähnliche Erfahrungen, wenn christlich sich bekennende Menschen zum Gespräch bereit waren: Sie kennen ihre eigenen Gebote oft nicht. Nein nicht “Du sollst nicht töten” ist das wichtigste Gebot, bei dem sich selbstverständlich auch Konfessionsfreie und Atheisten anschließen. Leicht beschämt musste sich mancher aus dem Mund eines Ungläubigen sagen lassen, dass das erste, wichtigste und so eifersüchtige Gebot nichts anderes gebiete, als den einen und einzigen Gott als Herrn anzuerkennen. Und in der Regel kennen sie dann auch nicht das quasi Erste Gebot des Humanismus, den ersten Artikel der Allgemeinen Menschenrechteerklärung “Alle Menschen sind frei geboren und gleich an Würde und Rechten. Alle haben Vernunft und Gewissen und sollten untereinander im Sinne der Brüderlichkeit handeln”. (Man könnte fast verlangen, jeder säkulare Humanist solle es auswendig kennen).

Aber wichtig auch die Erkenntnis aus dem Einsatz des SF-HH auf der Hamburger Altonale: Oft ist die Sprache auf den Schriften der Säkularen vielleicht zu abgehoben. Viele Passanten konnten offensichtlich mit dem Begriff “säkular” nicht gleich etwas anfangen. Selbst der Begriff “konfessionsfrei” schien vielen fremd. Den Verteilern blieb manchmal die Spucke weg, wenn da einer unwirsch vorbei ging und sagte: “Ich nehm‘ nichts, ich hab’s nicht mit der Kirche” oder stolz “Danke, ich bin Atheist”.

Über solche und ähnliche Erfahrungen und Einsichten hätten sich die Hamburger Konfessionsfreien gerne auch mit Gleichgesinnten aus anderen Städten ausgetauscht. Wo gibt es noch ähnliche säkulare Foren in der Republik? Die Hamburger wünschten sich, es gäbe noch ganz viele.