Kontra Islamistischen Terror

Khorchide verlangt Reform des Islam

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Prof. Dr. Mouhanad Khorchide
Prof. Dr. Mouhanad Khorchide

BERLIN. (hpd) Angesichts der islamistischen Terroranschläge vom vergangenen Freitag (Kobane, Kuwait, Frankreich, Tunesien) hat der bekannte Münsteraner Islamreformer erneut eine Reform des Islam verlangt: "Eine innerislamische Aufklärung ist heute akuter als je zuvor." Professor Mouhanad Khorchide scheut in seiner Analyse vor klaren Worten nicht zurück, wenn er als Verbrecher nicht nur die unmittelbaren Attentäter, sondern auch diejenigen bezeichnet, "die jegliche Reformversuche im Islam bekämpfen."

Professor Khorchide in einem Facebook-Eintrag vom 26. Juni wörtlich: "Heute war ein schwarzer Tag im Namen des Islams: eine schiitische Moschee in Kuwait wurde in die Luft gejagt (viele Tote), in Frankreich ein grausames Attentat auf eine Gasfabrik, in Kobane ein Überfall von IS, der viele Menschenleben gekostet hat und ein Anschlag auf ein Hotel in Tunesien mit vielen Toten. Es ist dringend notwendig, der Barmherzigkeit des Islams eine laute Stimme zu geben. Eine innerislamische Aufklärung ist heute akuter als je zuvor.

Apropos Aufklärung, Reformierung, kritisches Hinterfragen usw.: Der Opferdiskurs, der meint, unser Islamverständnis braucht keine ständige Aktualisierung und Aufklärung ist selbst Teil des Problems. Meine Gebete sind mit den Opfern dieses tragischen Tages und deren Familien. Die Verbrecher sind nicht nur die unmittelbaren Attentäter selbst, sondern auch diejenigen, die jegliche Reformversuche im Islam bekämpfen. Das kritische Hinterfragen, auch der eigenen Tradition, ist eine vom Koran mehrfach geforderte religiöse Haltung."

Keineswegs ist es Mouhanad Khorchide allein, der eine innerislamische Aufklärung verlangt; die Stimmen islamischer Gelehrter, die sich so äußern, reichen mittlerweile über Europa hinaus bis in den Nahen Osten. Dabei wird immer deutlicher, dass sie substantielle Reformimpulse aus islamischen Ländern heraus jedenfalls in absehbarer Zeit nicht (mehr) erwarten. Nur, so formulieren sie, unter den Bedingungen einer freiheitlichen Gesellschaft – im freien kritischen Diskurs ohne Denkverbote seitens autoritärer Herrscher und mit ihnen verbündeter oder von ihnen abhängiger Kleriker kann eine an einem Ethos der Barmherzigkeit, der Menschenrechte orientierte Aufklärung im Islam vorangetrieben werden.

Ob sie aber in den freiheitlichen Gesellschaften die dazu notwendige Unterstützung erhalten werden, ist derzeit noch eine völlig ungelöste Frage. In Deutschland scheint es derzeit, als sei die politische Klasse auch nur von einem Ansatz der Erkenntnis der von Khorchide beschriebenen Notwendigkeiten einer Aufklärung weit entfernt. Stattdessen wird - ohne jede Perspektive – eine im bürokratischen Klein-Klein versinkende Politik eines Kuschelkurses mit den orthodox-konservativen Verbänden betrieben. Dies zeigt sich (nicht nur, aber gerade) in Nordrhein-Westfalen), wo die rot-grüne Landesregierung, bar jeglichen historischen Verständnisses, gerade dabei ist, ausgerechnet die konservativ-orthodoxen Verbände, die jeglicher Reform abhold sind, zu stärken: sie sollen zu religiösen Körperschaften ernannt werden, und dann uneingeschränkt allein bestimmen, wer (islamische) Theologie an Hochschulen und islamische Religion an den Schulen lehren darf. Hochschul- und SchullehrerInnen, die für eine innerislamische Aufklärung stehen, werden dies gewiss nicht sein. Wer einen Blick auf Ditib und Milli Görüs wirft, die an der Nabelschnur von Erdogans Religionsbehörde hängen und auf die islamistische Politik des türkischen Präsidenten, der sich mittlerweile sogar “Führer der Freiheit” titulieren lässt, der weiß, welche Art von Islam diese Leute verbreiten (werden).

Eine Neuorientierung der deutschen Islampolitik, so könnte man den Appell von Khorchide zur innerislamischen Aufklärung fortführen, ist heute akuter als je zuvor. Das Paktieren mit Verbandsfunktionären, die einen unaufgeklärten Islam verbreiten wollen, muss aufhören.