Die atheistische Organisation in Kenia hat beantragt, den 17. Februar als staatlichen Feiertag zu genehmigen. Das beim Innenministerium eingereichte Anliegen steht im Kontext einer Klage vor dem Obersten Gerichtshof um die offizielle Anerkennung der Organisation. Auf Druck religiöser Gruppen war diese im vergangenen Jahr zurückgenommen worden.
Wie die kenianische Tageszeitung "The Star" berichtet, haben die "Atheists in Kenya" beim Innenministerium beantragt, den 17. Februar als offiziellen Feiertag anzuerkennen. Man wolle an dem Tag "den Atheismus feiern, weil er den Einzelnen davor bewahrt, in die Fänge religiöser Scharlatane zu geraten", begründete der Präsident der Organisation Harrison Mumia den Antrag in der vergangenen Woche gegenüber der Zeitung. "Wir wollen feiern, dass unsere Handlungen als Atheisten allein in unserer Verantwortung liegen und wir uns nicht auf höhere Kräfte beziehen können." Der Atheismus würde außerdem dazu führen, dass Zeit, die in Gottesdienste und Gebete investiert werde, wieder frei zur Verfügung stehe.
Entsprechend habe die Organisation Innenminister Joseph Nkaissery von der sozialliberalen Partei ODM gebeten, einen Feiertag für all jene einzuführen, die nicht an Gott glauben. Dabei habe sich die Partei auf de Antidiskriminierungsparagrafen in Artikel 27 der kenianischen Verfassung berufen, in dem es heißt, dass der Staat weder direkt noch indirekt Menschen aufgrund von Rasse, Geschlecht, Familienstand, Gesundheitszustand, ethnische oder soziale Herkunft, Farbe, Alter, Behinderung, Religion, Gewissen, Glaube, Kultur, Kleidung, Sprache oder qua Geburt diskriminieren darf.
Die kenianischen Atheisten hatten den 17. Februar als potentiellen Feiertag gewählt, weil sie am 17. Februar 2016 im Vereinsregister eingetragen und damit offiziell anerkannt wurden. Seither hatten sie unter anderem eine Petition gestartet mit dem Ziel, den Gottesbezug aus der Nationalhymne zu entfernen. Außerdem forderten die kenianischen Atheisten ein Ende der Steuerbefreiung für die Kirchen.
Dies sorgt bei den Religiösen in dem mehrheitlich christlich geprägten Land natürlich für Empörung. Kirchenvertreter hatten bereits im Frühjahr 2016 die Anerkennung der Organisation stark kritisiert. "Wer registriert bitteschön eine Organisation, die behauptet, es gäbe keinen Gott?", empörte sich die nationale Organisation der evangelikale Kirchen (Kenya National Congress of Pentecostal Churches and Ministries) in einer Presseerklärung am 30. April 2016. Darin forderten die evangelikalen Kirchen, die Anerkennung zurückzuziehen. Nachdem auch die Muslime im Land (Muslims’ Shuura Council) Sturm liefen und die Eintragung der Organisation ins Vereinsregister als "verfassungswidrig" und friedensbedrohend kritisierten, wurde die Registrierung im vergangenen Mai ausgesetzt.
Im Juli erhielten die Atheisten in Kenia einen Brief von der Behörde, in dem der Generalstaatsanwalt Githu Muigai die Eintragung mit der Begründung zurücknahm, dass die starken öffentlichen Reaktionen nach der Anerkennung Frieden, Stabilität und Ordnung der kenianischen Republik gefährden würden. Die atheistische Organisation veröffentlichte daraufhin den auf den 29. April (!) datierten Brief. Das Schreiben wurde offenbar vorsorglich zurückdatiert, um dem Vorwurf, auf Druck der Kirchen agiert zu haben, vorzubeugen.
Die Organisation reichte noch im Juli 2016 eine Klage vor dem Obersten Gerichtshof ein (hier das Video der Pressekonferenz). Um die Kosten in Höhe von etwa 3.500 Euro tragen zu können, hat die Organisation einen öffentlichen Spendenaufruf gestartet. Laut einem Bericht des kenianischen Newsportals www.kenyans.co.ke hat dies zahlreiche hämische Kommentare von gläubigen Kenianern nach sich gezogen.
7 Kommentare
Kommentare
Gustav am Permanenter Link
also so einen Tag wünsche ich mir in Deutschland auch
Rainer Bolz am Permanenter Link
Nein Gustav,
Schluss mit der progressiven Anspruchslosigkeit.
Gleiches Recht für alle, die Katholiken haben doch auch gefühlte 20 Feiertage!!!
Michael am Permanenter Link
Von Afrika lernen, heisst: Gute Ideen unbedingt auch für Deutschland übernehmen!
Bernie am Permanenter Link
Da kann ich mich nur anschließen.
Übrigens finde ich es toll, dass man beim Humanistischen Pressedienst nun auch global zu denken scheint. Der Atheismus ist ja nicht ein deutschland- bzw. westzentriertes Phänomen sondern ein globales.
Mehr Berichte aus dem afrikanischen Kontinent, und anderen Weltregionen, die bei uns kaum Erwähnung finden sind deshalb durchaus erwünscht.
Gruß
Bernie
Kay Krause am Permanenter Link
Ich denke, wir benötigen nicht für jedes und alles einen Feiertag. Etwas Selbstverständliches muß man nicht feiern.
Und wenn wir es eines Tages schaffen, dieses Denken und Handeln aus sämtlichen staatlichen und öffentlichen Befugnissen herauszuhalten, dem göttlichen Bodenpersonal die unselige Macht zu nehmen, dann sollten wir das feiern !!!
Und damit die Wirtschaft nicht gleich wieder über die Produktionsreduzierung wegen eines zusätzlichen Feiertages lamentiert: dafür würde ich gern auf Ostern, Pfingsten und Weihnachten verzichten. Wirtschaftlich gesehen ein Reingewinn!
Noncredist am Permanenter Link
>> Wer registriert bitteschön eine Organisation, die behauptet, es gäbe keinen Gott? <<
Meine Antwort: die Verfassung. Sie allein gilt. Die Meinung einer, mehrer oder aller Personen - geprägt durch Aberglauben, Vorurteilen oder Ängsten - hat hierbei keine Relevanz.
>> ... dass die starken öffentlichen Reaktionen nach der Anerkennung Frieden, Stabilität und Ordnung der kenianischen Republik gefährden würden. <<
Was wiederum ein nicht gerade gutes Licht auf die sogenannte "Religion des Friedens und der Nächstenliebe" scheinen lässt. Wenn EIN Feiertag diese Menschen dazu bringen kann, Frieden, Stabilität und Ordnung eines Staates ausser Kraft zu hebeln, dann sollten man diese Menschen unter strengerer Beobachtung stellen.
>> ... hat dies zahlreiche hämische Kommentare von gläubigen Kenianern nach sich gezogen. <<
Auch hier spürt man regelrecht die unglaubliche Macht eines Gottes und seines Heiligen Geistes, welche in seine Gläubigen eingeflossen ist. Was für eine Macht! Man ist regelrecht überwältigt. Diese Freude. Diese Liebe. Eine bedingungslose Liebe, wie die von Jesus Christus!
... NOT!
Wenn Menschen unter der "Knechtschaft des Glaubens" ein Leid verspüren, und man ihre Lebensqualität mit EINEM FEIERTAG lindern könnte, dann sollte man ein gutes Auge auf die Menschen werfen, welche diesen leidenden Menschen entgegen kommen und ihnen helfen möchten. Aber man sollte keine allzugroße Hoffnung auf Geistliche und ihre Helfer setzen. In ihren Augen ist das Leid nur dann zu lindern, wenn den Leidenden das Leid ... äh ... die Religion ganz tief in den Rachen gerammt wird.
Wenn Christen so etwas verspüren, dann spricht man von Christenverfolgung. Politiker werden angehalten, "ihre Mitgläubigen" in jene Länder zu unterstützen. Es darf nicht sein, dass ein privates Lebens und der (eigene) Glaube von "Glaubensdiktatoren" ignoriert oder gar behindert wird.
Wenn Atheisten so etwas verspüren, dann gehören sie verspottet und ausgegrenzt.
Offensichtlich gelten Atheisten als "weniger Mensch" mit weitaus "wenigeren Rechten" als gläubige Mitbürger. Wohl ganz im Sinne des Herrn. Solche Bevormundungen werden wohl als himmlisch angesehen.
Charlie am Permanenter Link
Respekt! Die Kenianer trauen sich was.
Schlafmütziges Deutschland.