Pakistan: Lynchmob brennt nach Blasphemie-Vorwurf Polizeistation nieder

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Ende November wurde im pakistanischen Charsadda ein Mann der Blasphemie beschuldigt und festgenommen. Ein Lynchmob forderte die Herausgabe des Verdächtigen. Als die Polizei sich weigerte, wurde die Wache angezündet. Die Polizei konnte mit dem Beschuldigten fliehen. Einige Verdächtige des Brandanschlages wurden mittlerweile verhaftet.

Am 28. November soll sich ein Mann im Nordwesten Pakistans gelegenen Charsadda blasphemisch über den Koran geäußert haben. Da in Pakistan auf Blasphemie hohe Strafen bis hin zum Tod stehen, wurde der Mann rasch angezeigt und auch festgenommen. Bei dem Beschuldigten soll es sich um einen Mann handeln, der als mental instabil und stumm beschrieben wird.

Nach der Festnahme sammelte sich vor der Polizeiwache ein Mob aus mehreren Tausend gewalttätigen Personen, die die Station attackierten und die Herausgabe des Verdächtigen forderten. Die Polizei versuchte zunächst, die Menge mit Tränengas und Schüssen in die Luft zu zerstreuen, musste dann aber mit dem der Blasphemie Beschuldigten an einen sicheren Ort fliehen. Die Polizeistation wurde, ebenso wie diverse Polizeiautos, angezündet und brannte aus. Die wütenden Menschen setzten noch weitere Polizeiposten in Flammen und blockierten eine Straße. Einige Beteiligte des Mobs konnten verhaftet werden.

Immer wieder treffen in Pakistan Blasphemie-Anschuldigungen Personen, welche die ihnen zur Last gelegten Vergehen womöglich nicht einmal begangen haben können. So zum Beispiel des Schreibens unkundige Menschen, die blasphemische Texte verfasst haben sollen. Beschuldigt werden aber auch Personen, die unbequem sind oder als Konkurrenz wahrgenommen werden.

Mit einem fairen Prozess und juristischem Beistand können der Gotteslästerung Beschuldigte kaum rechnen, da gewaltbereite religiöse Gruppen nicht nur die Angehörigen der Angeklagten bedrohen, sondern auch Jurist*innen und andere Unterstützer*innen. Wenig verwunderlich ist diese Situation, nachdem ein Verbot der radikal-islamistischen Partei Tehrik-e-Labbaik Pakistan, kurz TLP, aufgehoben wurde. Eine Partei, die eine rigorose Anwendung des pakistanischen Gotteslästerungsverbots fordert.

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