Alternative Weihnachtskrippen

Vom Baby-Satan zum Marien-Dildo

In der Adventszeit schießen sie wie Pilze aus dem Boden: Weihnachtskrippen. Kaum ein Kaufhaus, in dem nicht irgendwo die heilige Familie in Hochglanz-Optik herumsteht. Doch es gibt auch alternative Krippen, die die christliche Variante aufs Korn nehmen.

Besonders in den USA machen solche Krippen-Alternativen von sich reden. Und sie haben meistens einen politischen Hintergrund. So wie die säkulare "Krippe" der Freedom from Religion Foundation im Staatskapitol von Iowa.

Zum ersten Mal findet in diesem Jahr im höchsten öffentlichen Gebäude des Bundesstaats Iowa eine christliche Krippenausstellung statt, die gemeinsam vom republikanischen Gouverneur des Staates Iowa, Terry Branstad, sowie dem örtlichen Bischof feierlich eröffnet wurde. Die Freidenker der Freedom From Religion Foundation reagierten umgehend, indem sie eine säkulare "Krippe" im Kapitol aufstellten. Sie zeigt die Gründerväter der USA Benjamin Franklin, Thomas Jefferson und George Washington sowie die Freiheitsstatue, die gemeinsam das "Bill of Rights-Baby" in der Krippe verehren.

In der Bill of Rights sind die unveräußerlichen Grundrechte der Bürger der Vereinigten Staaten festgeschrieben. Sie beinhaltet die ersten zehn sogenannten "Zusatzartikel zur Verfassung". Der erste Zusatzartikel legt fest, dass der US-Kongress kein Gesetz erlassen darf, das zur Etablierung einer Religion beiträgt, die freie Religionsausübung verbietet oder das Recht auf Rede-, Presse- und Versammlungsfreiheit einschränkt.

Auf einem Schild neben der Krippenszene ist zu lesen: "Ehren Sie mit uns in dieser Zeit der Wintersonnenwende die Bill of Rights, die am 15. Dezember 1791 angenommen wurde, und die uns daran erinnert, dass es keine Religionsfreiheit ohne die Freiheit des Widerspruchs geben kann. Lassen Sie uns Religion und Regierung voneinander trennen!"

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Schlangenkrippe des Satanic Temple

Auch vor dem Staatskapitol von Michigan sind alternative Krippen zu bewundern. Bereits im dritten Jahr in Folge konnten Anhänger der Satanic Temple durchsetzen, dass neben der christlichen Krippe auch ein religiöses Symbol ihrer Religion aufgestellt werden darf: Eine satanische Schlangen-Krippe mit dem zentralen Schriftzug "Das größte Geschenk ist Wissen". Seit dem letzten Jahr gesellt sich auch eine Darstellung des Fliegenden Spaghettimonsters zur Weihnachts- und Schlangenkrippe vor dem Staatskapitol von Michigan.

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Das FSM wacht über das Staatskapitol von Michigan

Die Anhänger des Satanic Temple und des Fliegenden Spaghettimonsters in den USA berufen sich auf den ersten Zusatzartikel der Verfassung, der allen Bekenntnissen freie Religionsausübung gestattet und die staatliche Bevorzugung einer Religion verbietet.

Beide Bewegungen wurden von Atheisten ins Leben gerufen, um christliche Privilegien aufzuzeigen und abzuschaffen. Denn da der Satanic Temple und die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters als Religionen auftreten, müssen ihnen dieselben Rechte zugebilligt werden wie anderen Religionsgemeinschaften. Spaghettimonster und Schlangenkrippe wären vor dem Kapitol demnach nur zu verdrängen, wenn man auch auf die christliche Krippe verzichten würde.

Während die Krippen-Alternativen in den USA eine politische Stoßrichtung haben, entzünden sich in Spanien derzeit die Gemüter an einem eher intimen Krippenspiel. Bereits seit drei Jahren inspiriert Hector Valdivielso, Besitzer des Sexshops Non Sit Peccatum in der Nähe von Toledo, seine Kundschaft in der Weihnachtszeit mit einer ganz eigenen Interpretation des Festes der Liebe. Im Schaufenster stellt er eine Dildo-Krippe aus – drei Keramik-Dildos, von einem Künstler extra zu diesem Zweck bemalt mit den Bildern von Maria, Josef und dem Jesus-Kindlein.

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Dildo-Krippe  (c) Not Sit Peccatum/Facebook

Anders als in den Vorjahren wurde Valdivielso in diesem Jahr von Christen attackiert. Sein Firmenschild wurde beschmiert, er wurde im Laden beschimpft und erhielt Drohbriefe. Valdivielso entschloss sich daraufhin, die Krippe kurzfristig aus dem Schaufenster zu entfernen und die Passanten selbst entscheiden zu lassen, ob diese zurückkehren solle oder nicht. Knapp 80% stimmten für eine Rückkehr der Dildo-Krippe ins Schaufenster.