Relaunch der "British Humanist Association"

Britische Gesellschaft steht hinter humanistischen Werten

Die "British Humanist Association", in der sich Prominente wie Stephen Fry seit Jahren engagieren, hat in der zurückliegenden Woche einen Relaunch gestartet und ist jetzt unter dem Label "Humanists UK" aktiv. Eine Umfrage zur Zustimmung zu humanistischen Werten veranlasste die erfolgreiche Organisation, ihren Namen zu ändern und im ganzen Königreich aktiv zu werden.

"Gehören Sie einer Religion an und wenn ja, welcher?" Auf diese Frage antworteten 44 Prozent aller befragten Briten, Waliser und Schotten mit "Nein". Nur 40 Prozent der Befragten fühlen sich zu einer der beiden großen Kirchen Großbritanniens zugehörig (30 Prozent Church of England, 10 Prozent Roman Catholic). Dies geht aus einer Umfrage hervor, die das britische Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der britischen Humanisten im Juli 2016 durchgeführt und vor wenigen Tagen veröffentlicht hat. Befragt wurden dabei etwas mehr als 4.000 Männer und Frauen aus allen Regierungsbezirken der Hauptinsel Großbritanniens.

Bei der Umfrage wurde auch nach der Zustimmung zu verschiedenen Aussagen gefragt, um die Neigung zu humanistischen Grundwerten zu erkunden. So stimmten etwa zwei von drei Befragten der Aussage "Wissenschaft und Beweise sind das beste Mittel, um das Universum zu verstehen" zu. Nur jeder sechste Befragte hält die gegenteilige Aussage "Glaube ist für ein umfängliches Verständnis des Universums notwendig" für zutreffend.

Mehr als die Hälfte der Befragten ist darüber hinaus der Meinung, dass die Beantwortung der Frage, was richtig und was falsch ist, von den Auswirkungen der zu prüfenden Umstände auf die Menschen und die Welt abhängt. Dem gegenüber steht, dass nur jeder vierte Befragte davon ausgeht, dass "richtig" und "falsch" vorgegeben ist. Nur jeder zehnte ist der Ansicht, dass das vom persönlichen Standpunkt abhängt.

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, was richtig und falsch sein könnte, ist für mehr als zwei Drittel der Befragten Empathie grundlegend. Nur einer von zehn Befragten hält hier Kenntnis religiöser Erzählungen und Lehrmeinungen für wichtig.

Jeder dritte Befragte wählte bei allen drei Fragen die Aussage aus, deren Gehalt auf humanistischen Grundwerten beruht (hier die jeweils erstgenannten). Von diesen Personen gaben 20 Prozent an, dass sie sich selbst als Humanisten bezeichnen, weitere 52 Prozent neigen dazu. 19 Prozent konnten mit der Bezeichnung nichts anfangen, die übrigen acht Prozent lehnen die Selbstdefinition als Humanist (eher) ab.

Auffallend ist, das bei fast allen Fragen Geschlecht, Alter und soziale Herkunft keinen wesentlichen Einfluss auf die Positionen der befragten hatten. Die Abweichungen in diesen Kategorien von den prozentualen Angaben aller Befragten bewegen sich überwiegend im mittleren einstelligen Prozentbereich.

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Blick auf die Millenium-Bridge über die Themse von der Tate Gallery of Modern Art in London | Foto: Thomas Hummitzsch

"Diese Zahlen belegen, dass Humanisten ein weitgehend übersehener Teil der Gesellschaft sind", erklärte der Vorsitzende von "Humanists UK" und Präsident der International Humanist and Ethical Union (IHEU), Andrew Copson. "Es gibt Millionen Menschen in diesem Land, die ihr Leben in die Hand nehmen, eigene Entscheidungen treffen und Verantwortung für andere übernehmen, die moralische Bewertungen auf der Basis von Vernunft, Empathie und Freundlichkeit anstellen und die diese Lebenseinstellung glücklicher, zufriedener und erfüllender macht", so Copson weiter.

Um diese Menschen besser vertreten zu können und die landesweite Zustimmung zu den humanistischen Werten aufzugreifen, wagt die "British Humanist Association" unter dem Label "Humanists UK" einen Neustart. Bekannt wurde dies Ende Mai dieses Jahres. "Ein neuer Name, der den Sinn der Organisation, sich für Humanisten im ganzen Vereinigten Königreich einzusetzen, besser wiedergibt", wie es auf der Website der Organisation heißt.

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Das neue Logo der Humanisten im Vereinigten Königreich

Die britische Satirikerin und Präsidentin der "UK Humanists" Shappi Khorsandi sagte anlässlich der Veröffentlichung der Umfrage, dass der Begriff "Humanist" mit einer Lebenseinstellung assoziiert werde, die auf Logik, Beweisführung und Vernunft, aber auch auf Freundlichkeit und Wärme im Umgang mit anderen Menschen basiert. Diese Lebenseinstellung finde mehr und mehr Anhänger und Befürworter, erklärte Khorsandi mit Verweis auf prominente Humanisten wie die Comedians Stephen Fry oder Tim Minchin, die Wissenschaftler Jim Al-Khalili und Alice Roberts sowie renommierte Schriftsteller wie George Orwell, Ian McEwan, George Eliot oder Virginia Woolf.

"Die Tatsache, dass Humanisten momentan einen Aufwind verspüren, heißt jedoch nicht, dass die Arbeit der Humanists UK weniger wichtig wird. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Es gibt eine wachsende Nachfrage nach humanistischen Zeremonien, einen großen Bedarf nach nicht-religiöser Seelsorge in Krankenhäusern und Gefängnissen und die Anfragen von Lehrern, die Humanismus in der Schule behandeln wollen, nimmt stetig zu. Zugleich wird unsere Arbeit zur Gedanken-, Meinungs- und Glaubensfreiheit neben unseren Kampagnen zur staatlichen Neutralität – etwa in Schulen für die volle Berücksichtigung der Bedürfnisse nicht-religiöser und andersreligiöser Familien – immer wichtiger. Humanists UK ist so gut ausgestattet wie noch nie, um diese Arbeit voranzutreiben."

Erst vor wenigen Tagen konnten die "Humanists UK" in Nordirland die erste rechtlich anerkannte humanistische Trauungszeremonie durchführen, nachdem diese gerichtlich genehmigt wurde. In Schottland haben die humanistischen Trauungszeremonien bereits die kirchlichen Trauungen zahlenmäßig überholt.