In Nordirland haben sich das Model Laura Lacole und der nordirische Fußballnationalspieler Eunan O'Kane in einer humanistischen Zeremonie das Ja-Wort gegeben. Das Besondere daran: sie mussten die rechtliche Anerkennung ihrer nichtkirchlichen Trauung erst gerichtlich durchsetzen. Ob humanistische Trauungszeremonien auch künftig eine standesamtliche Eheschließung in Nordirland ersetzen können, wird erst im September geklärt.
Das Berufungsgericht in Belfast entschied erst wenige Tage vor der Hochzeit, dass das in Nordirland bekannte Glamourmodel Laura Lacole und der Profifußballer Eunan O’Kane in einer humanistischen Zeremonie heiraten darf. Sie mussten dafür vor Gericht ziehen, weil die nordirischen Behörden ihrer auf den 22. Juni angesetzten Eheschließung die rechtliche Anerkennung versagten.
Die Richter am Berufungsgericht gaben am Montag bekannt, dass das Paar in einer nicht-staatlichen Zeremonie ihrer Wahl heiraten kann und die Ehe ohne zusätzliche standesamtliche Trauung Anerkennung findet. Eine Entscheidung in der Kernfrage aber, ob das Paar auf der Basis ihrer persönlichen Überzeugungen von den Behörden benachteiligt worden ist, wird erst im September erfolgen, nachdem der Generalstaatsanwalt John Larkin gegen die Entscheidung des Gerichts in Berufung ging.
Das Paar hatte mit seiner Klage gegen das nordirische Amtsregister zunächst Erfolg. In der Verhandlung am 9. Juni gab Richter Justice Colton dem Paar Recht und bestätigte ihnen sogar die Benachteiligung auf Basis ihrer humanistischen Überzeugung. Laura Lacole, die stellvertretende Vorsitzende des nordirischen atheistischen Verbandes "Atheist NI" ist, teilte nach der Entscheidung (hier die achtseitige Erklärung des Gerichts downloaden) über ihren Instagram-Kanal begeistert mit, dass es fantastisch sei, dass die Ehe anerkannt werde.
"WIR HABEN GEWONNEN! Wir haben das Gesetz geändert! In zwei Wochen werden Eunan und ich Nordirlands erste gesetzlich anerkannte humanistische Hochzeitszeremonie haben. Das können jetzt auch tausend andere Paare! Wir sind begeistert, dass das Gesetz in Nordirland jetzt auch nichtreligiöse Überzeugungen anerkennt und nicht mehr nur religiösen Gruppen dieses gesetzliche Privileg gibt, sondern alle gleich behandelt!"
Doch ihre Freude währte nur kurz. Denn Nordirlands Generalstaatsanwalt John Larkin ging noch am selben Tag in Berufung und sorgte so dafür, dass die endgültige Klärung der Grundsatzfrage, ob Humanisten auf Basis ihrer weltanschaulichen Überzeugung von den Behörden benachteiligt werden, auf September vertagt wurde.
Andrew Copson, der Vorsitzende des Britischen Humanistischen Verbands, kritisierte nach der Verhandlung die Entscheidung des Gerichts.
"Angesichts der grundsätzlichen Aussage ist diese Entscheidung sehr enttäuschend und ein Tiefschlag für Laura und Eunan, die so glücklich darüber waren, dass ihre Hochzeit so wie geplant stattfinden kann."
Die britischen Humanisten hatten das Paar bei ihrer Klage gegen die nordirischen Behörden unterstützt, die Leiterin für Feierkultur der Organisation, Isobel Russo, sollte die Trauung durchführen.
Dank der Ausnahmegenehmigung des Gerichts konnte das Paar einen Tag nach dem Welthumanistentag heiraten.
Congratulations to newlyweds @LauraLacole and @eunan10, who just had Northern Ireland's first legally recognised humanist wedding ceremony.
— Humanists UK (@Humanists_UK) 22. Juni 2017
Im Grundsatz ist aber nicht klar, ob humanistische Hochzeitszeremonien in Nordirland dauerhaft rechtlich anerkannt werden, wie dies in Schottland und Irland der Fall ist.
Die Entscheidung in der Grundsatzfrage wird noch einmal spannend, da die tatsächliche strukturelle Benachteiligung von weltlich-humanistischen Zeremonien oft dazu führt, dass der gesellschaftliche Bedarf nicht erfasst wird. Beispielsweise sind nach Auskunft der schottischen Humanisten die Zahlen der humanistischen Eheschließungen in Schottland infolge ihrer Anerkennung in die Höhe geschossen. 2005 haben den 82 humanistische Hochzeiten demnach etwa 9.000 kirchlichen Trauungen gegenübergestanden. 2015 haben bereits 4.290 humanistische Zeremonien stattgefunden, die Zahl der kirchlichen Hochzeiten ist denmach sogar geringer gewesen. Mitte Juni verzeichneten die schottischen Humanisten zudem die 25.000ste Hochzeit in ihren Reihen, Louise und Alasdair Jack knackten die 50.000-Marke derjenigen, die sich mit den schottischen Humanisten trauen ließen.
"50,000 married in Humanist Society Scotland weddings" https://t.co/KvKH4AWUYr
— Scottish Humanists (@humanistsociety) 19. Juni 2017
In Irland wurden drei Jahre nach Anerkennung bereits sechs Prozent aller Eheschließungen mit einer humanistischen Trauungszeremonie begangen, Tendenz steigend.
Ein Erfolg der britischen Humanisten in Nordirland wäre ein großer Schritt im Bemühen um die Anerkennung der humanistischen Hochzeiten. Denn während man in Schottland und Irland bereits humanistisch heiraten kann, muss in England und Wales noch eine zusätzliche standesamtliche Trauung stattfinden, damit eine Eheschließung juristisch Anerkennung findet.