Kommentar

Alle bekloppt

Corona-Panik, Hamsterkäufe und Europas menschenverachtende Flüchtlingspolitik bestimmen gegenwärtig die Berichterstattung. Ist die Menschheit noch zu retten oder einfach nur hoffnungslos bekloppt, fragt hpd-Redakteurin Daniela Wakonigg.

Zur Zeit haben es Humanisten echt schwer. Zumindest dann, wenn man Humanismus als Vertrauen in den guten Kern und die Entwicklungsfähigkeit des Menschen versteht. Ein schwacher Trost ist dabei, dass es den Gottgläubigen auch nicht besser geht. Denn wer den Menschen als Ebenbild Gottes oder Krone der Schöpfung betrachtet, sollte sich gegenwärtig ernsthaft fragen, ob sein Schöpfer wirklich so dufte ist wie vermutet.

Aktuell kann man sich des Eindrucks einfach nicht erwehren, dass alle irgendwie bekloppt geworden sind. Im Land herrscht Corona-Panik. Halbe Supermärkte sind durch Vorratskäufe leergefegt und im Gesundheitswesen werden Desinfektionsmittel und Atemschutzmasken zur Mangelware, weil Otto Normalbürger die Sachen hortet. Und warum das alles? Wegen eines Virus, bei dem Wissenschaftler derzeit in Gebieten mit gut entwickelter medizinischer Versorgung von einer Durchschnittssterblichkeit ausgehen, die nicht massiv höher liegt als bei den üblichen saisonalen Grippeviren.

Nicht dass wir uns missverstehen: Ich halte Vorsichtsmaßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung einer neuartigen Erkrankung aus medizinischer und politischer Sicht für absolut sinnvoll. Es ist die völlige Unfähigkeit vieler Menschen, auf solche Umstände angemessen zu reagieren, die mich verzweifeln lässt.

Auf der einen Seite Menschen, die Hunderte andere anstecken, weil sie trotz bestehender Symptome Großveranstaltungen besuchen oder weil sie nach Kontakt mit einem Infizierten ihrer Arbeit nachgehen, als wäre nichts gewesen. Leute, bleibt zuhause, wenn ihr krank seid! Und das gilt nicht nur für Corona, sondern auch bei jeder Grippewelle und bei allen anderen ansteckenden Krankheiten. Ihr mögt mit euren Keimen fertig werden, andere mit schwachem Immunsystem dagegen nicht. Also behaltet die fiesen kleinen Dinger gefälligst für euch!

Auf der anderen Seite Menschen, die vollkommen in Panik verfallen und mit ihren Hamsterkäufen Supermärkte in öde Regalwüsten verwandeln, als stünde ein Atomkrieg unmittelbar bevor. Menschen, die in Krankenhäusern Desinfektionsmittel aus den Spendern klauen, weil andere zuvor die Apotheken leergekauft haben. Tonnenweise gammeln nun Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel in weitgehend ungefährdeten deutschen Haushalten vor sich hin, die Krankenhäusern, Arztpraxen und chronisch Kranken, die sie wirklich benötigen, fehlen. Ob all die Hamsterkäufer und Desinfektionsmittel-Horter wohl dieselben sind, die der Fridays for Future-Bewegung irrationale Panik unterstellen?

Das gegenwärtige Verhalten der Bevölkerung schürt den Verdacht, dass es sich bei Menschen primär um egoistische Arschlöcher handelt, denen allein ihr eigenes Wohl am Herzen liegt, während ihnen der Rest der Menschheit einfach nur am Allerwertesten vorbeigeht. Ein Verdacht, der sich durch die gegenwärtigen Ereignisse an der griechisch-türkischen Grenze erhärtet. Griechische Neonazi-Schlägertrupps hindern Flüchtlingsboote am Anlegen auf Inseln in der Ägäis. Europa schickt bewaffnete Grenzschützer an die griechisch-türkische Grenze, um Kriegsflüchtlinge vom Betreten der EU abzuhalten. Frauen, Kinder und – ja, ich weiß – auch viele junge Männer - doch auch für die gelten Menschenrechte. Flüchtlinge, die aus der Türkei busladungsweise an die Grenze gekarrt werden, missbraucht von Erdogan als Spielball zur Erpressung der EU, damit sie ja seiner perfiden Politik nicht im Wege stehen möge.

Was wir derzeit erleben, ist vermutlich nur ein Vorgeschmack auf das, was die Zukunft bringt. Und damit meine ich nicht die kurz bevorstehende Heuschnupfensaison, die durch die allgemein erhöhte Niesfrequenz in diesem Jahr womöglich zu einer exorbitanten Sterblichkeit durch panikinduzierte Herzinfarkte führen könnte. Ich rede von jener Zukunft, in der durch immer weiter zunehmenden Flugverkehr Pandemien zum regelmäßigen Phänomen werden und in der es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir dabei mit einem richtig gefährlichen Keim irgendwann den Jackpot absahnen. Ich rede von einer Zukunft, in der durch den ungebremsten Klimawandel immer mehr Gebiete der Erde unbewohnbar oder unfruchtbar werden und in der sich die Menschen massenweise aus jenen Regionen nach Europa aufmachen, weil es für sie ums pure Überleben geht.  

Dabei hätten wir so vieles selbst in der Hand. Die aktuell in Windeseile eingerichteten Heim-Arbeitsplätze und Telefonkonferenzen anstelle internationaler Meetings weisen den Weg in eine sinnvollere Arbeitszukunft mit weniger Pandemiegefahren und weniger überflüssigem Individualverkehr und Klimaemissionen. Natürlich reicht das nicht, um den Klimawandel zu stoppen. Aber es wäre ein Anfang. Wenn wir dann noch die Sache mit unserem Egoismus wenigstens halbwegs in den Griff kriegen würden, könnte man in Erwägung ziehen, der Zukunft mit zaghaftem Optimismus entgegenzusehen. Wenn. 

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