Spanien: Parlament plant Untersuchungskommission zu kirchlichem Missbrauch

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Palacio de las Cortes, Sitz des spanischen Abgeordnetenhauses.
Palacio de las Cortes, Sitz des Abgeordnetenhauses

Das spanische Parlament hat – trotz der Gegenstimmen rechter Parteien – den Weg für eine unabhängige Kommission zur Untersuchung sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der katholischen Kirche frei gemacht. Ob es eine parlamentarische Untersuchungskommission oder eine Expertenkommission sein wird, wird höchstwahrscheinlich am 15. Februar entschieden. Damit folgt Spanien anderen Ländern wie Australien und Portugal. Nun ist es an Deutschland, rasch nachzuziehen.

Über Jahrzehnte hatte die spanische katholische Kirche sexuelle Übergriffe, besonders auch auf Minderjährige und durch Abhängigkeit besonders verletzliche Personen, durch ihre Amtsträger und Angestellten vertuscht. Seit jedoch immer mehr Betroffene ihr Schweigen brechen und eine große Recherche der spanischen Zeitung El País keinen Stein mehr auf dem anderen ließ, gibt die katholische Kirche immerhin einige wenige Fälle seit dem Jahr 2001 zu. Für die Betroffenen, unter ihnen auch laute prominente Stimmen wie die des Filmregisseurs Pedro Almodóvar oder des Autors Alejandro Palomas, kein großer Trost. Opfer sexueller Gewalt durch Amtsinhaber der katholischen Kirche fordern schon lang eine unabhängige Kommission, die diese Missbrauchsfälle untersucht.

Miguel Hurtado, der als Jugendlicher im Kloster Montserrat missbraucht wurde und unter der Vertuschung durch die Äbte gelitten hatte, spricht seit 2019 über das, was ihm widerfahren ist. Er ist es auch, der eine Petition bei Change.org mit aktuell etwa 64.000 Unterschriften an Ministerpräsident Pedro Sánchez sowie weitere hochrangige Politiker und Politikerinnen wie Pablo Casado oder auch Yolanda Díaz richtete, um eine Wahrheitskommission zur Untersuchung der Missbrauchsfälle zu fordern.

Am Dienstag hat der Kongress nun in einer Abstimmung den Grundstein zur Schaffung einer Kommission gelegt. Nach längeren Treffen mit Betroffenen der sexuellen Gewalt sprachen sich die linken Parteien für die Kommissionsgründung aus.

Mit den Stimmen von Unidas Podemos, ERC und EH Bildu konnte trotz Gegenstimmen der Parteien Partido Popular und VOX die Entscheidung gefällt werden. Die PSOE zumindest hat erklärt, sich nicht zu sperren und stets "an der Seite der Opfer" zu sein. Offen ist nur noch die Frage, ob die Kommission eine parlamentarische oder eine aus Expert*innen bestehende sein wird. Wahrscheinlich am 15. Februar wird endgültig darüber entschieden.

Andere Länder haben schon vor Jahren vorgemacht, wie eine unabhängige Kommission zur Untersuchung sexuellen Missbrauchs durch in der und für die katholische Kirche tätige Personen aussehen kann. Bereits im Jahr 2010 untersuchte eine nicht-kirchliche Kommission kirchliche Missbrauchsfälle in Belgien. In den Niederlanden begann die Arbeit einer Kommission im Jahr 2011.

In Australien startete 2013 eine Kommission ihre Beleuchtung von Missbrauchsfällen. Im Januar diesen Jahres folgte auch Portugal. Eine unabhängige Kommission soll den Missbrauch in der portugiesischen katholischen Kirche untersuchen und auch in Deutschland wird die restlose Aufarbeitung der Missbrauchsfälle gefordert.

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