Priesterkandidat wird gefeuert – wegen Foto mit "Prince Charming"

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Die Theatinerkirche in München war Kulisse
Die Theatinerkirche in München

Ein Selfie mit einem schwulen Reality-TV-Star, gepostet auf Instagram, genügte der Leitung eines Münchner Priesterseminars, um einen Priesterschüler zu feuern. Für den 21-jährigen Henry Frömmichen bedeutete dies das abrupte Ende eines Lebenstraums.

Um ihn wahrzumachen, habe er seinen Beruf als Bestatter aufgegeben und sei aus seinem schwäbischen Heimatort nach München gezogen, ins Priesterseminar "St. Johannes der Täufer". Und dann, nach gerade einmal drei Monaten Ausbildung: das Foto auf Instagram. Ein spontaner Schnappschuss mit Alexander Schäfer, der als Kandidat in der TV-Datinghsow "Prince Charming" bekannt wurde. Das Format funktioniert nach Vorbild des "Bachelors", allerdings mit einem schwulen Hauptakteur.

Screenshot Instagram
Ex-Priesteranwärter Henry Frömmichen (rechts) mit "Prince Charming"-Kandidat Alexander Schäfer. (Screenshot: Instagram)

Der Bildhintergrund, die Münchener Theatinerkirche, mag Zufall sein. Der Hashtag "#dubistgeliebtsowiedubist" erscheint wie bittere Ironie angesichts einer Kirche, die gern von Liebe schwadroniert, doch Diskriminierung praktiziert.

Die offizielle Begründung für den Rauswurf liest sich nüchtern: "Ihr Umgang mit sozialen Medien lässt erkennen, dass sie derzeit nicht die für eine Ausbildung zum Priester geeigneten Voraussetzungen mitbringen", heißt es da. Allerdings spricht der Gefeuerte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk von ganz konkreten Bezichtigungen: "Und dann wurde mir dann aufgrund des Bildes vorgeworfen, ich würde das unterstützen und würde mich mit homosexuellen Menschen solidarisieren und diese Art von Homosexualität, wie sie da in dieser TV-Sendung dargestellt wird, das würde ich propagieren." In Wahrheit habe er zeigen wollen, dass er auch als Priesterkandidat offen über Homosexualität sprechen könne. Den "Prince Charming" Alexander Schäfer habe er nur von Instagram gekannt, die TV-Show selbst habe er überhaupt nicht verfolgt.

All dies geschah vor knapp fünf Monaten, Ende November 2020. Anstoß für Frömmichens jetzigen Gang an die Öffentlichkeit sei die Entscheidung des Vatikans gegen Segnungsfeiern für homosexuelle Paare gewesen.

Der Kirche wirft Henry Frömmichen nun "Falschheit und Doppelmoral" vor. Heimliche Homosexualität werde dort geduldet, solange nichts davon an die Öffentlichkeit gelange. Wie er berichtet, habe er sich im Gespräch vor Aufnahme ins Seminar noch nicht geoutet. Gewiss, der Seminarleiter Regens Wolfgang Lehner habe mit ihm über frühere Beziehungen gesprochen, das Thema Homosexualität sei jedoch nicht zur Sprache gekommen. Erst beim Kündigungsgespräch habe Lehner ihm mitgeteilt, dass er sich über von Anfang an über die Homosexualität des Bewerbers im Klaren gewesen sei.

Seine Beziehung mit einem Mann hatte Frömmichen zu dieser Zeit bereits beendet, da katholische Priester im Zölibat leben. Doch laut einer päpstlichen Instruktion disqualifiziert ihn schon die bloße Orientierung für das Amt. Homosexuelle Männer dürfen nicht katholische Priester werden, wie Joseph Ratzinger als Benedikt XVI. im Jahr 2005 verkündete. Laut dem berüchtigten Dogmatiker seien sie in einer Situation, "die sie in schwerwiegender Weise daran hindert, korrekte Beziehungen zu Männern und Frauen aufzubauen".

Verglichen damit schlägt Frömmichens Ex-Chef Lehner in den Medien moderate Töne an: "Wenn jemand homosexuell geprägt ist, es aber schafft, unaufgeregt ein gesundes Beziehungsgefüge zu Männern und zu Frauen zu entwickeln, wenn also dieses Thema der Sexualität nicht dauernd im Vordergrund steht, für den sehe ich keinen Grund, warum er nicht Priester werden kann", zitiert ihn der Bayerische Rundfunk.

Wie das zum Rauswurf des Priesterschülers passt, bleibt sein Geheimnis. Zum konkreten Fall wollen sich weder Regens noch das Bistum äußern – "aus Datenschutzgründen". Die Kündigung sei "nach Rücksprache mit Erzbischof Reinhard Kardinal Marx" erfolgt.

"Swabian in bavaria", also "Schwabe in Bayern", steht in Henry Frömmichens Instagram-Vita. In München ist der gebürtige Schwabe auch nach dem Rauswurf geblieben, inzwischen arbeitet er wieder in seinem alten Beruf als Bestatter. Trotz des Eklats sei er weiterhin Mitglied in der katholischen Kirche, sagt er, sein Glaube habe sich sogar noch verstärkt.

Der 21-Jährige hat sich offenbar viel vorgenommen: "Mein Ziel: All denjenigen eine Stimme geben, die unter der Amtskirche leiden!", schrieb er am 20. März auf Instagram. Ein begrüßenswertes Anliegen. Doch um die verkrusteten Strukturen der katholischen Kirche aufzubrechen, bedarf es mehr als einiger engagierter Postings – sofern dieses Vorhaben überhaupt gelingen kann.

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