Glaubensgemeinschaften sehen sich als Hüter von Moral und Ethik. Pastoren von radikalen Freikirchen fühlen sich deshalb als Experten bei der Beurteilung von Gut und Böse und taxieren die Sünden. Weit oben in der Skala angesiedelt ist das angebliche Fehlverhalten in sexuellen Belangen. Einen Spitzenplatz nimmt dabei die Homosexualität ein, die als eine Art Ursünde angesehen wird. Doch damit manövrieren sich manche Freikirchen direkt in Teufels Küche.
Der Senat des US-Bundesstaats Florida hat ein Gesetz verabschiedet, das den Unterricht über die sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in Kindergärten und an Grundschulen verbietet. Mit 22 zu 17 Stimmen hat das konservativ dominierte Parlament zugestimmt und damit gleichzeitig Trump-Herausforderer Gouverneur Ron DeSantis in Stellung gebracht, der das Gesetz am Montag unterzeichnete. Ein herber Rückschlag für die Rechte queerer Menschen, der allerdings nicht stumm hingenommen wurde.
Neuseelands Parlament hat mit einer großen Mehrheit ein Verbot von "Therapien" beschlossen, die die sexuelle Orientierung oder die sexuelle Identität verändern sollen. Wer unter 18-Jährige mit solchen Behandlungen traktiert oder bei Volljährigen schwere Schäden durch sie anrichtet, riskiert nun eine Haftstrafe.
Zur besten Sendezeit strahlte die ARD am vergangenen Montagabend einen Dokumentarfilm aus, dessen Inhalt vermutlich bleibende Eindrücke bei allen Zuschauern hinterlassen wird. Das Thema drehte sich um nicht heterosexuelle Menschen deren Lebens- und Arbeitsumfeld mit der katholischen Kirche eng verwoben ist. In der Dokumentation kommen 125 Menschen diverser sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität zu Wort und berichten von ihren Erfahrungen des Verheimlichens und des Kämpfens um Anerkennung.
Hin und wieder werden Werbespots aufgrund eines Shitstorms aus den sozialen Netzwerken, Videoportalen, Fernsehen oder Radio entfernt. Geht es dabei etwa um Rassismus oder Sexismus, sind dieser öffentlich aufgebaute Druck und die entsprechenden Konsequenzen sehr begrüßenswert. Wenn allerdings auf die Gefühle von homophoben Persönlichkeiten Rücksicht genommen wird, sind die Leidtragenden vor allem LGBTQIA+. Diese Form von Cancel Culture muss als reaktionär eingestuft werden. Ein Kommentar von Constantin Huber.
Obwohl die wissenschaftliche Faktenlage klar ist und sämtliche Vorurteile zu beseitigen vermag, lehnen noch immer viele Menschen die sexuelle Zuneigung von Menschen gleichen Geschlechts kategorisch ab. Die häufig religiös begründete Geringschätzung mündet manchmal sogar in purem Hass und Menschenverachtung. Dies musste Eric Osterberg am eigenen Leib erfahren, als er in dem christlich geprägten Bundesstaat Oregon kurz vor einer Gemeinderatssitzung wegen seiner Homosexualität mit dem Tode bedroht wurde.
Es ist kein Geheimnis, dass die russische Regierung ein Problem mit Menschen hat, die nicht heterosexuell sind. Selbst eine LGBTQI-freundliche Meinung in der Öffentlichkeit zu äußern steht seit 2013 unter Strafe. Nun hat das Justizministerium die Vereinigung "LGBT-Network" als "ausländischen Agenten" eingestuft – ein Stigma, das der Gruppe ihre aktivistische Arbeit beinahe verunmöglichen wird. Das polnische Parlament arbeitet derweil an einem Gesetz, das geschlechtliche und sexuelle Diversität unsichtbar machen soll.
Derzeit läuft der aktuelle 007-Film "Keine Zeit zu sterben" in den Kinos, nachdem der Start wegen der Pandemie mehrfach verschoben werden musste. Er fällt äußert positiv auf durch Emotion und Emanzipation: Er hat viel Tiefgang und trägt der #MeToo-Dabatte Rechnung.
Homophobie ist man aus der Kirche gewohnt. Erst in diesem Jahr betonte beispielsweise die vatikanische Glaubenskongregation noch einmal ihre Ablehnung der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Ein schwedischer Pfarrer hat den Spieß nun umgedreht: er weigert sich, heterosexuelle Menschen zu trauen. Damit will er die Kirche von Schweden zum besseren Schutz der Rechte queerer Personen bewegen.
Sex ist in der katholischen Kirche ein heikles Thema. Besonders dann, wenn es sich um gleichgeschlechtlichen Sex handelt. Dies musste jüngst auch der US-amerikanische Priester und Generalsekretär der dortigen Bischofskonferenz Jeffrey Burrill am eigenen Leib erfahren. Aufgrund von "möglicherweise unangemessenem Fehlverhalten" trat er von seinem Amt zurück. Der Grund: Burrill wurde mit der Homosexuellen-Dating-App "Grindr" auf dem Handy erwischt.
Mit einem "Krebsgeschwür" und "Krebsmetastasen" vergleicht der polnische Theologe Dariusz Oko homosexuelle Gruppen in der katholischen Kirche, nachzulesen in der Zeitschrift "Theologisches". Das Kölner Amtsgericht hat deshalb einen Strafbefehl gegen Oko wegen Volksverhetzung erlassen.
In den letzten Jahrzehnten häuften sich die Vorwürfe gegen den Psychotherapeuten und Priester Tony Anatrella. Neben seiner homophoben Agenda, die versucht, Homosexuelle aus Ämtern in der katholischen Kirche fernzuhalten, wurde er mehrfach sexualisierter Übergriffe beschuldigt. Seit 2018 darf er keine priesterlichen Aufgaben mehr ausführen. Nun soll Anatrella vor ein Kirchengericht, weil er Männern versprochen hatte, sie mittels sexueller Handlungen mit ihm von "Pseudo-Homosexualität" zu heilen.
Das Phänomen ist bekannt: Gewisse Menschen und Institutionen haben Mühe mit dem Wandel der Zeit. Sie fühlen sich durch das Unbekannte und Fremde bedroht und verklären das Althergebrachte. Nicht jeder Wandel oder jede neue Entwicklung ist per se ein Segen für die Allgemeinheit. Doch es gibt viele Lebensbereiche und ethische Aspekte, die dringend Korrekturen benötigen.
Wenn ein Mann mit einem anderen Mann schläft, soll er getötet werden. Basta. Leviticus 20, 13. Das ist keine Meinung, das ist keine Ansicht, das ist kein Diskussionspapier. Es ist der Wille der Gottheit. Es steht so in dem heiligen Buch, dessen Buchstaben die Gottheit haarfein den Autoren eingegeben hat, derweil sie offenbar unfähig ist, bestimmte sexuelle Neigungen, die sie blöd findet, zu unterbinden.
Immer wieder steht Kamerun wegen seiner fragwürdigen Menschenrechtslage international in der Kritik. Vor kurzem kam es im Justizsystem erneut zu einem kuriosen Fall: Zwei Transfrauen wurden zu jeweils fünf Jahren Haft verurteilt – wegen "versuchter homosexueller Handlungen".