USA: Satanic Temple bietet Unterstützung bei Schwangerschaftsabbruch

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Symbolbild
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Nach dem Fall des Grundsatzurteils Roe v. Wade hatten zahlreiche US-Bundesstaaten die Möglichkeiten legaler, medizinisch begleiteter Schwangerschaftsabbrüche stark eingeschränkt bis unmöglich gemacht. Der Satanic Temple konnte diese Bevormundung nicht akzeptieren und gründete im Februar 2023 eine Teleklinik für Abtreibungen. Damit wird ungewollt Schwangeren nicht nur Unterstützung geboten, sondern auch direkte Hilfe durch Zugang zum medikamentösen Schwangerschaftsabbruch. Nach vier Monaten hatten bereits 38 Personen die Hilfe angenommen.

Die religiöse Rechte hat in den letzten Jahren einige Ziele erreicht, auf die sie lang hingearbeitet hat. Zum Beispiel die Einschränkung reproduktiver Rechte. Seit 1973 hatte das Grundsatzurteil Roe v. Wade ungewollt Schwangeren das Recht gesichert, legal und medizinisch begleitet ihre Schwangerschaft beenden zu lassen. 2022 kippte der unter Ex-Präsident Trump mit einem neuen Richter und einer neuen Richterin bestückte Oberste Gerichtshof das Grundsatzurteil. Mit verheerenden Folgen. Zahlreiche Bundesstaaten, unter ihnen Texas, ließen sofort strikte Abtreibungsverbote in Kraft treten. So strikt, dass selbst eine zunächst gerichtlich erlaubte Notfallabtreibung noch gestoppt werden konnte. Eine Situation, die der Satanic Temple so nicht dulden konnte. Sieht doch der dritte Grundsatz des Temples vor, dass der Körper eines Menschen unverletzlich und dem eigenen Willen vorbehalten ist.

Unter anderem darum hat der Satanic Temple sein eigenes Abtreibungsritual, klagte für die Herausgabe von Abtreibungsmedikamenten und kämpft weiterhin gerichtlich für die Wahrung von Mitgliederrechten auf Selbstbestimmung bezüglich der Reproduktion.

Direkte Hilfe mussten verzweifelte Schwangere jedoch zunächst zum Beispiel bei der Non-Profit-Organisation Planned Parenthood suchen, die Kontakte zu Abtreibungseinrichtungen in anderen Bundesstaaten sowie Ressourcen wie Sprit, Flüge, Unterkunft und Verpflegung oder Kinderbetreuung bereitstellte. Im Februar 2023 jedoch wandte sich Satanic Temple auch der praktischen Seite des Schwangerschaftsabbruchs zu und eröffnete die "Samuel Alito’s Mom’s Satanic Abortion Clinic™" (Samuel Alitos Mutter Satanische Abtreibungsklinik).

Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich eine hämische Kampagne zum Richter des Obersten US-Gerichtshofs Samuel Alito. Dieser zeigt sich oftmals wenig menschen- und minderheitenfreundlich und dafür umso lieber als Gegner eines Rechts auf legale Schwangerschaftsabbrüche. Satanic Temple geht in einigen Videos auf Youtube davon aus, dass seine Mutter wohl abgetrieben hätte, wenn Abtreibung zur Zeit ihrer Schwangerschaft mit ihrem Sohn Samuel legal gewesen wäre. Darum hatte der Temple seine Klinik direkt nach Samuel Alitos Mom benannt, ohne ihren Namen, Rose Fradusco Alito, zu verwenden.

Die Klinik ist eine reine Teleklinik, die Beratung durch medizinisches Personal und Unterstützung beim Erhalt von Abtreibungsmedikamenten bietet. Bedingungen sind, dass die schwangere Person mindestens 17 Jahre alt ist, höchstens elf Wochen schwanger ist, sich zum Zeitpunkt der Beratung und Medikamentenentsendung in New Mexico befindet und das Abtreibungsritual des Temple durchführen möchte. In New Mexico sind Schwangerschaftsabbrüche legal. Eine Mitgliedschaft im Satanic Temple ist auch für das Ritual nicht notwendig. Einige medizinische Gründe jedoch könnten eine Person von der Unterstützung durch die Teleklinik ausschließen.

Wie der Satanic Temple bei X (vormals Twitter) veröffentlichte, hatten bereits im Juni 38 Personen die Dienste der Klinik in Anspruch genommen. Für die einen hat die Klinik des Temple das Zeug, Abtreibungsverbote auszuhebeln und unzählige Schwangere vor einer gefährlichen, illegalen Abtreibung zu schützen. Einer Abtreibung, wie sie im Geburtsjahr Samuel Alitos noch üblich war und unzählige Leben und Gesundheit kosteten.

Für andere, konservative Evangelikale ist die Klinik nur eines: Ein Übel.

Finanziert wird die Teleklinik des Satanic Temple durch Geldspenden, da sich selbstgerechte Empörung Evangelikaler nicht als Zahlungsmittel verwenden lässt.

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