USA: Satanic Temple verteidigt seine religiösen Reproduktionsrechte

Bereits nachdem Texas ein neues Gesetz, welches legale Abtreibungen fast unmöglich macht, verabschiedet hatte, hatte sich der Satanic Temple zu Wort gemeldet und verkündet, Gläubige samt ihren religiösen Abtreibungsritualen vor Hindernissen wie zum Beispiel Wartezeiten oder medizinisch unnötige Prozeduren zu schützen. Die Abtreibungsrituale des Satanic Temple stehen in strengem Kontrast zu den sechs von Texas zugebilligten Wochen. Nun sucht der Temple juristische Ansätze, um gegen das Gesetz in Texas und womöglich folgende Staaten vorzugehen. Sollte die Grundsatzentscheidung zu legalem Schwangerschaftsabbruch kippen, ist der Temple bereit.

Ein Anfang Mai aus dem Obersten US-Gerichtshof an die Medien durchgestochenes Dokument mit Ausführung eines Richters zum Grundsatzurteil Roe v Wade, welches seit 1973 den legalen Zugang zu medizinisch begleiteter Abtreibung regelt, hatte weltweit für Empörung gesorgt.

Sollte das Grundsatzurteil kippen und zahlreiche US-Bundesstaaten drastische Einschränkungen zu legalen Schwangerschaftsabbrüchen, bis hin zu Totalverboten, in Kraft treten lassen, würde das die reproduktiven Rechte unzähliger Menschen in einem unerträglichen Umfang beschneiden. Ungewollt schwangere Amerikaner*innen müssten für legale Hilfe entweder noch weiter reisen als ohnehin schon, bedingt durch den Mangel an Abtreibungskliniken, oder sich auf gefährliche und womöglich unhygienische Bedingungen illegaler Abtreibungen einlassen. Nachdem Texas bereits vorgeprescht war und im letzten Jahr Abtreibungen nach dem Einsatz des Herzschlages beim Embryo, welcher zumeist in Schwangerschaftswoche sechs erkennbar ist, verabschiedet hatte, das Gesetz kurz gestoppt wurde, um dann mit voller Wucht in Kraft zu treten, begann The Satanic Temple mit seiner Vorbereitung zur Unterstützung schwangerer Gläubiger.

Die eigenen Anhänger*innen zumindest möchte der Satanic Temple nun in Texas und – sollte Roe v Wade gekippt werden – auch in weiteren US-Bundesstaaten davor schützen, religiöse Abtreibungsrituale nicht mehr durchführen zu dürfen.

Für The Satanic Temple (TST) steht fest, dass das Texas Religious Freedom Restoration Act (RFRA) (das texanische Gesetz zum Erhalt der Religionsfreiheit) ebenso wie der erste Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten das Recht der Mitglieder des TST auf eine Durchführung ihrer religiösen Abtreibungsrituale in den ersten 24 Schwangerschaftswochen schützt. Ist doch der TST eine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft.

Dem satanische Abtreibungsritual dürfen demnach zum Beispiel nicht Wartezeiten, verpflichtende Beratungsgespräche vor der Abtreibung, unnötige Infomaterialien, überflüssige medizinische Prozeduren wie Zwangssonogramme oder die verpflichtete Beerdigung von fötalem Gewebe aufgezwungen werden. Das Ritual, welches Schritt für Schritt durch operative wie medikamentöse Schwangerschaftsabbrüche geleitet, setzt vor allem auf die körperliche Selbstbestimmung, nach der Schwangere selbst und für sich allein entscheiden, ob sie schwanger bleiben oder nicht mehr schwanger sein möchten. Somit bietet der Temple bereits eine Vorlage an, mit der Anhänger*innen aus religiösen Gründen die Befreiung von staatlichen Einschränkungen einfordern können.

Beim Ritual finden der dritte und der fünfte Grundsatz des TST Anwendung. Grundsatz drei besagt, dass der eigene Körper unantastbar und nur dem eigenen Willen unterworfen ist. Grundsatz fünf erklärt, dass Überzeugungen dem besten wissenschaftlichen Verständnis der Welt entsprechen sollten. Man solle zudem darauf achten, wissenschaftliche Tatsachen niemals so zu verzerren, dass sie den eigenen Überzeugungen entsprechen.

Also sollten auch irrationale Gesetze, religiösem Fundamentalismus entsprungen, keine Gewalt über die Körper von Anhänger*innen des Temple haben.

Über dem ganzen satanisch religiösen Abtreibungsritual steht der Grundsatz "By my body, my blood. By my will it is done." (Durch meinen Körper, mein Blut. Durch meinen Willen ist es geschehen).

Am 5. Mai kündigte TST auf Twitter an, rechtliche Möglichkeiten gegen Gesetze zur Beschneidung reproduktiver Rechte sowie die Schaffung religiöser Abtreibungs-Einrichtungen zu prüfen.

Für manche galt TST bereits im Jahr als letzte Hoffnung, das texanische Abtreibungsgesetz noch zu stoppen. Womöglich ist es tatsächlich die einzige Möglichkeit, Religion und Wissenschaftsfeindlichkeit mit ihren eigenen Mitteln zurückzudrängen.

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