BERLIN. (hpd) Klöster und Kirchen in der Schweiz und in Österreich weigern sich, Flüchtlinge aufzunehmen. Daran zeigt sich: wenn die vielbeschworene Nächstenliebe konkret wird, vergessen die Kirchen ihre eigenen Ansprüche. Mahnende Zeigefinger und moralische Sprüche haben sie nur für "die Anderen".
Bereits im vergangenen Dezember wies Hubertus Mynarek in einem Artikel des hpd darauf hin, dass die katholische Kirche, trotz öffentlicher Bekundungen, "bis heute für Flüchtlinge keine kirchlichen Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hat, obwohl viele Kirchen in der ganzen Welt leer stehen, zahlreiche Klöster keinen Ordensnachwuchs haben und auch die vatikanischen Gemächer und Gärten groß genug wären, um eine Menge von Flüchtlingen aufzunehmen." Daran hat sich auch bis jetzt nicht sonderlich viel geändert.
Franziskus weiß, wie man die Medien nutzt und lässt sich feiern. Auf Lampedusa forderte er bereits 2013 mehr Solidarität mit Flüchtlingen und wurde dafür von den Medien gelobt. Im Jahr danach sprach er Flüchtlingen in der Türkei Mut zu. Und im April dieses Jahres drängte er auf mehr internationale Unterstützung bei der Bekämpfung der "Flüchtlingskrise". Auch hier schrieben Journalisten begeistert mit.
Mit den Worten "Solidarität den Flüchtlingen gegenüber ist ein Wort, dass in der entwickelten Welt Ängste hervorruft" kritisierte er das Unvermögen und den Unwillen der europäischen Länder, etwas gegen die im Mittelmeer ertrinkenden Flüchtlinge zu unternehmen.
Doch die von Franziskus geforderte Solidarität - oder, um im katholischen Sprachgebrauch zu bleiben: Barmherzigkeit, wird offenbar nur von "den Anderen" erwartet. Die von ihm geführte Kirche scheint davon ausgenommen.
Im schweizerischen Kanton Zug gibt es für rund 880 Flüchtlinge Plätze. Ab Ende August wird der Kanton keine Unterbringungsplätze mehr zur Verfügung stellen können. Deshalb hat die "Direktion des Innern die diversen Religionsgemeinschaften, die Landeskirchen sowie die Klöster um Hilfe angefragt." Doch die Klöster winken fast alle schon jetzt ab. Sie können nicht helfen, heißt es.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Österreich. Obwohl die katholische Kirche die drittgrößte Immobilienbesitzerin der Republik ist, hält sich die Aufnahmebereitschaft für Asylwerber "in äußerst überschaubaren Grenzen".
Obwohl Platz zur Genüge da wäre, verhallte der Ruf der Innenministerin Johanna Mikl-Leitner an Stifte und Klöster, sich verstärkt um die Aufnahme von Flüchtlingen zu kümmern. "Derzeit kann das Ministerium kein einziges Kloster als Asylquartier nutzen. Nur das Stift Klosterneuburg hat als neue Besitzerin der Magdeburg-Kaserne diese Liegenschaft kostenfrei zur Unterbringung von Asylwerbern zur Verfügung gestellt."
Im Artikel heißt es: "Selbst Papst Franziskus kritisierte bereits vor zwei Jahren die Umwandlung von leerstehenden Klöstern in Hotelanlagen für Touristen und rief dazu auf, stattdessen Flüchtlingen und anderen Bedürftigen Quartier in Klostertrakten zu geben."
Das Oberhaupt der katholischen Kirche gibt öffentlich nicht so gern zu, dass seine Kirche auch ein weltweit agierendes Unternehmen ist. Mit Touristen lässt sich Geld verdienen; Flüchtlinge kosten es. Und im Vergleich zwischen Einnahmen und Ausgaben verliert dann halt die Nächstenliebe. Es genügt ja, der Presse nette Worte zu sagen; mit Taten hat es das Unternehmen "Katholische Kirche" dann nicht mehr so.
15 Kommentare
Kommentare
Horst Herrmann am Permanenter Link
Auch ich habe am 17. April auf hpd online nachgefragt, ob "Flüchtlinge im christlichen Abendland" eine Chance haben.
Dieter Bauer am Permanenter Link
Warum sollte Papst Franziskus und seine Amtskollegen dies tun, da sie doch nur "Sager", nicht "Geber" sind.
manfred fischer am Permanenter Link
Es genügt halt immer für ein Weilchen fromm zu sein und dann vor dieser Welt die Augen zu zumachen
Manfred Fischer
Ulrike Ludy am Permanenter Link
Ich habe mal im Internet recherchiert welche humanistischen Einrichtungen Flüchtlinge aufgenommen haben. Leider ohne Erfolg. Dagegen findet man dutzende von Klöstern, die das getan haben.
Manu Ela am Permanenter Link
Seit wann sind christliche Institutionen verpflichtet, Muslime aufzunehmen, deren hehres Ziel es ist, alle "Ungläubigen" zu vernichten oder zumindest zu bekehren???
Petra Posch am Permanenter Link
Seit wann sind alle Flüchtlinge Muslime?
Es ist bezeichnend, dass sogar in den Kommentaren hier beim hpd immer auf die Anderen verwiesen wird und keiner Verantwortung übernehmen will.
fherb am Permanenter Link
Es geht eben nicht ums gesetzliche verpflichtet sein, sondern darum, Worte mit Taten selbst, also an Ort und Stelle, in Einklang zu bringen. Die Kirche hat immer nur Worte und Ansprüche für Die Anderen.
Ulrike Ludy am Permanenter Link
Wenn Sie mal googeln werden Sie ganz schnell feststellen, dass es sehr wohl Klöster gibt, die Flüchtlinge aufgenommen haben, darunter zum Beispiel St. Ottilien.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich weiß von Gemeinden, die Flüchtlingen helfen - unter der Bedingung, dass sie Christen werden und diesen Gemeinden beitreten. So viel dazu!
Franz Gillinger am Permanenter Link
Der hpd sollte sich vielleicht etwas besser informieren und nicht immer nur hetzen.
Frank Nicolai am Permanenter Link
Wir haben uns da mit den "Hetzern" von profil.at verbündet: http://www.profil.at/oesterreich/kloster-frohnleiten-unterbringung-fluechtlinge-verhindert-5778311
Franz Gillinger am Permanenter Link
Ich hab das gelesen. Das ist ein Beispiel unter vielen. Es kommt auch auf die Umstände an.
Urs Plüss am Permanenter Link
Bei uns beherbergt die eine Pfarrfamilie eine Iranerin (teilweise mit Kindern) und die Landeskirchen engagieren sich bei der Flüchtlingsunterkunft mit ca 140 Personen.
Daniel Meier syn. am Permanenter Link
Wie so oft würde es reichen zu googlen (z.B. Flüchtlingshilfe+Klöster), bevor man sich ein weiteres Mal mit einem Artikel blamiert..
Auch könnte ein Vergleich zwischen den Bundesländern erhellend sein ..
Wolfgang am Permanenter Link
Die christliche Nächstenliebe begann, als eine hochschwangere Frau aus dem Nachbarland in einen Stall verwiesen wurde. Daran hat sich im Grunde bis heute nichts geändert.